Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
Hand nebeneinander saßen. Schließlich schaute sie zu Malgorn. »Es ist spät, mein Lieber. Und morgen wird ein genauso arbeitsreicher Tag wie immer.«
    Damit war die Feier beendet. Maerad sollte diesen Abend als einen der schönsten ihres Lebens in Erinnerung behalten, erfüllt, lebendig und strahlend vor der Finsternis entrissener Freude.
    Maerad fühlte sich noch hellwach, vermutlich wegen des Weins, deshalb begaben sie und Cadvan sich zu einem Spaziergang hinaus auf die Straßen von Inneil. Es war eine klare, frostige Nacht ohne Mond, dafür mit hell funkelnden Sternen, die unter ihnen Schatten auf den Boden warfen. Abgesehen von vereinzelten Spaziergängern oder neugierigen Katzen waren die Straßen verwaist, und sie schlenderten Arm in Arm über heimelige kleine Plätze in Richtung des Inneren Kreises, weil Maerad das Standbild Lanogrims und die Gesangshalle sehen wollte, bevor sie zu Bett gingen.
    »Wer hätte damals, als du mich beim Melken einer Kuh angetroffen hast, je gedacht, dass wir all das tun würden, was wir getan haben?«, meinte Maerad. »Ich denke, ich hatte zumindest eine Ahnung«, gab Cadvan lächelnd zurück. »Aber Nelac hat schon recht. Du hast mich auf fast jedem Schritt des Weges überrascht. Um ehrlich zu sein, manchmal hast du mich eher verängstigt als überrascht…« »Ich habe mich selbst überrascht.« Maerad runzelte die Stirn. »Ich fühle mich seltsam, Cadvan. Ich muss mich wohl erst an mich selbst gewöhnen. Ich war von Anfang an nie wirklich an mich selbst gewöhnt… Aber weißt du, ich bin froh, dass ich noch eine Bardin bin. Ich meine, es wäre auch in Ordnung, wenn ich keine mehr wäre. Trotzdem war ich ein wenig traurig, als ich dachte, ich hätte alle Magie verloren.«
    »Wie Silvia sagte, du hättest mich fragen sollen. Ich wusste ja nicht, dass du das dachtest. Offensichtlich war nur, dass deine Elementarkräfte verschwunden waren …«
    »Ich wollte nicht darüber reden.« Sie lehnte den Kopf an Cadvans Schulter. »Ich denke, ich wollte keine Traurigkeit mehr. Außerdem hatte ich zu viel, worüber ich glücklich sein konnte.«
    Maerad hatte niemand von dem Kummer erzählt, den sie ob des Verlusts ihrer Kräfte verspürt hatte. Hem war einfach erleichtert darüber gewesen, dass alles vorbei war, für Maerad hingegen war es anders. Es hätte schlimmer sein können, viel schlimmer; doch trotz der Erleichterung darüber, dass sie nicht alles verloren hatte und noch eine Bardin war, trauerte sie um ihr Elementar-Selbst. Nun wusste sie, was Cadvan gemeint hatte, als er zu ihr sagte: Ich denke, dass wir, selbst wenn wir inmitten all dieser Unsicherheit einen Sieg erringen, letzten Endes trotzdem mit leeren Händen dastehen könnten. Was immer geschieht, unsere Welt wird danach nicht mehr dieselbe sein.
    Nein, ihre Welt würde nie mehr dieselbe sein. Und sie würde immer einen Verlust verspüren. Sie dachte an den Traum, den sie und Hem teilten, den Traum von einem wunderschönen Haus mit einem Obstgarten, wo sie beide lebten. Mittlerweile war ihr klar geworden, dass es sich nicht um einen Blick in die Zukunft handelte, sondern um eine Sehnsucht nach der Kindheit, die sie nie hatten.
    Cadvan streichelte Maerads Haar und unterbrach ihre Gedanken. »Wenn dir etwas Sorgen bereitet, solltest du es mir sagen«, forderte er sie auf.
    »Manchmal ist das schwer, sogar jetzt noch«, erwiderte Maerad. Dann fügte sie lächelnd hinzu: »Aber, Cadvan, du warst mein erster Freund, du bist mein bester Freund, und du kennst mich wie niemand sonst. Ich denke immer, du müsstest es bereits wissen!«
    Cadvan drückte ihren Arm. »Wenn mich das letzte Jahr überhaupt etwas gelehrt hat, dann, wie wenig ich weiß. Besonders von dir. Ein Jahr ist nicht annähernd genug, um dich auch nur ansatzweise kennen zu lernen. Selbst hundert Jahre könnten dafür unter Umständen nicht reichen.«
    Er drehte Maerad zu sich herum und küsste sie zärtlich auf die Mundwinkel und die Lider, dann trat er einen Schritt von ihr zurück und musterte mit ernster Miene ihr Gesicht. Maerad lächelte und hob die Hand, um über die Narbe auf seiner Wange zu streichen, dann schlang sie ihm die Arme um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Es dauerte eine Weile, bis sie ihren Spaziergang fortsetzten.
    Eine Zeit lang gingen sie schweigend weiter, ohne darauf zu achten, wohin sie schlenderten. Ganz Inneil war von Sternenlicht versilbert und lag wunderschön und beschaulich unter dem klaren Himmel. Maerad glaubte, noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher