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Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
Autoren: R. A. Salvatore
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nicht besiegen könnt.«
    Montolio erhob sich, aber der Drow blieb liegen und dachte über die Worte des Waldläufers nach. Er merkte, wie wenig er über seinen Kameraden wusste und wie sicher er sich gefühlt hatte.
    »Nun kommt schon mit«, sagte Montolio. »Die erste Lektion dieser Nacht haben wir hinter uns gebracht. Sie ist sehr wertvoll gewesen, aber es gibt noch eine Menge, was wir erledigen müssen.«
    »Ihr habt gesagt, ich könnte schlafen«, erinnerte Drizzt ihn.
    »Ich hätte Euch für ausdauernder gehalten«, erwiderte Montolio blitzschnell und warf dem liegenden Dunkelelf ein Lächeln zu.
    Während Drizzt eifrig die vielen Lektionen bewältigte, die Montolio für ihn vorbereitet hatte, sammelte der alte Waldläufer während der folgenden Tage Informationen über den Drow. Ihre Arbeit drehte sich im Kern um die Gegenwart, denn Montolio klärte ihn über die Welt auf und wie man in ihr überlebte. Unweigerlich ließ Drizzt hin und wieder einen Kommentar über seine Vergangenheit fallen. Es wurde fast zu einem Spiel zwischen den beiden: Jeder ließ eine Bemerkung über eine vergangene Sache fallen, aber eher um die schockierte Reaktion des anderen zu erleben, als um eine wichtige Aussage zu machen. Montolio hatte einige nette Anekdoten aus den Jahren, die er unterwegs verbracht hatte, zu erzählen – Geschichten über heldenmütige Kämpfe gegen Goblins und humorvolle Streiche, die sich die normalerweise ernsten Waldläufer gegenseitig spielten. Drizzt hielt sich in bezug auf seine eigene Vergangenheit etwas bedeckt, aber dennoch übertrafen seine Geschichten von Menzoberranzan, von der finsteren und heimtückischen Akademie und von den wilden Kriegen, die die Familien untereinander austrugen, alles, was Montolio sich je vorgestellt hatte.
    Doch so großartig die Geschichten des Dunkelelfs auch waren, so wusste Montolio doch, dass Drizzt ihm etwas verheimlichte und eine schwere Last zu tragen hatte. Zuerst drängte der Waldläufer den Dunkelelf nicht. Er blieb geduldig und war zufrieden, dass er und Drizzt viele Prinzipien teilten und – als er beobachtete, wie sich Drizzts Waldläuferfähigkeiten rasch entwickelten – sie eine ähnliche Weltanschauung hatten.
    Eines Nachts, im silbrigen Lichtschein des Mondes, saßen Drizzt und Montolio in den Holzstühlen, die der Waldläufer hoch oben in die Wipfel einer großen Tanne gebaut hatte. Der Schein des abnehmenden Mondes, der immer wieder von den schnellziehenden Wolken verdeckt wurde, bezauberte den Dunkelelf.
    Natürlich konnte Montolio den Mond nicht sehen, aber der alte Waldläufer, auf dessen Schoß Guenhwyvar es sich bequem gemacht hatte, wusste die frische Nacht dennoch zu genießen. Mit einer Hand kraulte er abwesend Guenhwyvars Nacken, und er lauschte den vielen Geräuschen, die der Wind zu ihnen trug, und dem Plaudern lausender Kreaturen, das der Dunkelelf nie wahrnahm, obwohl er besser als Montolio hörte. Hin und wieder kicherte der Alte. Einmal lachte er laut, als er hörte, wie eine Feldmaus ärgerlich aufschrie, weil eine Eule – wahrscheinlich Auge – sie beim Essen gestört und gezwungen hatte, in ihr Loch zu fliehen.
    Drizzt hatte Gewissensbisse und wurde sich wieder seiner Schuld bewußt, als er den Waldläufer und Guenhwyvar beobachtete, die so mühelos miteinander umgingen und sich gegenseitig akzeptierten. »Vielleicht hätte ich niemals hierherkommen dürfen«, flüsterte er.
    »Wieso?» fragte Montolio ruhig. »Mögt Ihr mein Essen nicht?« Sein Lächeln entwaffnete Drizzt, der sich ihm bedrückt zuwandte.
    »An die Oberfläche, meine ich«, erklärte Drizzt, der sich trotz seiner Melancholie zu einem Lachen durchringen konnte. »Manchmal empfinde ich mein Handeln als sehr egoistisch.«
    »Das ist Überleben immer«, antwortete Montolio. »Bei manchen Gelegenheiten habe ich ebenso empfunden. Einmal bin ich gezwungen gewesen, mein Schwert einem Mann ins Herz zu bohren. Die Härte dieser Welt bringt große Reue mit sich, aber gnädigerweise ist das ein vergängliches Klagelied und dazu noch eins, das man nicht singt, wenn man in den Kampf zieht.«
    »Ich wünschte nur, das Gefühl würde vorbeigehen«, bemerkte Drizzt mehr zu sich oder dem Mond als zu Montolio.
    Aber diese Bemerkung traf Montolio tief. Je näher er und Drizzt sich kamen, desto mehr teilte der Waldläufer Drizzts unbekannte Last. Für einen Elf war der Drow noch jung, aber er war schon weltgewandter und kampferprobter als viele professionelle Soldaten. Es war nicht
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