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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Autoren: Alison Croggon
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sich auf, legte die Arme um ihn und tröstete ihn. Da lächelte Hem durch seine Tränen hindurch, und die beiden hielten einander fest, als hätten sie sich nach einer langen, bitteren Trennung wiedergefunden. Sie hörten weder das klägliche Pfeifen des Windes durch das Schilf noch die Rufe ihrer Freunde, als diese herbeieilten, um ihnen zu helfen, denn in diesem Augenblick gab es nur sie beide füreinander.
    Und das Lied endete nie: Endlich in seine eigene Musik entlassen, spielte es weiter durch alle Tiefen und Höhen und Breiten der großen und lebendigen Welt, folgte seinen eigenen Wünschen über die Sehnsüchte menschlicher Herzen hinaus, auf immer wild, auf immer ganz, auf immer frei.

 
     
Epilog
    Camphis von Inneil versah Wachdienst am Tor und genoss den ersten richtig warmen Frühlingstag, als eine zerlumpte Gruppe von fünf Reisenden auf vier ausgemergelten Pferden heranritt und Einlass begehrte. Er starrte durch das Gitter und verlangte in schroffem Tonfall zu erfahren, was ihr Begehr sei; abgesehen von den grimmigen Gebirgsmenschen, die vor einem Monat die Mauern Inneils belagert hatten, glaubte er, noch nie eine so zwielichtig aussehende Gesellschaft gesehen zu haben. Außerdem hatte er strenge Anweisung, niemanden einzulassen, der sich nicht hinlänglich zu erkennen gab, und obwohl im Gau Frieden herrschte, seit der Landrost von der Maid von Inneil besiegt worden war, trafen Geschichten von gewaltigen Armeen ein, die durch Annar marschierten, von Kämpfen und Unruhen, weshalb man immer noch mit der täglichen Furcht vor einem Angriff lebte. Es war eine Zeit der Angst, des Argwohns und dunkler Gerüchte.
    »Ist uns keine Kunde vorausgeeilt?«, ertönte scharf eine ungeduldige Stimme, bevor jemand antworten konnte. »Ich bin es, Camphis. Maerad von Pellinor. Ich bin müde und hungrig, und ich will ein Bad, und ich werde dir nie verzeihen, wenn du dieses Tor nicht sofort öffnest.«
    Camphis zuckte zusammen und sah genauer hin. Er errötete bis in die Haarspitzen, als er erkannte, dass er im Begriff gewesen war, Maerad von Pellinor den Zutritt zu verweigern, der Maid von Inneil höchstpersönlich, und Cadvan von Lirigon. Sein Irrtum war verzeihlich: Ein dunkler Bart kräuselte sich an Cadvans sonst glatt rasiertem Kinn, und Maerad war so dürr, dass Camphis sie selbst jetzt kaum erkannte. Die glänzenden Pferde, die Inneil stolz verlassen hatten, hatten eingefallene Flanken, und ihre Felle wirkten stumpf. Hastig entriegelte er das Tor, und die Reisenden ritten herein und stiegen ab. Maerad lächelte den jungen Barden an, der darauf noch mehr errötete. »Es tut mir leid«, stammelte er. »Ich …«
    Zu seiner Überraschung lachte Maerad. »Sei gegrüßt, Camphis«, sagte sie. »Natürlich verzeihe ich dir. Es ist schön, dich wiederzusehen.«
    Auch Cadvan wandte sich Camphis zu und lächelte müde. »Wenn du mir etwas Gutes tun willst, mein Freund, dann ruf ein paar von Indiks Lehrlingen, damit sie diese Pferde übernehmen und ihnen die Zuwendung angedeihen lassen, die sie mehr als verdienen. Und sag Malgorn, dass wir zu fünft sind: Maerad und ich, Saliman von Turbansk, Hem von Turbansk, der Maerads Bruder ist, und Hekibel, Tochter des Hieran. Oh, und Irc von … Irc, der Retter von Lirigon. Und wir sind alle hungrig.«
    Damit klopfte er Camphis auf die Schulter. Camphis blinzelte, pfiff einen Boten herbei und teilte diesem die Namen mit, die Cadvan ihm gesagt hatte. Der Junge schaute erstaunt drein, dann rannte er los, als wären ihm Werwesen auf den Fersen.
    Bald standen die Pferde knietief in Heu, waren ihre Felle nach ausgiebigem Striegeln von jedem Rest Schweiß und Schmutz befreit, und die Tiere mampften friedlich einen warmen Brei aus Hafer und Kleie. Die Reisenden gingen langsam zu Malgorns und Silvias Bardenhaus, lauschten wie benommen vor Erstaunen den Vogelgesängen, die im klaren Frühlingssonnenschein aufstiegen. Ihre Beine fühlten sich schwer wie Stein an vor lauter Erschöpfung. Es war kein Wunder, dass sie schneller als jegliche Boten gewesen waren. Erst am Tag zuvor waren sie durch den Rick von Inneil geritten, jene schmale Öffnung zwischen den beiden Gebirgsausläufern, die das Tal säumten, und obwohl sie von den dort lagernden Soldaten eingeladen worden waren, zu bleiben und sich auszuruhen, waren sie weitergereist, so schnell sie konnten, erfüllt von der Ungeduld, ihre Freunde zu sehen.
    Als sie sich dem Bardenhaus näherten, schwangen die Türen weit auf, und Silvia stürmte
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