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Du hast mich wach gekuesst

Du hast mich wach gekuesst

Titel: Du hast mich wach gekuesst
Autoren: Susan Mallery
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1. KAPITEL
    Cathy Eldridge blickte ungeduldig auf ihre billige Armbanduhr. Sie sah der Mitternacht ebenso ungeduldig entgegen, wie Aschenbrödel davor gegraut hatte.
    Während die Märchenprinzessin befürchten musste, dass ihre Träume mit dem Glockenschlag zerstört wurden, bedeutete die verhexte Stunde für Cathy den Zutritt zu ihrer Phantasiewelt.
    Denn um Punkt zwölf Uhr rief Stone Ward an.
    Es war kurz nach halb zwölf. Sie seufzte in dem Wissen, dass sich die Minuten vor Mitternacht endlos ausdehnen würden ebenso wie nach dem Telefonat bis sieben Uhr früh, wenn ihre Schicht endete. Doch während sie mit ihm telefonierte, verging die Zeit stets wie im Fluge. Es kümmerte sie nicht, dass er sie für eine völlig andere Person hielt, als sie in Wirklichkeit war.
    Es kümmerte sie ebenso wenig, dass nur in ihrer Phantasie eine innige Beziehung bestand. Es reichte ihr, seine Stimme zu hören und zu wissen, dass er das Gespräch ebenso genoss wie sie.
    Es war ein ruhiger Abend beim Auftragsdienst. Sie nahm einen Anruf von einer besorgten Mutter entgegen, deren Kleinkind hohes Fieber bekommen hatte, und stellte sie zu dem Dienst habenden Kinderarzt durch.
    Cathy hatte mit einer vielschichtigen Klientel zu tun. Von Ärzten über Privatdetektive und Anwälte bis hin zu einer Schriftstelleragentur, die Drehbücher für Hollywood vermittelte.
    Der Auftragsdienst betreute jede Firma, die Wert darauf legte, dass ihre Kunden nach Geschäftsschluss mit einer wirklichen Person statt einer Maschine sprechen konnten. Es gab auch einige seltsame Kunden - wie die charmante, aber vergessliche Witwe, die sich täglich sechs Mal anrufen und an die Einnahme ihrer Medikamente erinnern ließ. Und wie der Vertreter, der regelmäßig Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter wünschte, damit sich seine Katze nicht so allein fühlte.
    Cathy arbeitete bereits seit mehr Jahren für die Firma, als ihr lieb war, und sie erledigte jeden Anruf rasch und tüchtig. Für viele Kunden war sie die bevorzugte Kontaktperson - wenn auch nur aus Interesse an all den Geschichten über ihr aufregendes Privatleben, die sie erfand. Und dabei fiel ihr ein ...
    Sie öffnete ihre große schwarze Nylontasche und holte ihren Laptop hervor. Das Gerät hatte viel Geld gekostet und stellte den einzigen Luxus dar, den sie sich in den vergangenen drei Jahren geleistet hatte, aber es war jeden Penny wert. Mit einer Telefonleitung und diesem Laptop konnte sie die ganze Welt bereisen. Niemand brauchte zu erfahren, dass sie in einem schäbigen kleinen Büro hockte und eine stumpfsinnige Arbeit verrichtete, aus der es keinen Ausweg zu geben schien.
    Sie schaltete das Gerät ein und meldete sich bei ihrem Provider an. Von dort aus besuchte sie das Internet - einen Ort, den sie nicht verstand, der aber die Macht besaß, sie zu verändern. Immer wieder wunderte sie sich über die Fülle der erhältlichen Informationen.
    Das Wochenende über hatte sie bereits Hotels und Clubs in dem Urlaubsort Cancün in Mexiko erforscht. Nun fehlte ihr nur noch ein exotisches Restaurant mit der richtigen Speisekarte.
    Es dauerte etwa zehn Minuten, das Gesuchte zu finden. Sie machte sich ein paar Notizen, nahm zwischendurch drei Anrufe von verschiedenen Klienten entgegen und gab Nachrichten an einen Anwalt weiter, der Überstunden einlegte. Währenddessen behielt sie die Uhr ständig im Auge. Noch fünf Minuten, dann drei, dann eine, und dann ...
    Es klingelte. Ihr Herzschlag hatte sich bereits vor einer Viertelstunde beschleunigt. Nun wurden ihre Handflächen feucht, und ihr Magen flatterte. Die Symptome waren ihr vertraut, denn sie traten jedes Mal auf, wenn er anrief. Sie rückte das Mikrofon ihres Headsets zurecht und drückte den
    blinkenden Knopf auf der Konsole.
    "A bis Z Auftragsdienst", sagte sie in mühsam gelassenem Ton, damit er nicht merkte, wie aufgeregt sie war. Obwohl sie sich schon seit Monaten unterhielten, beunruhigte er sie immer noch.
    "Hi, Cathy, wie war dein Wochenende?"
    Der tiefe, verführerische Klang seiner Stimme ließ sie förmlich dahinschmelzen und machte es ihr beinahe unmöglich, zu denken oder zu atmen.
    "Hi, Stone. Mein Wochenende war großartig. Und deins?"
    "Nicht besonders aufregend. Ich habe gearbeitet."
    Sie malte sich sein Büro aus: einen großen, in dunklem Holz getäfelten Raum mit hoher Decke, Ledermöbeln und Bücherregalen. Sie stellte sich immer einen Kamin und den Geruch von brennenden Holzscheiten vor, was lächerlich war.
    Denn sie befanden
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