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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Autoren: Alison Croggon
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Tür aus. Hekibel hatte recht: Er sah ungemein gut aus.
    Dann schaute Cadvan, der ihren Blick spürte, zu ihr. Einen Lidschlag lang wirkte er wie benommen. Es war lange her, dass er sie zuletzt in einem wunderschönen Kleid gesehen hatte, das Haar gewaschen und glänzend, die Haut schimmernd von einem ausgiebigen Bad; und es war, als sähe er sie zum ersten Mal. Ihre Augen versanken lange ineinander, dann lächelte er langsam und hob das Glas an, und sie trat ins Lampenlicht, um sich zu den anderen zu gesellen.
    Sie setzten sich gerade mit Silvia und Malgorn zum Essen, als zwei weitere Barden zu ihnen stießen. Zuerst kam Indik, dessen zernarbte, grimmige Züge sich aufhellten, als er Maerad erblickte, die er hochhob und im Kreis herumschwang, ehe er sie fast genauso oft küsste, wie es Silvia getan hatte. Er versuchte gar nicht zu verbergen, wie entzückt er darüber war, sie wiederzusehen.
    »Ich habe schon immer gesagt, dass du meine beste Schülerin warst«, meinte er, als er letztlich einwilligte, sie wieder auf den Boden zu stellen.
    »Oh!«, stieß Maerad atemlos hervor. »Hast du nicht! Du hast gesagt, ich sei die schlechteste Schwertkämpferin, der über den Weg zu laufen du je das Pech hattest, und dass es einem Wunder gleichkäme, wenn ich mir nicht selber den Kopf abhackte!«
    Reuelos grinste Indik. »Irgendwann mag ich vielleicht etwas in der Art gesagt haben«, räumte er ein. »Trotzdem wusste ich, dass du mich stolz machen würdest. Und das hast du, Mädchen. Das hast du.«
    Der nächste Gast, der kurz nach Indik eintraf, ließ Cadvan und Saliman vor Staunen erst die Münder aufklappen und dann hastig von ihren Sitzen aufspringen, um ihm entgegenzueilen und ihn zu umarmen. Es war ihr alter Lehrmeister, Nelac.
    »Nelac!«, rief Cadvan aus, als er ihn aus einer bärengleichen Umarmung entließ, mit der er ihn beinah von den Füßen gehoben hatte. »Mein Freund, von allen Menschen bist du der Letzte, den zu sehen ich erwartet hätte! Jetzt ist mein Becher des Glücks gefüllt!«
    »Nicht annähernd so gefüllt wie der meine«, gab Nelac lächelnd zurück. »Der meine quillt über.« Dann schaute er zu Maerad, und ihr lief ein Schauder über den Rücken: Er sah sie an wie eine Gleichgestellte. »Seid gegrüßt, Maerad und Hem von Pellinor. Ich bin sehr froh, euch beide hier zu sehen, wohlbehalten und unversehrt. Wir haben vor zwei Wochen gespürt, wie die Dunkelheit aus dieser Welt entwich, und wussten, dass ihr eure Aufgabe erfüllt hattet. Aber niemand von uns hätte erwartet, euch wiederzusehen, weshalb wir uns umso mehr freuen.« Hem errötete heftig und murmelte einen Dank auf den Tisch hinab. Maerad hingegen begegnete Nelacs Blick, das Kinn stolz erhoben.
    »Ich bin froh, hier zu sein, Nelac von Lirigon«, sagte sie. »Und noch mehr freut mich, dass wir nicht alle tot sind. Das ist das Beste von allem.«
    »Ja, das ist es«, pflichtete Nelac ihr bei, ließ den Blick durch den Raum wandern und nickte den anderen zu, als Silvia ihm Irc und Hekibel vorstellte. »Ich bin gespannt darauf, eure Geschichten zu hören. Aber alles der Reihe nach: Silvia und Malgorn haben ein erlesenes Festessen für uns vorbereitet, und ich finde, die Höflichkeit gebietet es, dass wir ihm unsere Aufmerksamkeit widmen.« Er nahm am Kopfende des Tisches neben Malgorn Platz, und Maerad stellte fest, dass er gealtert war, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte; die Furchen in seinem Gesicht hatten sich vertieft, und Spuren von Erschöpfung, Beschwernissen und Traurigkeit zeichneten seine Züge. Er wirkte deutlich älter, wenngleich sie keine Verminderung seiner Kraft spürte. Vielmehr schien es, als wäre sein Wesen essenzieller geworden, als würde die Magie in ihm, je länger er lebte, immer sichtbarer für das bloße Auge, und tatsächlich umgab den alten Magier ein leichter Schimmer von Sternenlicht. Vielleicht, so dachte sie, wurde ein greiser Magier wie Nelac, wenn er starb, lediglich zu einem Strahl Sternenlicht - doch sie wollte nicht an Nelacs Tod denken und wandte sich stattdessen dem Essen zu. Es war in der Tat ein Festschmaus - Zickelbraten mit frischen Frühlingserbsen, Karotten und gerösteten Rübchen, darüber Stachelbeersoße. Anschließend folgte der klassische Apfelkuchen von Inneil, bei dem ein Gitter aus goldenem Teig die Fruchtfleischfülle umhüllte. Malgorn behielt die Gläser im Auge und sorgte dafür, dass sie stets mit einem Wein gefüllt blieben, der hell wie Stroh war und duftete wie der Frühling
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