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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland
Autoren: Edward Rutherfurd
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nächsten Morgen die erledigte Arbeit vorfand.
Er spürte neue Fälle auf, vertrat William, wenn der im Parlament zu tun hatte,
und lernte dabei viel über die irischen Gesetze.
    »Manchmal
muss ich ihn bremsen«, sagte sein Vater stolz. »Da er aber jung ist, schaden
ihm diese Anstrengungen nicht.«
    Trotz
aller Bemühungen waren die Walshs weiterhin nur in der Lage, Dame Doyle die
Zinsen für ihr Darlehen zu zahlen und einen kleinen Rest für das demnächst
fällige königliche Bußgeld beiseite zu legen.
    Inzwischen
war der Ratsherr über die Leihgabe seiner Frau im Bilde. Als königstreuer
Ratsherr, der sich gegen Silken Thomas gestellt hatte, und mit einer Ehefrau, die
von O’Byrne angegriffen worden war, stand der reiche Kaufmann hoch in der königlichen
Gunst und würde wahrscheinlich von den klösterlichen Besitztümern profitieren.
    »Die
Zinsen kann ich begleichen«, sagte William dem Ratsherrn. »Aber um die gesamte
Summe zurückzuzahlen, brauche ich noch Zeit. Ich muss auch an die königliche
Geldstrafe denken.«
    »Es
heißt, Euer Sohn Richard stehe Euch hilfreich zur Seite.«
    »Ja.«
Walsh wurde vor Stolz ein bisschen rot und erzählte ihm von den Bemühungen des
jungen Mannes.
    »Was
Euer Darlehen angeht«, sagte dann Doyle zu Walsh, »ich habe davon unmittelbar,
nachdem sie es Euch geliehen hat, erfahren, wie bei jedem anderen Borger auch.
Aber Ihr seid tüchtiger als die meisten anderen.« Er schwieg einen Moment. »Und
was die Geldstrafe angeht, wäre es mir eine Freude, Euretwegen mit den
königlichen Beamten zu sprechen. Ich habe bei ihnen noch etwas gut.« Und eine
Woche später, als sie sich wieder trafen, hatte Doyle ihm gesagt: »Eure
Geldstrafe wird nur eine symbolische Zahlung sein. Sie wissen, Ihr tragt keine
Schuld.«
    Als
Walsh Margaret von diesem Gespräch erzählte, nahm sie die gute Nachricht mit
einem Lächeln auf. Doch innerlich zitterte sie noch immer. Es war nie ein Wort
über ihre Verstrickungen in den Entführungsversuch gefallen, so dass sie vermutete,
O’Byrne habe Stillschweigen gewahrt oder falls er MacGowan ins Vertrauen
gezogen haben sollte, so habe dieser seine Gründe, nichts zu sagen. Doch er
könnte seine Meinung ändern, oder O’Byrne könnte reden. Und es verging kaum ein
Tag, an dem sie in ihrer Erinnerung nicht in MacGowans schreckliches, kalt
anklagendes Auge sah oder das Echo ihrer eigenen Worte vernahm, die sie
gesprochen hatte, als O’Byrne sie gefragt hatte, was er mit Joan Doyle tun
solle, wenn die Entführung nicht vollständig gelinge. »Tötet sie.«
    Im
Herbst 1537 klopfte Richard Walsh an die Tür des Ratsherrn Doyle, um dessen
Frau eine Zahlung auszuhändigen. Er beabsichtigte, nur so
lange zu bleiben, bis sie den Geldbetrag überprüft hätte, und da er an diesem
Morgen fleißig Aufzeichnungen in der Christ Church studiert hatte, war er über
und über mit Staub bedeckt. Er war darum leicht verwirrt, als man ihn in den
Salon bat und er dort auf einige Mitglieder der Familie Doyle traf. Neben Dame
Doyle warn da der Ratsherr, der in seiner rot–goldenen Tunika prächtig aussah,
einer seiner Söhne, seine Tochter Mary und eine jüngere Schwester. Man hätte
sie für die Familie eines reichen Kaufmanns oder eines Höflings im vornehmen
London halten können, während er selbst gerade wie ein staubiger Büroschreiber
aussah. Es war ein bisschen erniedrigend, doch daran war nichts zu ändern. Sie
beäugten ihn neugierig–»Ich wollte Eure Familie nicht stören«, sagte er höflich
zu Dame Doyle. »Ich bin nur gekommen, um Euch zu übergeben, was Euch gehört.«
Und er reichte ihr einen kleinen Geldbeutel. »Ich könnte ein anderes Mal
wiederkommen.«
    »Nein,
nicht doch.« Joan Doyle nahm den Beutel mit einem liebenswürdigen Lächeln
entgegen. »Überflüssig, dass ich es nachzähle«, sagte sie.
    »Ich
höre, dass Ihr alles zusammenhaltet, während Ihr Vater und ich diese
Sitzungsperiode im Parlament zu Ende bringen«, bemerkte Doyle mit freundlichem
Nicken; und Richard war dankbar für diese Andeutung, dass der reiche Ratsherr
und sein Vater kollegialen Umgang pflegten. »Er erzählt nur Gutes über Euch«,
setzte er hinzu.
    Richard
hatte den Eindruck, dass der Sohn des Ratsherrn ihn trotz dieser ermunternden
Worte nicht sehr respektvoll betrachtete; auch die Tochter Mary schaute ihn an,
doch er hatte keine Ahnung, was sie wohl dachte. Die jüngste Tochter – er
schätzte sie auf etwa dreizehn – kicherte. Er warf ihr einen fragenden
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