Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
eine der Möglichkeiten. Aber wozu? Doch wegen des Besitzes und der Milliarde? Oder gibt es einen anderen Grund, der vielleicht damit zusammenhängt, daß Loredano seit einiger Zeit das Niemandsland meidet?«
    »Ich glaube, das könnte man einen intuitiven Sprung nennen. Ein Hüpfer sozusagen. Aber du bist ja richtig gelandet.«
    Carteret bleckte die Zähne. »Dummes Stück. Der Rest war eine kleine Rechenaufgabe, aber damit hatte ich immer noch nicht das eigentliche Motiv.«
    Salibi beugte sich vor. »Das du mir noch nicht genannt hast.«
    Ein schwerer Gleiter näherte sich und landete neben den SIC-Vehikeln.
    Salibi blickte auf die Uhr. »Dann hat Loredano sich aber beeilt. Na schön; mach schneller.«
    »Loredanos Geburtstag«, sagte Carteret halblaut. »Dieser Astrologenchat hat mich darauf gebracht. 2. Juli 355 – paßt nicht zu ›letzte Dekade‹ von was auch immer. Am zweiundzwanzigsten Juni beginnt das Zeichen des Krebses, er ist dann also in der zweiten Dekade. Die Geburtswelt, Ashoka, hält sich an die Commonwealth-Rechnung. Wenn die Eltern von Aspolynga sind, könnte die dortige Rechnung wichtig sein, von wegen Wurzeln und so. Aspolynga hat die terranische Rechnung beibehalten, und der Astrologe, den er konsultieren wollte, sitzt auf der Erde, in Rom. Also rechnen. Der 2. Juli 355 ist auf der Erde der 13. Oktober 2829. Und der Tag des Ultimatums, 26. August 411, ist der 13. Oktober 2880. Loredanos einundfünfzigster Geburtstag nach Rechnung der Erde und der Gurgashiten. Und Beginn der letzten Dekade des Sternzeichens Waage.«
    »Was soll das mit dem Geburtstag?«
    »Später. Der Rest war beinahe einfach«, sagte Carteret. »Der Noastoa-Spruch, den du nicht hören wolltest, hatte etwas mit einem unsichtbaren Labyrinth zu tun. Wenn es unsichtbar ist, habe ich mir gesagt, kann es dir nicht die Sicht nehmen, also kann man eigentlich raus. In Gurgash hat mich jeder sofort als ›Commie‹, also Fremden aus dem Commonwealth erkannt. Also habe ich einfach angenommen, daß man eure Leute auch erkennt und daß Arbeit im Geheimen unmöglich ist. Ich habe gefragt, und man hat mir euren durch ein Reisebüro kaum getarnten Mann genannt. Und von der Kommensalität wußte man nichts Genaues, was deren Riten angeht, aber es gab Mutmaßungen. Das übrige erzähl ich dir hinterher. Die hilfreichen Aussagen von dam Punt und Loredanos Verwandtschaft hast du ja per Funk vorab erhalten.«
    Von dem zuletzt gelandeten Gleiter her näherten sich Hilaire Loredano und der Adlatus, der ihn auch beim ersten Treffen begleitet hatte. Carteret mußte einen Moment überlegen, ehe ihm der Name Hossein wieder einfiel. Der Adlatus versuchte ein Lächeln, schien aber in dieser Disziplin recht ungeübt; die angedeutete Verbeugung gelang ihm besser.
    Loredano starrte Carteret an, dann Salibi; ohne ein Wort oder eine Gebärde des Grußes sagte er:
    »Was haben Sie zu berichten, Carteret? Wo ist die LOR XI? Und was soll dieser Zirkus hier?«
    »Bitte nehmen Sie doch Platz. Kaffee?« Salibi spielte den zuvorkommenden Gastgeber.
    »Nein. Zur Sache.« Loredano setzte sich, Hossein nahm den Stuhl neben dem seines Herrn.
    Carteret seufzte leicht. »Geschmeidigere Umgangsformen könnten alles erfreulicher gestalten«, sagte er. »Aber wie Sie wollen. Einen Moment, bitte.«
    Er ging zum Schiff der Gurgashiten, dessen Schleuse vom Tisch aus nicht einzusehen war. Er nickte den Männern darin zu, murmelte: »Bitte noch warten«, nahm die bereitliegenden Papiere, Bänder und Speicherwürfel des Dossiers ABA-Geheim und blickte Arisha Punt an. »Kommen Sie bitte?«
    Da sie halb hinter ihm ging, konnte er ihre Miene nicht betrachten. Er sah, wie Loredano die Brauen hob, seiner Frau ein knappes Nicken gönnte und dann auf das Dossier starrte, das Carteret trug.
    »Wie Sie sehen, ist es mir gelungen, den Auftrag auszuführen.« Er legte ABA-Geheim auf den Tisch, vor Loredano, und rückte für dam Punt einen Stuhl zurecht.
    »Gut.« Das Wort auszusprechen, schien Loredano Mühe zu kosten. »Ihren Bonus …«
    Carteret unterbrach. »Den sollten wir bereden, wenn die übrigen Aspekte erörtert sind.«
    »Was für Aspekte?«
    Salibi räusperte sich. »Im Verlauf der Ermittlungen«, sagte er, »haben sich einige andere Dinge nicht überse hen lassen.«
    »Wovon reden Sie?«
    Salibi winkte. Einer der SIC-Leute brachte ihm Ordner mit Speicherwürfeln und Papieren, die amtlich gesiegelt waren.
    »Ich rede davon.« Als er aufzuzählen begann, schob er Loredano
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher