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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Autoren: Alison Croggon
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schmorte, obschon mir die Spatzen und Mäuse gute Gesellschaft leisteten. Es fiel schwer, einen Hoffnungsschimmer in den Wolken zu erkennen, die Norloch verfinsterten. Dann sprach Enkir doch mein Todesurteil aus, und jemand - ich weiß noch immer nicht, wer, aber ich vermute, jemand, der ihm nahestand - lehnte sich auf. Ich wurde aus Norloch geschmuggelt, und man gab mir ein Pferd. Nach Lanorial oder Ileadh konnte ich nicht, weil die Städte von Enkirs Streitkräften belagert wurden, also bahnte ich mir über Nebenstraßen und Öden den Weg nach Inneil, der einzigen Schule, der ich vertrauen konnte. Ich traf vor etwa einem Monat hier ein und erfuhr, dass ich das Gefecht hier recht knapp verpasst hatte und Cadvan und Maerad unlängst aufgebrochen waren. Eigentlich ist meine Geschichte die langweiligste von allen, und ich würde viel lieber die euren hören …«
    Irc, der mit prall gefülltem Bauch auf der Rückenlehne von Hems Stuhl hockte, gab ein jähes Krächzen von sich, auf dass sich alle ihm zuwandten. Auch er wollte seine Geschichte erzählen.
    Cadvan lachte, und Hem verdrehte die Augen. »Ich habe euch ja gesagt, er wird sich für einen Helden halten.«
    Cadvan erhob das Glas auf Irc. »Für mich ist er ein Held«, sagte er. »Er hat Lirigon vor dem sicheren Untergang bewahrt und kann prahlen, so viel er will.« Irc tänzelte auf und ab. Ich bin ein Held, freute er sich. Der Retter Lirigons. Cadvan hat ausgesagt, also muss es wahr sein. Und ich bin der Bote des Königs und eine sehr kluge Krähe. Ich bin so weit und so schnell geflogen, dass mir die Flügel wehtaten, und ich habe dem Barden von der Armee erzählt, und er meinte, ich sei ein tapferer und schlauer Vogel. Man würde ein Lied über mich schreiben, und ich sollte eine Halskette aus Gold bekommen, hat er gesagt. Aber dann musste ich den ganzen Weg zurückfliegen, um meinen Freund zu finden, weil ich ihn so sehr vermisste … und meine Flügel taten noch mehr weh … Er legte den Kopf schief und sah Nelac mit leicht trüben Augen an, und Hem erkannte, dass Irc ein wenig beschwipst war: Er musste von Hems Glas genippt haben, als er nicht hingesehen hatte.
    Mir scheint, meinte Nelac ernst, dass du mindestens eine Halskette verdienst. Vielleicht zwei. Darob hüpfte Irc noch ausgelassener auf und ab, ehe er ganz langsam, überwältigt von Wein und Aufregung, von der Rückenlehne des Stuhls zu kippen begann. Hem fing ihn auf, bevor er fiel, setzte ihn sich auf den Schoß und kitzelte ihn am Bauch. Irc ließ sich auf den Rücken plumpsen, spreizte die Schwingen und schloss selig die Augen.
    »Ich glaube, er hat etwas übertrieben«, sagte Hem liebevoll. »Aber er verdient wirklich Lob. Er ist sehr tapfer gewesen.« Er dachte daran zurück, wie froh er gewesen war, als Irc ein paar Tage nach dem Gesang zu ihm zurückgeflogen gekommen war. Irc hatte ihn nicht gerufen: Er hatte sich einfach aus heiterem Himmel auf seine Schulter niedergelassen und Hem so sehr erschreckt, dass er beinah von Keru gefallen wäre. Irc war so müde gewesen, dass er kaum reden konnte, und er freute sich so sehr darüber, Hem zu sehen, dass ihm keine einzige rüde Bemerkung entfuhr. Es hatte ein paar Tage gedauert, bis er wieder so dreist und prahlerisch war wie zuvor.
    Ircs Warnung hatte der Stadt ein paar kostbare Tage der Vorbereitung beschert. Die Schwarze Armee war heranmarschiert und hatte eine auf einen Angriff unvorbereitete Stadt erwartet; stattdessen fand sie sich auf der anderen Seite des Lirigon gefangen wieder. Die Barden und Bewohner der Stadt hatten die Brücke eingerissen, und am gegenüberliegenden Ufer hatten sich entschlossene, gut gewappnete Verteidiger versammelt. Unverzagt befahlen die Hauptmänner der Untoten den Bau von Flößen, ließen die Bäume auf ihrer Seite fällen und die Stämme zusammenzurren. Sie griffen die Stadtbewohner wiederholt an und bereiteten sich auf eine Belagerung vor, hegten keine Zweifel daran, dass sie angesichts ihrer überwältigenden Streitkräfte letzten Endes gewinnen würden. Aber als der Namenlose vernichtet wurde, traf dasselbe Schicksal auch all seine Untoten, die ihre eigene Todlosigkeit seiner Macht verdankten. Der Tod der Hauptleute sorgte unter der Schwarzen Armee für Panik und Chaos. Der Großteil der Fußsoldaten bestand aus Sklaven aus Den Raven, die sich auflehnten, die Waffen niederwarfen und sich weigerten zu kämpfen. Die verbleibenden Streitkräfte - die Hundsoldaten und die Blutgarde -hatten hastig den Rückzug
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