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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Autoren: Alison Croggon
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mit ausgebreiteten Armen heraus. Sie war in der Küche gewesen: Ein Kopftuch hielt ihr Haar zusammen, und ihre Hände waren bis zu den Ellbogen mit Mehl bestäubt. Mit freudestrahlender Miene rannte sie zu Maerad und Cadvan, schlang die Arme um beide und küsste sie wieder und wieder. Dann erkannte sie Saliman und küsste auch ihn. Anschließend wurden ihr Hem und Hekibel vorgestellt, die sie nacheinander ebenfalls umarmte; am Ende waren alle, sogar Irc, mit weißen Handabdrücken bedeckt.
    Danach brachte sie alle ins Haus und bestand darauf, dass sie vor allem anderen etwas aßen - es entsetzte sie zutiefst, wie dünn Maerad war. Kurze Zeit später, nach einer ausgiebigen Mahlzeit aus frischem Brot und Eintopf, saß Maerad nachdem sie sich zögerlich von Cadvan verabschiedet hatte, der ihr hinter Silvias Rücken zuzwinkerte, als diese sie den Gang hinabscheuchte - in ihrer Kammer auf dem Bett. Alles sah genauso aus, wie sie es verlassen hatte, als hätte das Zimmer auf sie gewartet; doch Maerad hatte das Gefühl, ein völlig anderer Mensch zu sein. Sie stellte ihr Bündel zu Boden und schaute zum offenen Fenster hinaus. Die Zweige, die draußen in der sanften Brise wehten, strotzten vor rosigen Blüten, von emsigen Bienen umsummt. Irgendwo im Bardenhaus hörte sie jemand auf einer Flöte üben. Ein blaues Kleid lag für sie auf dem Bett ausgebreitet, und daneben ein Stück Seife, das nach Orangen und Jasmin duftete. Maerad ergriff die Seife und bereitete sich darauf vor, das längste und genüsslichste Bad zu nehmen, das sie je gehabt hatte.
    Alle Reisenden badeten, sogar Hem, danach schliefen sie den ganzen Nachmittag. Als der Abend sich sanft über Inneil zu senken begann und den Himmel in Schlieren von Bernstein, Zitrone und Rosa tünchte, erwachten sie und berührten mit einem Gefühl der Verwunderung die weichen Decken und die frischen Leinenlaken und empfanden tiefe Wonne, als sie die sauberen, wunderschönen Kleider anzogen, die Silvia ihnen zurechtgelegt hatte. Nach den vergangenen Wochen, während derer sie auf hartem Boden geschlafen hatten, frierend, nass und schmutzig, erschienen ihnen solch schlichte Freuden wie wahre Wunder. Silvia bereitete ein Abendmahl für sie vor und hatte sie aufgefordert, sich im Musikzimmer einzufinden, sobald sie bereit wären. Einer nach dem anderen bahnten sie sich den Weg die Treppe hinab, nahmen auf den einladenden roten Sofas am Feuer Platz, das angezündet worden war, um die Kälte des Abends zu vertreiben, und warteten auf ihre Gastgeber.
    Als Maerad herabkam, hatten ihre Freunde sich bereits versammelt. An der Tür blieb sie stehen und ließ den Blick über sie alle wandern, bevor sie Maerad bemerkten. Cadvan, nunmehr wieder glatt rasiert, saß am nächsten beim Feuer, die langen Beine vor sich ausgestreckt. Seine blauen Augen funkelten verschmitzt, als er Saliman eine Geschichte erzählte, der aufmerksam lauschte und schließlich in Gelächter ausbrach. Hem saß mit Irc auf der Schulter ein wenig abseits und stopfte stetig Haselnüsse und Mandeln, die in einer blauen Schale auf dem Tisch lagen, in sich hinein. Hekibel, deren prächtiges Haar über ihren Rücken wallte, trug ein herrliches rotes Kleid, das bis zum Boden hinabreichte und die Rundungen ihres Körpers betonte. Ihr und Salimans Blick begegneten sich, und beide lächelten.
    Maerads Brust verengte sich vor Liebe, und plötzlich fühlte sie sich atemlos: Diese Menschen hatten alles gewagt, um ihr zu helfen, hatten mit ihr gelitten, gekämpft und geweint, hätten sterben können. Sie wusste, dass sie alle ihr ganzes Leben lang lieben würde, dass sie ihnen, selbst wenn sie sich jahrelang nicht sähen, entgegenlaufen würde, um sie zu begrüßen, und dass es immer so sein würde, als hätten sie sich erst am Tag zuvor voneinander verabschiedet. Sie waren ihre liebsten Freunde.
    Und Cadvan verkörperte den liebsten von allen. Die Erinnerung daran, wie er sie in Afinnil vom Boden aufgehoben und ihr Gesicht mit Küssen übersät hatte, wie er ob der Erleichterung darüber, dass sie am Leben war, all seine Zurückhaltung vergaß, ließ ihren Körper immer noch vor Glücksgefühlen vibrieren, als wäre sie ein Bienenstock voller Bienen. Sie hatte die Arme um seinen Hals geschlungen und seine Küsse ohne Scham erwidert, und es hatte keiner Worte bedurft; wenngleich sie später viel miteinander geredet hatten, während sie gemeinsam auf Darsor zurück nach Inneil ritten. Besitzergreifend musterte sie ihn von der
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