Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
 
Die Suche nach dem Gedächtnis
    (THE SEARCH)
     
    Das Krankenbett, auf dem er lag, war hart und steif. Einen Moment lang meinte Drake, dies sei es, was ihn störe. Er drehte sich herum in eine bequemere Lage, und da erkannte er, daß sein Unbehagen keineswegs physischer Natur war. Es entsprang vielmehr seinem Geist, dem Gefühl innerer Leere, das ihn erfüllte, seitdem sie ihm das Datum mitgeteilt hatten.
    Nach schier endloser Zeit wurde die Tür geöffnet, und zwei Männer und eine Krankenschwester traten ein. Einer von den Männern sagte mit herzlichem Tonfall:
    „Na, wie geht es Ihnen, Drake? Ist ja eine Schande, daß Ihnen das passieren mußte!“
    Der Mann war dicklich, ein gemütlicher Typ. Drake nahm seinen kräftigen Händedruck entgegen, lag einen Moment ganz still und ließ dann die peinliche, jedoch unbedingt notwendige Frage über seine Lippen gleiten:
    „Tut mir leid, aber kenne ich Sie?“
    Der Mann sagte:
    „Ich bin Bryson, Verkaufsleiter der Quik-Rite Company. Wir erzeugen Füller, Bleistifte, Tinten, Schreibpapier und noch ein Dutzend ähnlicher Artikel, die sogar in Kolonialwarenläden geführt werden. Vor zwei Wochen stellte ich Sie als Geschäftsreisenden ein und schickte Sie auf Tour. Das nächste, was ich hörte, war, daß Sie bewußtlos in einem Straßengraben aufgefunden wurden. Das Spital verständigte mich von Ihrer Einlieferung. Sie hatten Papiere bei sich“, schloß er, „die Sie als Angestellten unserer Firma auswiesen.“
    Drake nickte; aber er war enttäuscht. Er hatte geglaubt, es würde genügen, wenn jemand die Lücke in seinem Gedächtnis füllte. Doch dem war nicht so. Schließlich sagte er:
    „Ich erinnere mich noch, den Entschluß gefaßt zu haben, mich um einen Job bei Ihrer Firma zu bewerben, Mr. Bryson. Die Musterungs-Kommission hatte mich eben aus einem komischen Grund abgewiesen. Allem Anschein nach passierte zu diesem Zeitpunkt etwas mit meinem Geist und …“
    Er brach ab. Seine Augen weiteten sich bei dem Gedanken, der ihm kam. Eines unguten Gefühls bewußt, sagte er langsam:
    „Wie mir scheint, litt ich unter Amnesie …“
    Er sah, daß der Arzt, der mit Bryson eingetreten war, ihn scharf musterte. Drake setzte ein gezwungenes Lächeln auf.
    „Schon gut, Doktor. Eine Frage will mir nur nicht aus dem Sinn gehen: Was für ein Leben habe ich wohl in diesen letzten zwei Wochen geführt? Schon die ganze Zeit über bereitet mir das Kopfzerbrechen. Irgend etwas steckt da in einem Winkel meines Geistes, aber mir fällt nicht ein, was.“
    Der Arzt lächelte hinter seinem Kneifer. „Es freut mich, daß Sie es so gut aufnehmen. Es besteht ja auch wirklich kein Grund zur Sorge. Was Ihre Handlungen während der bewußten Zeitspanne betrifft, so kann ich Ihnen versichern, daß ein Opfer der Amnesie erfahrungsgemäß ein recht normales Leben führt. Es ist eines der häufigsten Charakteristika, daß solch eine Person hernach einen anderen Beruf ergreift. Sie hingegen äußerten nicht einmal diesen Wunsch.“
    Er machte eine Pause, und der dicke Bryson sagte herzlich:
    „Die erste Woche kann ich für Sie klären. Als ich Sie einstellte, fand ich heraus, daß Sie als Junge in einem Dorf an der Warwick-Kissling Verbindungsstrecke lebten. Ich schickte Sie also auf diese Route.
    Wir erhielten von Ihnen Aufträge aus fünf Städten an der Strecke, aber Sie gelangten nie nach Kissling. Vielleicht hilft Ihnen das weiter … Nein, natürlich nicht!“ Bryson zuckte die Achseln. „Nun, nichts für ungut. Sobald Sie wieder auf den Beinen sind, Drake, kommen Sie auf einen Sprung bei mir vorbei. Sie sind ein guter Mann, und Leute von Ihrer Sorte gibt es immer weniger.“
    Drake sagte:
    „Wenn es Ihnen recht ist, hätte ich gern wieder das gleiche Gebiet.“
    Bryson nickte. „Fein! Schließlich geht es ja nur darum, das nachzuholen, was Sie zuvor versäumt haben. Sie können dann gleich an der Hauptstrecke weitermachen. Also, Sie kümmern sich um das Gebiet. Ich nehme an, Sie wollen herausfinden, was Ihnen zustieß?“
    „Genau das“, erwiderte Drake, „habe ich vor. So eine Art Suche nach der verlorenen Erinnerung.“ Er lächelte etwas gezwungen. „So … jetzt aber möchte ich Ihnen für Ihr Kommen danken.“
    „Oh, nicht der Rede wert. Bis bald.“
    Bryson schüttelte ihm freundschaftlich die Hand, und Drake sah ihm nach, bis er den Raum verlassen hatte.
    Zwei Tage später kletterte Drake in Warwick aus dem Transcontinental und stand blinzelnd im hellen Sonnenschein des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher