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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach
Autoren: P Tremayne
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VORBEMERKUNG DES AUTORS
    Im Mai 2008 befand ich mich in Norditalien auf einer Werbetour für die Kriminalgeschichten um Schwester Fidelma. Eine sehr eindrucksvolle Veranstaltung war die in der berühmten Abtei Bobbio. Man hatte mich eingeladen, in den uralten Klostermauern vor einer größeren Zuhörerschaft zu sprechen. Die Abtei Bobbio hatte ich immer schon einmal besuchen wollen, doch hatte sich bis dato keine Gelegenheit dazu ergeben.
    Bobbio oder Bobium, wie es ursprünglich hieß, war im Jahre 612 von dem berühmten irischen Heiligen und Missionar Columbanus (540–615) gegründet worden. Er stammte aus Leinster, war Abt von Bangor in der Grafschaft Down gewesen und hatte sich dann zu Pilgerfahrten auf dem Kontinent aufgemacht. Die altirische Form seines Namens lautet Colm Bán, das bedeutet »Weiße Taube«. Oft wird er mit seinem Namensvetter Colm Cille (»Taube der Kirche«) aus Donegal verwechselt, bekannter als Columba, der von 521 bis 597 lebte. Seine berühmteste Gründung war die auf Iona, einer winzigen Insel vor der Westküste Schottlands. Der Ruf von Bobbio verbreitete sich in ganz Europa, da es sich ebenso einer großen Bibliothek und vieler Gelehrter rühmen konnte wie Iona.
    Ich empfand es als besondere Ehre, in dem altehrwürdigen Kloster Bobbio über Schwester Fidelma sprechen zu dürfen. Einer meiner Zuhörer fragte mich, ob ich nicht Fidelma nach Bobbio reisen lassen könnte, um einen geheimnisvollen Fallin dem großen Kloster irischen Ursprungs im Val de Trebbia in den Apenninen zu lösen.
    In
Ein Totenhemd für den Erzbischof
hatte Fidelma bereits Rom kennengelernt und dort das Geheimnis um den Tod Wigharts, des designierten Erzbischofs von Canterbury, gelüftet, der im Jahre 664 ermordet wurde. Der Fall war historisch belegt, und ich hatte ihn zum Hintergrund meines Romans gewählt. Auf die mir gestellte Frage antwortete ich einfach »Warum nicht?«, woraufhin die große norditalienische Tageszeitung
Libertà
ihren Bericht über die Veranstaltung mit
Bobbio in noir, perchè no?
überschrieb. Die Geschichte hat mich zwei Jahre lang beschäftigt, bis sie in der vorliegenden Form erscheinen konnte; während dieser Zeit bin ich mehrfach im Tal der Trebbia unterwegs gewesen.
    Abgesehen von zwei Erzählungsbänden folgen die Kriminalromane um Schwester Fidelma einer strengen chronologischen Ordnung analog zu ihrem Erscheinungsdatum. So spielt der erste Roman
Nur der Tod bringt Vergebung
im Monat Mai des Jahres 664. Die dann folgenden Romane sind in der Zeitspanne bis zum Jahr 670 angesiedelt, das den zeitlichen Rahmen für das Geschehen in
Der Blutkelch
bildet (erschienen 2010). Der Band
Und die Hölle folgte ihm nach
stellt eine Ausnahme dar. Diese Geschichte schließt sich den Ereignissen in
Ein Totenhemd für den Erzbischof
an, die sich im Sommer 664 in Rom zutrugen. Meine Leser werden sich erinnern, dass Fidelma ihren neugewonnenen Freund, Bruder Eadulf von Seaxmund’s Ham, in der Ewigen Stadt zurückließ, während sie nach Irland zurückkehrte. Sie bestieg ein Schiff in Ostia, dem Hafen an der Mündung des Tiber, wollte in Massilia (Marseilles) an Land gehen und von dort der Pilgerroute quer durchs Frankenreich folgen.
    Peter Tremayne

KAPITEL 1
    Allem Anschein nach war der alte Mann ein Geistlicher. Er trug die
corona spina,
die Tonsur des heiligen Petrus, einen grob gesponnenen, langen braunen Wollumhang, darunter ein Gewand aus ähnlichem Material, und an den Füßen Ledersandalen. Ein einfaches Mitglied seiner Bruderschaft war er nicht, denn er hatte einen Hirtenstab bei sich, am oberen Ende mit einer kleinen silbernen Krümme, so, wie er für Bischöfe üblich war.
    Ohne Fidelma auch nur einen Blick zu schenken, eilte er an ihr vorüber, wobei die Sandalen seine Schritte auf den Pflastersteinen der engen Straße widerhallen ließen. Fidelma hatte unter dem Strohdach eines kleinen Hauses in dem dicht bebauten Teil des alten Seehafens Schutz gesucht, wo sie auch Unterkunft bezogen hatte. Sie hatte von dem Vorübereilenden kaum Notiz genommen, hatte seine Erscheinung nur im Unterbewusstsein registriert. Gänzlich gegen ihren Willen war sie zum Nichtstun verurteilt, und sie suchte fortwährend nach einer Möglichkeit, wie sie die Zeit sinnvoll nutzen konnte. Schon seit etlichen Tagen saß sie in dieser tristen Hafenstadt fest.
    Es schien ihr eine Ewigkeit her, dass sie Rom verlassen hatte, um auf dem Tiber zunächst den Hafen Ostia zu erreichen und von dort auf dem Seeweg weiter nach
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