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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret
Autoren: Gisbert Haefs
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reden?«
    Der livrierte Diener trat ein, kam näher und verbeugte sich.
    »Meine Empfehlungen an Meister Leonardo«, sagte dam Punt; »ob der ehrwürdige Älteste wohl bereit wäre, sich zu einer dringlichen Beratung herabzulassen?« Sie wartete, bis der Diener gegangen war; dann wandte sie sich an Carteret. »Die Beratung könnte länger dauern. Mögen Sie mit uns zu Mittag essen?« Wieder deutete sie ein Lächeln an. »Ich versichere Ihnen, es gibt keine ausgefallenen Gerichte.«
     
    Es gab noch einige Fragen zu klären. Nachmittags begab sich Carteret in ein kleines Reisebüro am Hafen. Ein grauhaariger Mann hinter einem von Prospektstapeln niedergedrückten Tisch erhob sich, als er eintrat.
    »Was kann ich für Sie tun, dom ?« sagte er. »Ich bin Benito Lazare, der Inhaber.«
    »Carteret«, sagte Mungo. Er reichte dem Mann seine Karte.
    »Ein Privatdetektiv von der alten Erde?« Lazare klang ungläubig und musterte Carteret mit weit geöffneten Augen.
    »So ist es, und ich handle im Auftrag des SIC. Wie ich erfuhr, hält man Sie in Gurgash für den Vertreter des Ge heimdienstes von Atenoa. Können Sie Kontakt mit kapitán Qorba Salibi in der SIC-Zentrale Babilu, Shamash, Sirius, aufnehmen und diese Frage übermitteln?«
     
    Abends aß Carteret allein im Hotel; Alf war noch nicht von seiner Fahrt mit dem Fischer zurück. Später bewunderte Mungo die gemalten, zynischen Halluzinationen des Nachtportiers, dem er vorschlug, daß sie einander bei einer Flasche Rotwein auch sehr wohl duzen könnten.
    Am nächsten Morgen gab es noch immer keinen Alf; Carteret vermißte ihn nicht. Als er beim Frühstück saß, erschien Benito Lazare; er leistete ihm Gesellschaft bei Kaffee und Weißbrot und schob ihm später ein ausgedrucktes Hypergramm zu, das mit den nötigen Siegeln versehen war.
    Carteret dankte ihm, beglich seine Hotelrechnung, nahm sein karges Gepäck und ging zum Palast der Loredanos. Die Unterredung mit Leonardo Loredano, drei weiteren Vertretern der Sippe und Arisha Punt dauerte nicht länger als eine halbe Stunde; das Hypergramm stellte sie offenbar zufrieden.
    »Unsere Leute haben mit einem Gleiter diesen Sicherheitsmann vom Fischerboot geholt«, sagte der jüngste der Männer. »Er wird in ein paar Tagen mit dem Bus nach Pentagora reisen können und bis dahin unsere Gastlichkeit erproben. Die beiden in Zamboro sind ebenfalls festgesetzt.«
    Nach der Beratung gingen Arisha Punt und Carteret an Bord eines schweren Gleiters, der im Garten hinter dem Palast wartete. Fünf Stunden später erreichten sie den Raumhafen von Pentagora, und fünf Tage danach erwartete Salibi sie mit kleiner Eskorte auf einem von Privatleuten genutzten Landefeld des Raumhafens von Babilu.
     
    »Loredano müßte bald kommen«, sagte Salibi. Er schau te sich auf dem Landefeld um, als wolle er das Arrange ment überprüfen. Das Schiff der Gurgashiten, zwei Gleiter des SIC, aus denen sechs uniformierte Bewaffnete ausgestiegen waren, ein von Chromleisten und Platinverzierungen glitzernder Luxusgleiter, neben dem zwei bullige Leibwächter warteten, und in der Mitte der runde Konferenztisch aus Plastik und Leichtmetall samt zehn Stühlen.
    Salibi nickte und seufzte, ehe er sich wieder an Carte ret wandte. »Ich muß wahnsinnig gewesen sein, als ich mich darauf eingelassen habe.«
    »Wir könnten uns setzen und Kaffee trinken«, sagte Mungo.
    »Und dabei wirst du mir alles erklären, sonst blase ich das hier ab.«
    Mungo klopfte ihm auf die Schulter. »Ich werde dich komplett informieren – wenn du euren Service in Gang setzt.«
    Salibi ging zum Tisch und klatschte. Einer der SIC-Männer brachte ein großes Tablett mit zwei Thermoskannen, Bechern, Sahne und Zucker.
    Als beide den ersten Schluck getrunken hatten, klopfte Salibi auf den Tisch. »Schieß los.«
    »Fakten, Zufälle und die Noastoa.« Carteret grinste.
    Salibi hob die Hände. »Verschone mich! Hast du wieder deine inzestuöse Kusine um ein Orakel gebeten?«
    »Natürlich. Diesmal waren sogar zwei hilfreiche Sentenzen dabei. Eine warnt davor, von A unbedingt auf B zu schließen; es gibt ja noch ein paar weitere Buchstaben. Und die andere …«
    »Später! Komm zur Sache, Junge.«
    »Das gehört dazu, aber egal. Willst du’s in der Reihenfolge des Auffindens oder sortiert?«
    Salibi stöhnte.
    »Ist ja gut. Fangen wir vorn an, mit der Geburt des Kandidaten auf Ashoka. Euer Agent hat herausbekom men, daß die Eltern von einer anderen Welt des Niemands lands stammen. Vielleicht
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