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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland
Autoren: Edward Rutherfurd
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Silken Thomas paktiert
hatten, zur Hinrichtung verurteilt worden. Ein Schaudern ging durch das Land.
Und dem niederen Adel, zu dem auch William Walsh gehörte, der mit Fitzgerald
einverstanden gewesen war, wurde gesagt, dass ihnen je nach königlichem Willen
gegen eine Geldstrafe Gnade gewährt werden könne. »Gott sei Dank hatte ich
Zeugen, um zu beweisen, dass ich diesen verdammten Eid unter Zwang abgelegt
habe. Doch welche Höhe die Geldstrafe haben wird, weiß ich noch nicht, und die
Hälfte der Parlamentsmitglieder befindet sich in derselben Lage«, erzählte William.
Heinrich ließ sie warten, bis sie im Parlament seine gesamte Gesetzgebung
genehmigt hatten. Walsh gestand: »Er hat uns genau da, wo er uns haben will.«
    Dennoch
überraschte es Margaret, dass es nicht größeren Widerstand gegen Heinrichs
Kirchenpolitik gab. »Manche Kleriker haben protestiert«, erzählte ihr William.
»Doch einige der einflussreichsten Köpfe waren so mit Silken Thomas verstrickt,
dass man ihnen entweder ihre Pfründe weggenommen hat oder sie fliehen mussten.
Tatsache ist«, fügte er an, »obwohl Heinrich VIII. sich selbst an die Stelle
des Papstes gesetzt hat – was natürlich eine Ungeheuerlichkeit ist –, deutet
wenig darauf hin, dass er beabsichtigen könnte, die Glaubensart und –lehre zu
ändern.« Ein neuer Erzbischof mit Namen Browne kam nach Dublin, von dem es
hieß, er habe einen Hang zum Protestantismus, doch bislang hatte er noch nichts
dergleichen geäußert oder getan. »Die eigentliche Frage ist, was Heinrich mit
den Klöstern vorhat.«
    In
England hatten die großen Veränderungen bereits eingesetzt.
Unter dem Deckmantel einer Glaubensreform plante der Tudor–König, der das Geld
stets schneller ausgab, als er es einnahm, all die reichen Ländereien und
Besitztümer der mittelalterlichen englischen Klöster in die eigene Hand zu nehmen
und sie zu verkaufen. Würde er in Irland dasselbe tun?
    Eines
Tages meinte Walsh bei einem gemeinsamen Essen der Familie zu seinem Sohn
Richard: »Eine Auswirkung der Ereignisse in England ist, dass sie den Anwälten
eine riesige Menge Arbeit bringen. Jedes Kloster will rechtlich vertreten sein
und seinen Fall verhandeln.« Richard, der eng mit seinem Vater
zusammenarbeitete, hatte sich bereits bei einigen klösterlichen Ordenshäusern
sehr beliebt gemacht. »Für Anwälte wie uns, Richard, könnte das sehr lukrativ
sein.«
    Obwohl
Margaret dazu schwieg, schockierte sie diese Haltung ein wenig. Als vor dem
Parlament die Maßnahme, dreizehn irische Klöster zu schließen, verhandelt
wurde, war sie froh zu hören, dass sich endlich Widerstand regte. Und als William
eines Nachmittags von den mehrtägigen Debatten heimkehrte, fragte sie ihn
gespannt aus.
    »Das
Problem ist«, ließ er sie wissen, »wer das Land bekommen soll. Viele haben
Angst, es könnte den Anhängern des Königs und den Butlers zugesprochen werden.
So mancher deiner Freunde aus dem Fingaler Adel geht zu Heinrich und fordert
seinen Anteil. Doyle und anderen Ratsherren ist bereits eines der Klöster als
Belohnung für die Stadt versprochen worden, da sie sich Silken Thomas
widersetzt haben.«
    »Du
sprichst so, als ginge es nur ums Geld«, wandte sie ein.
    Der
Anwalt seufzte. »Ich fürchte, darum geht es in der Regel immer.«
    Das
Thema Geld war in dieser Zeit nie weit aus Walshs Gedanken. Nicht allein der
königliche Straferlass und die Geldstrafe waren seit vielen Monaten eine
ungelöste Frage, sondern da waren auch die Schulden bei
Joan Doyle, die noch zurückgezahlt werden mussten. »Und dennoch«, sagte er bei verschiedenen
Gelegenheiten zu Margaret, »waren diese Schwierigkeiten auch eine Art Segen.«
Und zwar wegen der Wirkung, die sie auf den jungen Richard hatten.
    Richard
Walsh, der in seiner Londoner Zeit als junger Gentleman seine Familie mehr Geld
gekostet hatte, als diese sich leisten konnte, war sich seiner Verantwortung
nunmehr schmerzhaft bewusst. Er hatte sich seinen jungenhaften Charme bewahrt,
sah mit den von der Mutter geerbten roten Haaren auffallend gut aus und war
zudem ein sehr guter Anwalt geworden, der entschlossen war, seiner Familie das
zurückzuzahlen, was er ihr zu schulden glaubte. Er arbeitete fleißig an der
Seite seines Vaters und übernahm jede Reise, von der er meinte, sie könnte
seinem Vater zu anstrengend sein; wenn William am Ende eines langen Tages sich
über alte Dokumente hätte setzen müssen, beugte sich Richard die ganze Nacht
über sie, so dass sein Vater am
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