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Sinnliches Versprechen auf Sizilien

Sinnliches Versprechen auf Sizilien

Titel: Sinnliches Versprechen auf Sizilien
Autoren: Kate Walker
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1. KAPITEL
    Der Brief war immer noch dort, wo er am Abend gelegen hatte – mitten auf seinem Schreibtisch, akkurat auf die Kante ausgerichtet, direkt vor seinem Sessel, wo er unmöglich übersehen werden konnte. Er musste ihn nur noch unterschreiben, ordentlich falten, in den bereitgelegten adressierten Umschlag stecken und abschicken.
    Danach gab es kein Zurück mehr.
    Doch bis zu diesem endgültigen Schritt, bis er die alles entscheidende Unterschrift daruntergesetzt hatte, würde nichts geschehen. Das Schreiben würde einfach unberührt daliegen, bis er so weit war.
    Natürlich. Pietro lächelte ironisch. Nicht umsonst hatte er fast sein halbes Leben damit verbracht, sich einen beispielhaften Mitarbeiterstab aufzubauen: Angestellte, die seine Anweisungen unbedingt und bis ins Kleinste befolgten, diese sogar vorwegnahmen, weil sie genau wussten, was er wann wollte. Sie warteten nur darauf, dass er den Befehl zum Handeln erteilte, dann – und erst dann – würden sie seinen Auftrag bis ins Letzte ausführen. Für ihn war es selbstverständlich, dass alles wie am Schnürchen lief, es passierte so gut wie nie, dass jemand es wagte, seine Weisungen zu missachten.
    Bestimmte Dinge durfte es einfach nicht geben. Impulsivität, Gefühlsanwandlungen führten zu Durcheinander und Chaos, und so etwas wollte und durfte er sich nie mehr gestatten!
    „Dannazione!“
    Wütend schlug Pietro mit der flachen Hand auf die polierte Schreibtischplatte, sodass der Brief durch den Luftzug angehoben wurde und dann weiter links landete.
    Er hatte gewusst, dass sein Mangel an Selbstbeherrschung schuld an diesem Dilemma war. Einmal, nur ein einziges Mal, war er so leichtsinnig gewesen, sich von Gefühlen hinreißen zu lassen – und die Folgen waren sehr unerfreulich gewesen.
    Es genügte vollauf!
    Einmal und nie wieder … und alles wegen dieser Frau.
    Finster blickte Pietro erneut auf den Briefkopf und ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte er das Papier einfach zerknüllt, um sich abzureagieren.
    Sehr geehrte Ms Emerson …
    Das war natürlich ihr richtiger Name, aber Pietro wollte verdammt sein, wenn er seiner Sekretärin gestatten würde, „Verehrte Principessa d’Inzeo“ oder, noch schlimmer, „Liebe Marina“ zu schreiben. Dass sie berechtigt war, beide Namen zu führen, kümmerte ihn nicht. Wenn er auch nur versuchte, diese auszusprechen, würde er daran ersticken. Schon die Vorstellung machte ihn rasend, dass die Frau seinen Familiennamen behielt, die ihn nach einem knappen Ehejahr ohne einen Blick zurück verlassen hatte.
    Der bloße Gedanke ließ Bilder der kurvigen, hitzköpfigen Rothaarigen vor seinem geistigen Auge aufsteigen, deren Wagen auf einer vereisten Londoner Straße mit seinem zusammengestoßen war. Der Anblick ihrer atemberaubenden Figur, der grünen, katzenhaften Augen und des wundervollen roten Haars hatte ihn umgeworfen. Er hatte mehr Zeit als notwendig mit der Klärung der Versicherungsdetails verschwendet, bis sie schließlich einverstanden gewesen war, mit ihm einen Tee trinken zu gehen. Aus dem Tee war ein Abendessen geworden, danach waren sie unzertrennlich gewesen.
    Bis nach der Hochzeit.
    Ihre kurze Ehe war eine einzige Katastrophe gewesen und hatte sein Gewissen viel zu lange belastet. Nie hätte er erwartet, dass Marinas Leidenschaft so schnell erlöschen würde – oder dass das neue, gemeinsame Leben, auf das er sich so gefreut hatte, das Ende von allem bedeuten würde, was er sich erhofft hatte.
    Es war eine unschöne Geschichte, die mit den erforderlichen Unterschriften juristisch so schnell wie möglich abgeschlossen werden musste.
    Pietro fuhr sich mit den Fingern durch das dunkle Haar und blickte starr auf den sauber getippten Brief auf seinem Schreibtisch, bis die Worte vor seinen blauen Augen verschwammen. Ja, er wollte endlich frei sein von der Frau, die sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, ihn jedoch nie geliebt hatte. Hier bot sich ihm die Chance, die Tür hinter einem bitteren Kapitel seiner Vergangenheit endgültig zuzuschlagen, Marina den Rücken zuzukehren und als freier Mann einer neuen Zukunft entgegenzusehen. Wieso, zum Teufel, zögerte er dann noch und überlegte … kämpfte sogar mit sich? Warum unterzeichnete er das verflixte Ding nicht einfach und schickte es ab?
    Pietro verbot sich, noch weiter zu zögern. Es musste sein! Ein für alle Mal! Aus, Schluss, vorbei!
    Entschlossen griff er nach dem silbernen Füllfederhalter, der neben dem Dokument bereitlag, und
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