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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Autoren: Alison Croggon
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selbst.
    Maerad saß zwischen Silvia und Cadvan und atmete Silvias Schönheit förmlich ein. Sie hatte sich formell gekleidet und trug ein langes moosgrünes Kleid, an das Maerad sich noch von ihrem ersten Besuch in Inneil erinnerte, und ihr rötlich braunes Haar glänzte im Kerzenlicht wie poliertes Kupfer. Silvia berichtete ihr, dass der Tod des Namenlosen von allen Barden in Inneil und zweifellos in ganz Annar gespürt worden war.
    »Die Veränderung trat vor, oh, zwei Wochen ein, bei Vollmond. Grigar von Desor traf eine Woche davor hier ein, um uns vor der uns drohenden Gefahr zu warnen, und er teilte uns Neuigkeiten von dir mit, Hem. Wir hatten große Angst und entsandten Streitkräfte, um den Rick von Inneil bestmöglich zu verteidigen, wenngleich wir nicht wussten, wie wir gegen eine solche Armee bestehen sollten. Ein paar Tage später erreichte uns die Kunde, dass die Schwarze Armee stattdessen nach Lirigon marschierte, und ich war nicht sicher, ob ich erleichtert sein oder weinen sollte. Aber ich hatte das Gefühl, dass die Woge uns ohnehin überrollen würde, ganz gleich, was wir täten, und ich verzweifelte. Jene Tage erschienen uns als die schwärzesten von allen …«
    Sie seufzte ob der Erinnerung. »Und dann, eines Nachts, überkam mich der Drang, hinaus in den Garten zu gehen Und zum Mond aufzuschauen. Es war, als riefe mich etwas. Und ich vermeinte eine wunderschöne Musik zu hören, wenngleich ich nicht wusste, woher sie stammte. Dann vermischten sich in mir unermessliche Traurigkeit und Freude, und ich wusste, dass es vollbracht war, was immer es sein mochte. Ich fühlte mich, als wäre ein großes Gewicht, eine schwere Last von meinem Herzen gehoben worden.« Sie beugte sich vor und ergriff Maerads Kinn mit einer Hand. »Aber ich war auch sicher, Maerad, dass du tot sein müsstest. Ich war noch nie so froh wie heute um die Mittagszeit, als ich dich sah.«
    Maerad hob das Glas. »Ich mag ein bisschen zerschunden sein, aber das ist in einer Woche verheilt. Allerdings«, fügte sie mit einem Stocken in der Stimme hinzu, »glaube ich, dass ich keine Bardin mehr bin. Ich denke, ich habe beim Gesang alles verloren. Mich stört es nicht: Ich bin froh, überhaupt noch am Leben zu sein.« Silvia musterte sie mit ernster Miene. »Nein, Maerad, du hast die Gabe immer noch, so wie wir alle«, erwiderte sie schließlich. »Sie ist sehr deutlich in dir, wenngleich auch erkennbar ist, dass du dich über deine Kraft hinaus verausgabt hast und sehr müde bist. Und du bist viel zu dünn. Diese Müdigkeit kann jedem widerfahren. Cadvan hätte es dir sagen können, wenn du ihn gefragt hättest. Ja, du hast etwas von deiner Gabe verloren. Ich denke, liebste Maerad, dass du nicht mehr in der Lage bist, mit den Elementaren in deren Sprache zu sprechen oder die entsetzlichen Kräfte zu wirken, die du einst hattest. Und um ganz ehrlich zu sein, ich finde, das ist gut so.«
    Maerad starrte Silvia an. Erleichterung stieg in ihr auf wie eine warme Flut. Seit dem Gesang war sie überzeugt gewesen, dass sie nie wieder eine Bardin sein würde. Und trotz all des Glücks, das sie ob ihrer Liebe zu Cadvan empfand, war der Verlust ihrer Kräfte schwer zu ertragen gewesen, und sie hatte den ganzen langen Ritt nach Inneil versucht, nicht daran zu denken.
    Während sie aßen, erzählten sie einander all ihre Geschichten, fügten alles aneinander, was sich ereignet hatte, seit Cadvan in einem Kuhstall auf Maerad gestoßen war, fast genau vor einem Jahr zu Frühlingsbeginn. Es wurde eine lange und verworrene Erzählung.
    Kurz nachdem Maerad und Cadvan Thorold in Richtung Norden verlassen hatten, war Nelac von Enkir als Aufrührer eingekerkert worden. »Er hat nicht gewagt, mich zu töten«, berichtete Nelac. »Obwohl ich glaube, dass es knapp war. Aberje mehr Enkir sein Spiel offenbarte, desto weniger gelang es ihm, die aufrichtigen Barden von seiner Treue gegenüber dem Licht zu überzeugen. Es gab erhebliche Unruhe, als er seinen Feldzug gegen Ileadh und Lanorial begann, und er verlor in der Folge viel Unterstützung; seine einzige Antwort bestand darin, alle Barden in den Kerker zu werfen, die es wagten, ihn infrage zu stellen. Ich denke, zu jenem Zeitpunkt war Enkir bereits im Begriff, dem Wahnsinn zu verfallen. Mittlerweile ist er vermutlich vollends wahnsinnig.«
    Nelac tupfte sich mit einer Serviette die Stirn ab. »Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass es Zeiten gab, in denen ich verzweifelte, während ich in Enkirs Verlies
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