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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat
Autoren: Guillermo Del Toro
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war auf dem Vorfeld des Terminals eine mobile Einsatzzentrale der Port Authority aufgefahren. Sie stand hinter den Hochleistungsscheinwerfern, die auf die Boeing gerichtet waren. Ihr SWAT-Team war ausgebildet für Evakuierungen, Geiselbefreiungen und Anti-Terror-Einsätze an den Brücken, Tunnels, Busterminals, Flughäfen, Bahnlinien sowie Seehäfen von New York und New Jersey. Die Beamten waren mit leichten Panzerwesten und Maschinenpistolen ausgerüstet. Schäferhunde beschnüffelten das Hauptfahrwerk - zwei Sets mit jeweils sechs riesigen Reifen - und liefen hin und her, die Nasen in die Luft gehoben, als würden auch sie die Gefahr wittern.
    Ob überhaupt noch jemand an Bord ist?, schoss es Captain Navarro plötzlich durch den Kopf. Hatte es nicht mal eine Folge von
Twilight Zone
gegeben, in der ein menschenleeres Flugzeug gelandet war?
    Die Flughafentechniker zündeten die Schneidbrenner und wollten sich gerade an der Unterseite des Rumpfes an die Arbeit machen, als einer der Hunde zu bellen begann und sich dabei an seiner Leine wieder und wieder im Kreis herumdrehte.
    Navarro sah, wie Benny Chufer, der Fahrer seines Drehleiterwagens, auf den Mittelteil der Maschine zeigte. Ein dünner schwarzer Schatten war dort zu erkennen. Ein vertikaler, tiefschwarzer Strich unterbrach die ansonsten perfekt glatte Oberfläche des Rumpfes.
    Es war der Notausgang über der Tragfläche. Die Tür, die Captain Navarra nicht aufbekommen hatte.
    Jetzt stand sie offen.
    Das ergab überhaupt keinen Sinn. Navarra blieb wie angewurzelt stehen und sagte keinen Ton. Vielleicht eine Fehlfunktion der Verriegelung. Oder der Griff war defekt. Vielleicht hatte er auch nur nicht fest genug gezogen ... Oder vielleicht - nur vielleicht - hatte endlich jemand von innen die Tür geöffnet.
     
    JFK International: Kontrollturm
     
    Die Port Authority hatte den Mitschnitt des Funkverkehrs von Jimmy the Bishop sichergestellt. Wie immer stand er, und während er darauf wartete, die Angelegenheit noch einmal mit den Anzugtypen durchzusprechen, begannen deren Handys wie verrückt zu klingeln.
    »Sie ist offen«, sagte einer von ihnen. »Irgendwer hat 3L geöffnet.«
    Nun standen alle auf, um zu dem hell angestrahlten Flugzeug hinauszusehen. Vom Tower aus war allerdings nicht zu erkennen, ob die Tür tatsächlich offen war.
    »Von innen geöffnet? «, fragte Calvin Buss. »Und wer kommt raus?«
    Der Anzugtyp, immer noch am Telefon, schüttelte den Kopf. »Niemand. Bis jetzt.«
    Jimmy nahm den Feldstecher vom Fensterbord, um einen genaueren Blick auf die Regis 753 zu werfen.
    Ja, da war es. Ein Streifen Schwarz über der Tragfläche.
    Die Türen wurden beim Öffnen zunächst ein Stück nach außen gedrückt, schwenkten dann zurück und klappten gegen die Innenwand weg. Also war rein technisch gesehen bis jetzt lediglich die Luftschleuse entkoppelt. Die Tür war noch nicht vollständig geöffnet.
    Er legte das Fernglas weg und trat einige Schritte zurück.
    Aus irgendeinem Grund sagte ihm sein sechster Sinn, dass dies ein guter Moment war abzuhauen.
     
    Rollbahn Foxtrot
     
    Die Gas- und Strahlungsmessgeräte, die an die Öffnung gehalten wurden, signalisierten Entwarnung. Einem Beamten des Einsatzkommandos, der sich auf der Tragfläche herangerobbt hatte, gelang es, die Tür mit einem langen Stab, an dessen Ende sich ein Haken befand, weiter aufzuziehen, während ihm zwei Kollegen unten auf dem Rollfeld Feuerschutz gaben. Ein Parabolmikrofon wurde hineingeschoben, das diverse Zwitscherlaute - Piep- und Klingeltöne - wiedergab: die Handys der Passagiere. Die Anrufe besorgter Verwandter, Freunde. Ein gespenstischer, wehklagender Ton, wie winzig kleine persönliche Notrufsignale.
    Dann folgte ein Spiegel an einem Stab, eine Riesenausgabe jenes Zahnarztinstruments, mit dem man die Rückseite der Zähne kontrolliert. Doch alles, was zu erkennen war, waren die Notsitze in dem Bereich zwischen Business und Economy. Beide unbesetzt.
    Megafonbefehle halfen auch nicht weiter. Keine Reaktion aus dem Inneren der Maschine. Kein Licht, keine Bewegung, kein gar nichts.
    Zwei Beamte in leichten Panzerwesten traten ein Stück aus dem Licht der Rollbahn und erhielten Anweisungen. Sie studierten eine Querschnittszeichnung: die Sitzordnung der Passagiere, die in der Kabine saßen, die sie gleich betreten würden, jeweils drei an den Seiten, vier in der Mitte. In der Maschine war es eng. Die Beamten tauschten ihre Maschinengewehre gegen handlichere Glocks und bereiteten
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