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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret
Autoren: Gisbert Haefs
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nacheinander die betreffenden Unterlagen hin. »Wirtschaftsvergehen wie das Unterbieten der Konkurrenz durch Dumpingpreise, die Verwendung von Schwarzgeld, Umgehung der Zoll- und Importvorschriften des Commonwealth insgesamt und mehrerer Welten insbesondere, darunter Gaia und Shamash, verbotene Preisabsprachen, Schmuggel waffenfähigen Urans, Verdacht auf Beteiligung an kriminellen Handlungen mit Todesfolge …«
    »Und?« Mehr als das sagte Loredano nicht, und bei nahe bewunderte Carteret ihn dafür, daß er es fertigbrach te, dieses einsilbige Wort mit soviel Hochmut und Verachtung aufzuladen.
    »Und«, sagte Salibi mit einem fröhlichen Lächeln, »das eine unverzeihliche Vergehen gegen jeden Staat. Steuerhinterziehung. Und zwar in Milliardenhöhe. Ich habe hier« – er schob Loredano einen weiteren gestempelten und gesiegelten Bogen hin – »einen Haftbefehl gegen Sie. Natürlich können Sie Haftverschonung beantragen, aber bis dahin kommen Sie in Untersuchungshaft. In Babilu, und zwar in Tigridis. Dort sitzen ein paar gute alte Bekannte von Ihnen. Leute, die für Ihren Kollegen Osmin gearbeitet haben.«
    Carteret kannte sich nicht in den Verästelungen der Geschäftswelt von Babilu aus, nahm aber an, daß es sich bei den genannten Personen um Totschläger der Konkurrenz handelte, die Loredanos U-Haft nutzen mochten, um mit ihm alte Streitfragen zu erörtern.
    Der Milliardär beriet sich murmelnd mit Hossein.
    »Wir hätten aber zwei andere Angebote für Sie«, sagte Salibi. Er winkte den bulligen Sicherheitsleuten, die an dem luxuriösen Gleiterwarteten.
    »Und die wären?«
    »Sie könnten ein paar Tage Ferien machen. Es liegt eine Einladung vor, ausgiebige Beratungen über Kooperation nicht nur mit Behörden betreffend. Von Ihrem geschätzten Kollegen Osmin.«
    Mit den beiden Leibwächtern kam ein schlanker, glatzköpfiger Mann näher. Er nickte Salibi und Carteret zu und setzte sich schräg gegenüber von Loredano an den Tisch. Die beiden starrten einander schweigend an. Die Leibwächter blieben zehn Schritte entfernt stehen.
    »Wir könnten zum Beispiel«, sagte Salibi, »darauf verzichten, die Verhaftung unter Anwendung von Gewalt vorzunehmen, falls dom Osmin Sie nachdrücklich einlädt.«
    Loredano verzog das Gesicht. »Können Sie das wirklich? Habe ich nicht wie jeder andere Anspruch auf Schutz?«
    »Den könnten Sie im Untersuchungsgefängnis suchen. Und – nein, Sie haben nur begrenzten Anspruch, denn Sie sind kein Bürger des Commonwealth. Was uns zur letzten Variante bringt. Sie können sich natürlich der Strafverfolgung durch Flucht entziehen.«
    Loredano knurrte etwas und bleckte die Zähne. »Flucht?« sagte er. »Wie das?«
    Carteret wandte sich zum Schiff der Gurgashiten um und rief: »Mag der ehrwürdige Älteste uns Gesellschaft leisten?« Dann schaute er wieder auf Loredano.
    Und sah, wie dessen Gesicht unter dem Oliv grau wurde, als die Gurgashiten das Schiff verließen und näherkamen.
    »Es gibt da ein Losverfahren für Leute über fünfzig«, sagte Carteret. »Die Chance, von dem Los nicht getroffen zu werden, ist, glaube ich, größer als die Chance, in der Haft nicht von alten Freunden behelligt zu werden.«
    Plötzlich spürte er etwas Kaltes an der Kehle. Aus den Augenwinkeln sah er, daß hinter Salibi und Osmin Männer aus Gurgash standen und ihnen Krummdolche an den Hals gelegt hatten. Zwei Gurgashiten traten zu Loredano und packten ihn an den Armen.
    Der Sippenälteste, Leonardo Loredano, räusperte sich. »Wir werden das Verfahren vereinfachen«, sagte er. »Al le zum Schiff, bitte. Hilaire reist mit uns; die drei anderen begleiten uns zur Sicherheit bis vor die Schleuse.«
     
    Für die SIC-Leute und die beiden Leibwächter von Os min gab es keine Möglichkeit einzugreifen. Vier Minuten, nachdem Carteret die Gurgashiten herbeigerufen hatte, hob deren Schiff auf Antigravkissen ab; erst in größerer Höhe, wo keine Umstehenden mehr gefährdet werden konnten, zündeten sie die eigentlichen Triebwerke.
    »Hast du das gewußt?« sagte Salibi. »Und was hat es mit dem Losverfahren auf sich?«
    Ein SIC-Mann kam zu ihnen. »Alarm? Abfangen?«
    Salibi kaute auf der Unterlippe; dann schüttelte er den Kopf.
    Hossein war am Tisch sitzengeblieben. Nun stand er auf, ging zu Arisha Punt und verneigte sich. »Ihre Anweisungen?« sagte er.
    Osmin berührte Carterets Arm. »Was passiert jetzt mit ihm?«
    »Langsam, nacheinander.« Carteret seufzte. »Erst noch was zu den Toten, Qorba.
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