Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

Titel: 0436 - Im Reich der Kraken-Schlange
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Er starrte in die düstere Glut. Hier und da züngelten Flammen auf, zischte Feuer über heiße Steine. Manchmal wurden für wenige Sekunden Gesichter in den Flammen und der wabernden Glut sichtbar, verzerrte Fratzen. Da waren Schreie, die niemanden zum Mitleid anregen konnten. Derwische tanzten kreischend und triumphierend um die verlorenen Seelen, die im Seelenfeuer brannten, der Verdammnis anheim gefallen.
    Tausend kleine Teufel schürten die Flammen und genossen ihren Sieg.
    Der Betrachter kauerte auf einem menschlichen Gerippe, das auf Kniescheiben und Handwurzelknochen gestützt seine Wirbelsäule als Sitzbalken darbot. Der Betrachter las ein Muster aus der Glut und erkannte, was vorgefallen war.
    Einer war ausgelöscht worden. Auf eine denkbar primitive Art und Weise.
    »Er hat versagt, Astaroth«, sagte der dämonische Betrachter. Er wandte den Kopf und sah den anderen an, der neben ihm über den rötlichen Steinen schwebte. »Konntest du mir keinen Besseren zur Verfügung stellen als jenen, der vorher noch prahlte, er habe niemals versagt und nichts könne sich ihm in den Weg stellen? Ist es deine Absicht, Astaroth, mir solche Versager zur Verfügung zu stellen? Damit du hinterher mit dem Finger auf mich zeigen kannst und sagst: Da seht ihr alle, daß alle seine Vorhaben fehlschlagen? Ich durchschaue dich, Erzdämon.«
    Astaroth grinste.
    »Ein offenes Wort, Leonardo de-Montagne - mir gefällt es nicht, daß du Fürst der Finsternis bist. Es hat mir nie gefallen. Das wissen wir beide, und das wissen auch andere, die dich nicht mögen. Aber du kannst sicher sein, daß ich geschickter vorgehen würde, wenn ich deinem Ansehen schaden wollte.«
    Leonardo runzelte die Stirn. Der Dämon, der einmal vor langer Zeit ein Mensch gewesen war, dessen Seele in diesem Höllenfeuer brannte, sah Astaroth durchdringend an. »Du willst mich von meinem Thron verdrängen.«
    »Nein«, sagte Astaroth. Er lachte meckernd. »Diesen Ehrgeiz besitze ich nicht. Ich bin einer der Uralten, viel älter als du, und ich besitze Macht. Ich habe viele Fürsten der Finsternis kommen und gehen gesehen. Asmodis, Damon aus der Straße der Götter, Belial, jetzt du… sie verschwinden, aber ich bin immer noch da. Das ist mein Ziel. Kämpft ihr um die Macht -ich schaue zu und lache.«
    »Lache nicht zu laut«, warnte der Fürst. »Und bedenke, daß in diesem Fall mein Ziel auch dein Ziel war. Den Einfluß der DYNASTIE DER EWIGEN einschränken, ihre menschlichen Helfer ausschalten… und der, den du mir aus deinen Legionen gäbest, versagte, ließ sich töten.«
    »Er war leichtsinnig. Er konzentrierte sich auf Nebensächlichkeiten statt auf seine Aufgabe. Und er ließ sich mit einem Gegner ein, gegen den bisher noch jeder den Kürzeren gezogen hat - angefangen bei Asmodis. Auch du - und auch ich - konnten bisher nichts gegen ihn ausrichten, Fürst.«
    Seine Anrede war sehr vertraulich und respektlos. Leonardo merkte es wohl. Er wußte nur zu gut, wie unsicher sein Thron stand. Die anderen Dämonen, die in ihm einen Emporkömmling sahen, warteten nur darauf, daß er sich Blößen gab, um den Ast abzusägen, den er erklommen hatte. Sie waren gegen ihn, der einmal Mensch gewesen war. Nur einen hatten sie noch mehr gehaßt - Magnus Friedensreich Eysenbeiß, der Lucifuge Rofocale vorübergehend vertrieb. Doch nun war Eysenbeiß tot, und Lucifuge Rofocale war wieder da, stärker und mächtiger denn je.
    »Professor Zamorra«, stieß Leonardo hervor und spie aus. Flammen sprühten auf, wo sein Speichel das Gestein berührte. »Auch seine Zeit wird kommen, Astaroth.«
    Der Erzdämon lachte höhnisch.
    »Und wer will ihn töten? Du?«
    »Vielleicht«, sagte Leonardo. »Spotte du nur, Alter. Es wird die Zeit kommen, da der Spott dir vergeht.«
    »Oh, darauf warte ich schon seit über hunderttausend Jahren«, sagte Astaroth. »Du wirst mich sicher darüber informieren, sobald du Zamorra erschlagen hast. Nun aber muß ich dich mit deinen Regierungsgeschäften allein lassen, mein Fürst - auch auf mich warten Aufgaben. Solltest du wieder einen Hilfsdämon aus meinen zahlreichen Legionen für deine Zwecke beanspruchen wollen, so stehe ich gern zu Diensten - nur setze ihn nicht auch auf Zamorra an. Ich verliere so ungern Dämonen mit seltenen Fähigkeiten.«
    Er verschwand, ehe Leonardo ihn zum Bleiben auffordern konnte.
    Der Fürst der Finsternis ballte die Fäuste. Sicher war der Gelbäugige mit einer sehr seltenen Fähigkeit ausgestattet gewesen - mit seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher