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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
Autoren: Maggie Furey
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1
Zwischen den Welten …
     
     
    »Dieser verflixte Schwertkämpfer!« brummte der Tod. Er wußte über alles Bescheid, was in seiner Domäne vor sich ging, und hätte dem Treiben ein Ende setzen können, wenn er das gewollt hätte – aber statt dessen stützte er sich auf seinen Stab und beobachtete mit einem schiefen und ein wenig mitleidigen Lächeln, das nicht ganz ohne Respekt war, die Bemühungen des tapferen, sturen Geistes, der gerade versuchte, ihm zu entkommen – schon wieder.
     
    Das Tor Zwischen den Welten war uralt, sein verwittertes Holz so grau und schwer wie Stein und die mit der Zeit verblaßte Schnitzerei auf seinen Vertäfelungen unter dem Gewicht von Jahren unkenntlich geworden. Mit einer bitteren Grimasse berührte Forral die tiefen, splittrigen Kerben, die die Schönheit der vielschichtigen, verschlungenen Muster verunstalteten – sein eigenes Werk, das von jenem ersten Mal stammte, als er versucht hatte, durch das Tor hindurchzugelangen. Verbittert über seine Ermordung, erzürnt über den ungeheuren Wahnsinn, der zu seinem frühzeitigen Tod geführt hatte, und außer sich vor Angst um Aurians Sicherheit, war er nicht in Stimmung für irgendwelche Hindernisse gewesen. Es hatte keine Rolle gespielt, daß es den Toten verboten war, zu den Lebenden zurückzukehren – das einzige, was er im Sinn gehabt hatte, war seine maguschgeborene Liebste und ihr ungeborenes Kind – ihrer beider Kind. Wieder und wieder hatte der Schwertkampfer mit seiner Klinge (Forral wunderte sich darüber, daß er plötzlich ein Schwert in der Hand gehalten hatte, gerade als er eins brauchte) in einem Anfall aus Wut und Verzweiflung auf diese Tür eingedroschen, bis er sich, obwohl er nur ein Schatten war, vollkommen verausgabt hatte. Erst als er sich dann gegen das kalte, graue Holz gelehnt und um Aurian geweint hatte, war ihm die Antwort zuteil geworden. Wo keine noch so große Gewalt die Pforte des Todes öffnen konnte, vermochte die Liebe – wenn sie nur stark genug war – ihn hindurchzubringen.
    Das Tor öffnete sich unter Forrals Berührung, als er Aurians Namen nannte. Er trat hindurch in einen leuchtenden Brunnen aus Nebel, der ihm den Blick trübte und ihn, wenn er Glück hatte, in seinen silbernen Schleiern verbarg. Obwohl er gelernt hatte, wie man dieses Tor öffnete, bedeutete das nicht, daß es ihm erlaubt war. Der Schwertkämpfer zuckte mit den Schultern. Als könnte ihn das von Aurian fernhalten! Er erinnerte sich an das letzte Mal, als er sie gesehen hatte, in der Stadt der Drachen. Sie war so traurig gewesen und so müde, mit Tränenspuren, die den Schmutz auf ihrem ausgezehrten Gesicht verwischt hatten, und die Schwangerschaft hatte ihren Bauch unter ihren zerfetzten Wüstengewändern bereits deutlich gerundet. Bei der Erinnerung daran traten Forral Tränen in die Augen. Es hatte ihm das Herz zerrissen, daß er sie nicht in die Arme nehmen, trösten und alles wieder für sie in Ordnung bringen konnte. Statt dessen hatte er das einzige getan, was in seiner Macht stand – er hatte ihr gezeigt, wo sie den Stab der Erde finden konnte. Der Tod, der Herrscher über dieses unheimliche Reich, war rasend vor Zorn über seine Einmischung gewesen.
    Als der Schwertkämpfer das Ende des überwucherten Pfades erreichte, der von dem Tor wegführte, senkte sich der Nebel, und dort, wo der Pfad ins Tal mündete, bildete er nur noch eine seidige, knöcheltiefe Schicht. Forral betete darum, daß er nicht beobachtet wurde, und schritt unter dem sternenübersäten Himmel über den vertrauten Weg zwischen weichen Hügeln dahin, während der Bodennebel ihm bei jedem Schritt um die Stiefel waberte. Manchmal schien der Weg zum Brunnen der Seelen ganz kurz zu sein, während er sich bei anderen Gelegenheiten auf ewig in die Länge zu ziehen schien …
    » Forral – bleib stehen, ich befehle es dir !«
    Der Schwertkämpfer zuckte schuldbewußt zusammen und fluchte. Die unter einer großen Kapuze halb verborgene Gestalt war aus dem Nichts erschienen – ein gebeugter, alter Mann, so schien es, bekleidet mit einem grauen Umhang und auf einen Stab gestützt. Er trug eine kunstvolle Laterne bei sich, die einen silbernen Strahl warf. So, wie Erscheinungen es an sich haben, schien auch diese hier recht harmlos – aber Forral wußte es besser. »Laß mich durch!« Seine Hand fuhr an sein Schwert.
    »Du glaubst, du könntest dieses Schwert gegen mich richten?« Der Tod kicherte – ein rostiges, pfeifendes Geräusch, das aus
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