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Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman
Autoren: Luchterhand
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und Ochsengespanne gesehen, die, von Schildknappen in scharlachroten Röcken befehligt, Steinblöcke zu einem riesigen in Bau befindlichen Gebäude transportierten und sich nicht um die Taxis, die Busse mit geschiedenen Amerikanerinnen und spanischen Patres und um kurzsichtige, alles fotographierende, in einer stacheligen Samuraisprache miteinander redenden Japaner kümmerten. Darauf hatten sie das Gepäck auf dem freien Platz oberhalb der Agapanthen abgestellt, die von mechanischen, ruckartig kreisenden Gartenschläuchen, ganz in der Nähe der Arbeiter, besprengt wurden, welche an den Abwasserleitungen der zum Fußballstadion und zu den Hochhäusern von Restelo führenden Allee zugange waren, so daß die Baufahrzeuge der Kapverdianer den Weg der Pferdefuhrwerke mit Grabmalen von Infantinnen und haufenweise Arabesken von Altären darauf kreuzten. Nachdem wir an
einem Schild vorbeigekommen waren, auf dem zur näheren Bezeichnung des unvollendeten Gebäudes Jerónimos stand, lag unvermittelt weiter hinten der Turm vor uns, der mitten im Fluß, von irakischen Tankern umlagert, das Vaterland gegen die Invasionen der Kastilier verteidigte, und etwas näher zu uns hin fanden wir, in den gekräuselten Wellen des Ufers, in Erwartung der Siedler mit Eisenwurzeln am Tang im Wasser befestigt, mit Admirälen, die ihre Spitzenmanschetten auf die Decksbrüstung gestützt hatten und mit Schiffsjungen, die hoch oben auf den Masten die Segel für die Hilflosigkeit auf der nach Alptraum und Gardenien riechenden See setzten, zwischen Ruderbooten und einem Gewusel von Nachen die Karavelle der Entdeckungen vor, die uns erwartete.
    Mein Vater starb noch vor dem Cabo Bojador an Skorbut, als vor dem Bug das Wasser so still dalag wie der Staub in Bibliotheken, und sie einen Monat lang Kastanien und eingesalzenes Fleisch essend verrottet waren, bis der Wind den Schiffsrumpf erzittern und die am Takelwerk gehenkten, von den atlantischen Möwen und Milanen gerupften Matrosen einer gescheiterten Meuterei wie die Klunker eines Lüsters gegeneinanderstoßen ließ. Nach sieben blutigen Meutereien, elf Überfällen von verirrten Walen, unzähligen Messen und einem Sturm, der dem Seufzen Gottes in seiner steinigen Schlaflosigkeit glich, brüllte ein Typ Land, und der Bootsmann stützte das Fernrohr auf die Aufbauten des Bugs und da lag, von der Lichtbrechung der Entfernung auf den Kopf gestellt, Loanda, auf dem Gipfel das Fort São Paulo, Fischkutter, eine Korvette der Marine, Damen, die unter Palmen Tee tranken und Gutsbesitzer, die
ihre Schuhe putzen ließen, während sie in den Konditoreien der Arkaden Zeitung lasen.
    Und jetzt, wo das Flugzeug auf die Landebahn von Lixboa zusteuerte, war er erschrocken über die Gebäude von Encarnação, die Ödlandflächen, auf denen zerstückelte Klaviere und Autoskelette aus der Zeit der Höhlenmalereien verknöcherten, und über die Friedhöfe und die Kasernen, deren Namen er nicht kannte, als würde er in einer fremden Stadt landen, der, damit er sie als die seine wiedererkannte, die Notare und die Krankenwagen von vor achtzehn Jahren fehlten. Er hatte eine Woche mit der Mulattin und dem kleinen Jungen im Wartesaal des Flughafens von Loanda verbracht, sie hatten in Decken gewickelt, zerfressen vom Hunger und dem Drang zu urinieren inmitten eines Durcheinanders aus Koffern, Säcken, Schluchzern und Gerüchen in der vagen Hoffnung auf dem Boden gelegen, aus Angola und vor den Maschinenpistolen zu fliehen, die tagein tagaus in den Straßen sangen, gezückt von Schwarzen in Tarnanzügen, die trunken waren von Rasierwasser und Autorität. Ein Siegelbewahrer, der Papiere einsah und über die liegenden Körper hüpfte, ließ alle Stunde einen Namen fallen wie einen Tropfen, und hinter den Fensterscheiben bewachten uns Milizionäre der UNITA mit Armreifen aus Elefantenhaar und federgeschmückten Lanzen unter den Neonröhren an der Decke.
    Anstelle des labyrinthischen Marktes am Morgen unserer Abfahrt, nach den Palästen der verrückten Gräfinnen und den Bars mit düsteren Schatten anämischer Ausländer, anstelle des Strandes am Tejo, wo das Kloster errichtet wurde, und anstelle der Steinmetze, die den Kalkstein mit
ausholenden Hammerschlägen behauten, anstelle der Ochsen und der Maultiere der Lastfuhrwerke und der Baumeister, die ihren Gehilfen Trauergesänge zuschrien, die der Sprechweise der Kellner in galizischen Restaurants ähnelten, anstatt der Frauen, die Eier und Hühnchen und goldene Heilbutts und
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