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Gesucht - Ein Lord zum heiraten

Gesucht - Ein Lord zum heiraten

Titel: Gesucht - Ein Lord zum heiraten
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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1. KAPITEL

    Chloe sah auf die Uhr auf dem Kaminsims und erschrak. Bereits vor fünf Minuten hätte sie sich bei den anderen im Salon einfinden sollen, aber sie war so in den Artikel über die Getreideknappheit in Europa vertieft gewesen, dass sie gar nicht auf die Zeit geachtet hatte. Eilig erhob sie sich.
    „Weiß Justin, dass Sie heimlich seine Zeitschriften lesen?“
    Errötend wirbelte sie herum. Brandt, Viscount Salcombe, stand mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen in der Tür. Chloe unterdrückte ein Stöhnen. Weshalb musste ausgerechnet er sie hier entdecken? „Ich … ich wollte nur etwas herausfinden.“
    „Im Gentleman’s Magazine? Hatten Sie vor, eines der Themen heute Abend zur Sprache zu bringen?“
    Da genau das ihre Absicht gewesen war, errötete sie heftig. „Wie lächerlich!“ Weshalb musste er sie ständig ärgern? Und ihr das Gefühl geben, ein dummes kleines Mädchen zu sein? „Ist es nicht Zeit, zu der Gesellschaft zu fahren?“, fragte sie spitz.
    „Ja, deshalb hat Belle mich gebeten, Sie zu suchen. Leider versäumte sie, mir mitzuteilen, dass Sie im Arbeitszimmer sind und Justins Zeitschriften lesen.“
    „Es ist nicht notwendig, das zu erwähnen.“ Wenn Belle oder ihr Gatte, der Duke of Westmore, sie nun fragen würden, weshalb sie sich plötzlich für Landwirtschaft interessierte?
    „Nun gut, ich werde Ihr Geheimnis für mich behalten – unter einer Bedingung.“
    „Welche?“, fragte sie misstrauisch.
    „Sie willigen ein, heute Abend mit mir zu tanzen.“
    „Na schön“, sagte sie ungnädig. Sie wusste, sie benahm sich kindisch. Aber sie schien nicht in der Lage zu sein, Brandt mit der kühlen Höflichkeit zu begegnen, die eine junge Dame einem Gentleman gegenüber an den Tag legen sollte, auch wenn sie ihn nicht mochte. Dass er in ihr offenbar eine Quelle der Belustigung sah, machte sie noch verdrossener.
    Sie legte die Zeitschrift auf den Stapel auf dem Schreibtisch und hoffte inständig, dass Brandt sein Wort halten und sie nicht verraten würde. Belle oder Justin sollten nicht dahinterkommen, dass sie die Absicht hatte, Sir Preston zu heiraten.
    Sie marschierte an Brandt vorbei in die Halle und warf ihm einen kühlen Blick zu. Ihre Laune besserte sich nicht, als sie sich in der Kutsche neben Belle setzte und feststellte, dass Brandt ihr gegenüber neben Justin Platz nahm. Seit Brandts Ankunft am Vortag war ihr der Aufenthalt in Falconcliff gründlich verdorben.
    Bisher hatte sie eineinhalb idyllische Monate in Devon verbracht. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte sie wieder ein Gefühl von Freiheit; ihr Vormund Arthur, der Earl of Ralston, und seine Pläne, sie an den Meistbietenden zu verheiraten, waren weit fort. In den ersten Wochen hatte sie sich von einer ernsthaften Grippeerkrankung erholen müssen. Die Seeluft und die ausgedehnten Spaziergänge hatten ebenso dazu beigetragen, dass sie wieder zu Kräften kam, wie ihre Freude, bei Belle, deren Gatten Justin und dem kleinen Julian zu sein, der nun fast sechs Monate alt war. Und sie hatte beschlossen, sich in Sir Preston Kentworth zu verlieben, von dem sie sicher war, dass er ihre Zuneigung zu erwidern begann.
    Alles war perfekt gewesen. Bis gestern.
    Sie warf Brandt, der sich ungezwungen mit Justin und Belle unterhielt, einen finsteren Blick zu. Er war Justins Cousin, und zwischen den beiden Männern bestand eine unverkennbare Ähnlichkeit. Sie waren annähernd gleich groß, breitschultrig und dunkelhaarig und besaßen beide eine durch nichts zu erschütternde Selbstsicherheit. Eigentlich galt Justin mit seiner kühlen Zurückhaltung als der besser aussehende Gentleman, doch Chloe wusste durch Klatschgeschichten in London, dass viele Frauen Brandt mit seinem entwaffnenden Charme gleichermaßen anziehend fanden.
    Zweifellos würde er die hiesigen Damen ebenso bezaubern. Chloe hoffte allerdings, dass er nicht reihenweise gebrochene Herzen zurücklassen würde, denn es war kaum anzunehmen, dass er lange in einem so langweiligen kleinen Ort wie Weyham bleiben würde. Jedenfalls war sie ihm gegenüber immun. Sie fand ihn zwar gut aussehend, doch für ihren Geschmack war er zu groß. Sie zog Männer vor, die nicht auf sie herabsahen und ihr das Gefühl gaben, ihnen hilflos unterlegen zu sein. Das war noch ein Grund, der für Sir Preston sprach, denn mit ihm konnte sie Konversation machen, ohne ihren Hals recken zu müssen.
    Chloe sah aus dem Kutschenfenster und stellte fest, dass sie die Gesellschaftsräume
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