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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland
Autoren: Edward Rutherfurd
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Blick
zu.
    »Ihr
seid ganz schmutzig.« Und sie zeigte es ihm.
    Er
hatte den großen Fleck unten an seinem Ärmel bisher nicht bemerkt. Er stellte
auch fest, dass die Manschette durchgescheuert war. Er hätte rot werden können.
Doch zum Glück kamen ihm seine Londoner Jahre als vornehmer junger Mann zugute.
Er brach in schallendes Gelächter aus.
    »Ja,
tatsächlich. Ich hatte es nicht bemerkt.« Er schaute zu Doyle. »Das kommt
davon, wenn man in der Christ Church mit den Dokumenten arbeitet.« Und an Joan
Doyle gewandt: »Ich hoffe, ich habe den Staub nicht in Eurem ganzen Haus verteilt.«
    »Das
glaube ich kaum.«
    »Richard,
es muss gesagt werden«, Doyles Ton war familiär, als spräche er mit einem der
Seinen, »Ihr braucht neue Kleider.«
    »Ich
weiß«, antwortete ihm Richard frei heraus. »Das ist wahr. Ich warte aber damit,
bis unsere Geschäfte besser laufen. Ich schiebe es so lang wie möglich hinaus.«
Er drehte sich zu dem Mädchen, das gekichert hatte, und warf ihm ein charmantes
Lächeln zu. »Und wenn ich erst eine hübsche neue Tunika habe, kannst du sicher
sein, dass ich sofort herkomme und sie dir vorführe.«
    Doyle
nickte, doch da ihn das Kleiderthema offensichtlich langweilte, unterbrach er
ihn.
    »Ihr
wollt Euer Glück machen, Richard?«
    »Ja.
Wenn es mir gelingt.«
    »Ein
Anwalt wie Ihr könnte in Dublin ganz erfolgreich sein«, sagte Doyle. »Doch mit
dem Handel ist mehr Geld zu verdienen. Eine Ausbildung in Recht kann im Handel
sehr nützlich sein.«
    »Ich
weiß, und ich habe darüber nachgedacht; ich habe jedoch nicht die Absicht,
diese Richtung einzuschlagen. Ich muss mit den Werten arbeiten, die ich habe.«
    Doyle
nickte kurz, und das Gespräch war zu Ende. Richard verneigte sich höflich vor
allen und drehte sich um,um zu gehen. Gerade als er an
der Tür war, hörte er Joan Doyle sagen: »Ihr habt wundervolles Haar.«
    Er
war bereits auf der Skinner Row, als Mary Doyle sprach. Sie war ein hübsches
Mädchen mit dem spanischen Aussehen ihrer Mutter und den strengen,
intelligenten Augen ihres Vaters.
    »War
er nicht am Inns of Court?«, fragte sie ihren Vater.
    »Ja.«
    »Ist
er ein Walsh von Carrickmines?«
    »Aus
einem Zweig der Familie, ja.« Er sah sie an. »Warum?«
    »Nur
so.«
    *
* *
    Als MacGowan eines
Nachmittags Anfang des Jahres 1538 mit dem Ratsherrn Doyle plauderte, war er
recht erstaunt, als dieser ihn nach seiner Meinung über den jungen Richard Walsh
fragte.
    »Meine
Tochter Mary scheint an ihm interessiert zu sein.«
    MacGowan
überlegte. Er überdachte alles, was er von Richards Mutter wusste. Er dachte an
O’Byrnes und an die geheimnisvolle Gestalt, die ihn in Rathconan aufgesucht hatte.
Abgesehen von wenigen Leuten um Silken Thomas konnte niemand sonst von Joan
Doyles Fahrt gewusst haben. Und als er auf dem Rückweg von der Totenwache des
armen Fintan erfahren hatte, dass Margaret an jenem verhängnisvollen Tag
ausgeritten war, war er sich ganz sicher. Er hatte keine Ahnung, warum sie so
etwas hätte tun sollen, aber es musste Walshs Frau gewesen sein. Und hatte er
nicht Furcht, Schuld und Entsetzen in ihrem Gesicht gesehen, als er sie prüfend
angestarrt hatte?
    Täte
es seinem Freund Doyle gut, wenn er es wüsste? Nein, er glaubte nicht. Manche
Geheimnisse waren so finster, dassman sie besser unter
den Bergen ruhen ließ. Sollte Margaret Walsh ihn doch fürchten und ihm für sein
Schweigen dankbar sein. Geheimnisse zu kennen war schon immer seine Stärke
gewesen.
    »Ich
habe nichts Nachteiliges über Richard Walsh gehört«, antwortete er
wahrheitsgemäß. »Alle scheinen ihn zu mögen.« Er schaute Doyle neugierig an.
»Ich hätte vermutet, dass Ihr nach einem reichen jungen Gentleman Ausschau
haltet. Ein Mädchen wie Mary – sie hat ja nun sogar die Bürgerrechte der Stadt
erhalten – wäre eine gute Partie für jede Familie in Fingal.«
    Doyle
murrte. »Daran habe ich auch gedacht. Das Problem ist nur«, und hier ließ ihn
seine lebenslange Erfahrung aufseufzen, »reiche junge Gentlemen wollen
normalerweise nicht arbeiten.«
    »Ah
ja«, bestätigte MacGowan ruhig. »Das stimmt.«
    *
* *
    Als im Sommer 1538
ihr Sohn Richard sie bat, sie möge Joan Doyle besuchen, durchlebte Margaret
Momente höchster Panik. Das große Haus in Dublin zu betreten, von Angesicht zu
Angesicht sich der Frau gegenüberzubefinden, deren Tochter Richard bald
heiraten würde – und Joan hat noch immer keine Ahnung, dachte sie, dass ich
versucht habe, sie umzubringen. Wie könnte sie
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