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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland
Autoren: Edward Rutherfurd
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längst
wusste.
    »Und
nun bittest du mich also, dich als Lehrjungen zu nehmen?«, fragte er noch
einmal nach.
    »Ja.
Ich bin sicher, dass mein Vater – Sean O’Byrne – die Kosten für die Lehre
übernimmt.«
    »Bestimmt.«
    »Wenn
Ihr mich in Betracht ziehen wolltet.«
    MacGowan
war sich ganz sicher, dass der junge Mann mit seiner höfischen Erziehung und
den guten Manieren der ideale Grauhändler wäre, den man außerhalb des Pale und
in den besten Dubliner Kreisen gleichermaßen willkommen heißen würde. Er wird
es weit bringen, dachte MacGowan, sogar weiter als ich.
    »Es
gibt ein Problem«, sagte er.
    »Das
wäre?«
    »Dein
Name. Er könnte dich in Gefahr bringen«, sagte MacGowan.
    »Ich
heiße nicht mehr Fitzgerald«, entgegnete Maurice mit einem Lächeln. »Ihr
vergesst, dass ich ein O’Byrne bin.«
    »Ja,
das bist du.« MacGowan nickte versonnen. »Aber auch der könnte in Dublin ein
Problem sein. Er klingt zu irisch.«
    Aufgrund
seines Charakters und Benehmens würde der junge Mann vermutlich in kürzester
Zeit alle Vorurteile ausräumen. Und dennoch wäre es ein schlechter Einstieg,
erklärte er Maurice freundlich, wenn er sich als Sohn von Sean O’Byrne
vorstellte – der schließlich versucht hatte, die Frau des Ratsherrn Doyle zu
entführen. »Und eines Tages wirst du die Bürgerrechte haben wollen«, sagte er
ihm Voraus. »Sei gewiss.«
    »Um
aufrichtig zu sein, ich fühle mich eher wie eine Waise denn wie ein Sohn, und
da ich beabsichtige, ein unabhängiges Leben zu führen, wäre ich recht froh,
einen anderen Namen anzunehmen.« Der junge Mann schaute MacGowan einen Moment
prüfend an und lächelte dann. »Euren Namen zum Beispiel. MacGowan auf Englisch
wäre Smith. Lasst mich Maurice Smith sein. Würde das gehen?«
    »Es
würde sehr gut gehen«, sagte MacGowan lachend. »Du sollst Maurice Smith sein.«
    Und
so geschah es, dass zu Beginn des Herbstes 1535, während Silken Thomas bei
gefährlicher See auf dem Weg nach London war, ein Abkömmling der fürstlichen
Fitzgeralds und O’Byrnes und auch, obwohl er es nicht wusste, von Deirdre und Conall
und sogar von dem alten Fergus nach Dublin kam und dort unter dem englischen
Namen Maurice Smith Lehrling wurde.
    Eine
Woche später bekam Maurice zu seiner großen Überraschung Besuch. Es war sein
Vater.
    Sean
hatte ein wenig Zeit gebraucht, seinen Sohn aufzuspüren. Er hatte vermutet,
dass Maurice zu MacGowan gegangen war, doch als er das erste Mal im Haus des
Händlers fragte, ob dort ein junger Mann namens O’Byrne lebe, verneinten die
Nachbarn. Sean schien nicht sonderlich verstimmt zu sein,
dass Maurice beschlossen hatte, seinen eigentlichen Namen abzulegen.
    »Du
hast so viele Jahre mit einem anderen Namen gelebt, dass ich annehme, es ist
dir zur Gewohnheit geworden«, meinte Sean mit einem Lächeln.
    Er
blieb nicht lang, doch er hatte ihm eine quadratische Kiste mitgebracht.
    »Du
hast dich entschieden, nicht in Rathconan zu leben«, sagte er. »Dennoch sollst
du etwas haben, das dich an deine Familie erinnert.«
    Dann
ging er.
    Nachdem
sein Vater ihn allein gelassen hatte, öffnete Maurice die Kiste. Überrascht und
freudig fand er darin den Trinkschädel des alten Fergus.
    *
* *
    Im irischen
Parlament, das von Mai 1536 bis zum Dezember des folgenden Jahres zusammentrat,
war kein Mitglied beflissener darum bemüht, dem König zu gefallen, als der
Anwalt William Walsh.
    Unter
der Leitung des Londoner königlichen Rats verabschiedete das irische Parlament
Maßnahmen, um die Regierung Irlands in England zu zentralisieren und um Steuern
zu erheben. Es erkannte Heinrich VIII. und nicht den Papst als Oberhaupt der
irischen Kirche an. Damit war seiner Scheidung und Wiederverheiratung die
Rechtsgültigkeit zuerkannt worden.
    Der
Sturz der Fitzgeralds war schrecklich. Nachdem Silken Thomas erst, wie
versprochen, höflich am englischen Hof empfangen worden war, warf man ihn kurzerhand
in den Tower. Seine fünf Onkel, darunter auch die beiden, die eigentlich auf
Seite der Engländer standen, wurden nach London gebracht und ebenfalls in den
Tower gesperrt. »Und wir müssen das alles im Parlament auch noch absegnen«,
sagte Walshresigniert zu seiner Frau. Im tiefen Winter
desselben Jahres brachte man die sechs Fitzgeralds zum Richtplatz in Tyburn und
richtete sie brutal hin. Es war unmoralisch, es war ein Bruch zugesagter
Garantien, aber das Parlament erklärte dies alles für rechtens.
    Unterdessen
waren in Irland fünfundsiebzig Haupttäter, die mit
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