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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland
Autoren: Edward Rutherfurd
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Mannes auslegen«, sagte sie schon
freundlicher. »Mit einer Ehe verhält es sich in gewisser Weise wie mit der
Religion. Sie fordert einen aktiven Glauben.«
    »Aber
das ist doch nicht dasselbe«, protestierte Cecily. »Denn wenn es um den wahren
Glauben geht, hege ich keinerlei Zweifel.«
    »Zumindest
könnt Ihr hoffen«, bemerkte Dame Doyle lächelnd. Und da Cecily noch immer
unsicher dreinblickte: »Mein Kind, dann müsst Ihr auf die Nächstenliebe bauen, seid
nett zu ihm. Vielleicht geht es dann besser.« Und scharfsinnig fügte sie noch
an: »Im Übrigen habt Ihr doch selbst gesagt, so könne es nicht weitergehen.
Tatsache ist doch, dass Ihr nichts zu verlieren habt.«
    Nachdem
sie die Kinder im Hauptzimmer schlafen gelegt hatte, stieg Cecily hinunter in
die Werkstatt und schlug Tidy vor, er solle doch mit ihr in ihr Refugium
kommen.
    *
* *
    Der alte Mann traf an
einem schönen Tag Ende August in Rathconan ein. Er sei ein Brehon, teilte er
Eva mit, ein Mann, er die alten irischen Gesetze kenne, und Ratgeber der
Fitzeralds in Munster. Er komme von Maurices Eltern mit einer Botschaft, die er
nur dem Jungen selbst und Sean übermitteln dürfe. Da die beiden mit der Herde
oben auf die Bergweiden gezogen waren, schickte Eva ihnen einen Mann hinterher,
der sie holen sollte. Mit gebührendem Respekt für den alten Mann servierte sie
ihm einen Krug Ale und Häppchen in der Halle, wo er, wie er sagte, sich gern
ausruhen wolle. Bis zu Seans und Maurices Rückkehr konnte sie nur raten,
welcher Natur die Aufgabe des Brehon war. Vielleicht betraf sie die Familie
Fitzgerald. Als Silken Thomas von seiner Garnison v erraten wurde und entkommen konnte, hatte er sich
mit den irischen Anführern verbündet, die treu zu seiner Familie standen. Der
Artillerist mochte zwar Festungen halten und einen Großteil der Artillerie zur
Verfügung haben, aber er hatte nur einige hundert Soldaten, und er war nicht
gesund. Die englischen Streitkräfte könnten zermürbt und vernichtet werden.
    Der
Artillerist hatte allerdings die Macht Englands hinter sich. Die irischen
Anführer waren deshalb auf der Hut. Silken Thomas behauptete noch immer, die Spanier
würden kommen; doch Wochen vergingen, und noch immer keine Spur von ihnen.
Silken Thomas musste die bittere Lektion der Macht lernen: Deine Freunde sind
die Leute, die an deinen Sieg glauben. »Wenigstens die Leute hier oben stehen
loyal zu Fitzgerald«, hatte Eva einmal Sean gegenüber geäußert; doch er hatte
nur gequält geguckt. »Manche O’Tooles und sogar unsere eigenen Verwandten, die
O’Byrnes, führen mittlerweile Gespräche mit dem Artilleristen«, erzählte er.
»Er bietet gutes Geld.« Im Hochsommer hielt sich Silken Thomas in den Wäldern
und Mooren versteckt.
    Obgleich
der Artillerist nur im Schneckentempo vorrückte, verließ ihn allmählich der
Mut. Und als vor einer Woche einer seiner adligen englischen Verwandten, ein
königlicher Befehlshaber, ihn in seinem armseligen Lager im Sumpf von Allen
aufgespürt, ihm zugesichert hatte, man ließe ihn am Leben, und ihm Vergebung
versprochen hatte, falls er sich ergebe, hatte er sich einverstanden erklärt.
Diese Neuigkeit war vor drei Tagen nach Rathconan gedrungen.
    Obwohl
es Eva nur schwer glauben konnte, schien nun also die Macht des mächtigen
Hauses der Kildare zu schwinden wie Flötentöne, die hinter einem Berg
verklingen. Und was bedeutete dies, falls Kildares Macht tatsächlich
zusammengebrochen war, für die Desmond Fitzgeralds im Süden? Bestenfalls
Unsicherheit. Vielleicht wollten die Fitzgeralds aus dem Süden, dass ihr Sohn
Maurice wohlbehalten in den Schoß der Familie zurückkehre?
    Sie
hoffte nicht. Seit Fintans Tod war der junge Maurice eine große Stütze, er half
Sean, und ihr schenkte er seine stille Zuneigung. Natürlich konnte man einen
Pflegesohn nicht für immer in der Familie behalten, doch sie könnte es nicht
verwinden, sich jetzt von ihm trennen zu müssen. Noch nicht.
    Sean
und Maurice trafen am frühen Abend zu Hause ein. Sean begrüßte den Brehon
ehrerbietig, der, nachdem er nun ein wenig Ale geschlürft hatte, im großen
Eichenstuhl in der Halle saß und sehr beeindruckend aussah. Maurice setzte sich
schweigend auf einen Schemel und betrachtete neugierig den alten Mann. Eva
setzte sich auf eine Bank. Dann bat Sean den Brehon höflich, sein Anliegen
vorzutragen.
    »Ich
bin Kieram, Sohn des Art, erblicher Brehon, und ich komme im Namen Lady
Fitzgeralds, der Mutter von Maurice Fitzgerald, des
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