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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit
Autoren: A. E. van Vogt
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Lage:
    Die Iir hatten gewonnen. Sie befanden sich nun in ihrem glorreichen, ekstatischen Teil der Universalenergie selbst. Die Plattform, jetzt von ihren Schöpfern verlassen, hatte sich in ein elementareres Energiestadium zurückverwandelt und wurde nichtexistent. Wie aber stand es mit seinem Raumboot?
    Panik durchflutete D’Ormand. Einen Augenblick lang bemühte er sich verzweifelt, in alle Richtungen zugleich zu blicken, und schärfte sein Sehvermögen gegen die ihn umhüllende Nacht. Vergebens. Die Erkenntnis um das Geschehene durchfuhr ihn mitten während seiner Suche.
    Das Raumschiff mußte weggefahren sein, kaum daß sich die Plattform aufzulösen begonnen hatte. Mit seiner enormen, bisher unterdrückten Schnelligkeit, mit der noch immer eingeschalteten Energiegewalt war es davongerast – hundertfünfzig Millionen Kilometer in der Sekunde.
    Er war allein in der unendlichen Nacht, schwebte frei im intergalaktischen Raum.
    Dies war das Exil.
    Sein erster sprunghafter Gefühlsausbruch der Furcht legte sich, setzte sich in seinem Innern zur Ruhe. Die Begleitgedanken zogen langsamer ihre Kreise und entschwanden träge im Vergessen.
    Dies würde noch öfters der Fall sein, sann D’Ormand finster. Solange er bei gesundem Verstand blieb, erwartete ihn eine endlose Kette von Gefühlen und Gedanken, die mit der Zeit der Reihe nach verblassen würden – ebenso wie das geistige Bild der jungen Frau.
    D’Ormands Überlegungen kamen zum Stillstand. Eine plötzliche Vermutung ließ ihn die Stirn runzeln, und sein Kopf ruckte herum, zuerst in die eine, dann in die andere Richtung. Schließlich entdeckte er ihre Gestalt, schwach abgehoben gegen eine ferne, nebelhafte Milchstraße.
    Sie war recht nah. Keine zehn Meter entfernt. Nach und nach würden sie aufeinander zutreiben und beginnen, sich wie alle größeren Körper zu drehen, aber die Kreisbahn würde ausgesprochen knapp sein.
    Knapp genug für sie, um einen Kathoden-Anoden-Fluß zu errichten. Mit Hilfe dieser Macht würden sie imstande sein, das Raumschiff zu orten, hinzujagen und noch zur selben Sekunde darin zu sein.
    Und damit endete beides, die Nacht und die Einsamkeit.
     
    *
     
    An Bord seines Raumschiffes machte sich D’Ormand daran, die Position auszurechnen. Deutlich war er sich bewußt, daß die junge Frau in seiner Nähe war, aber die Arbeit verlangte seine ganze Aufmerksamkeit.
    Als erstes mußte er die Lage des großen Leitsterns, Antares, im galaktischen Längen- und Breitengrad feststellen. Dann würde es nicht mehr schwierig sein, die glorreiche Mira im Jahre 3 000 000 n. Chr. zu finden.
    Aber Mira war nicht da.
    D’Ormand knetete verblüfft die Finger, denn zuckte er die Achseln. Betageuze würde genügen.
    Irrtum! Ein großer roter Stern von dessen Ausmaß befand sich über hundertdrei Lichtjahre von der Stelle entfernt, wo der Superriese hätte sein sollen. Aber das war doch unsinnig. Dann stimmten ja seine ganzen Kalkulationen nicht.
    D’Ormand begann zu zittern. Er zog aus dieser niederschmetternden Tatsache seine Schlüsse und errechnete die Position von Sol.
    Dann wußte er es …
    Er war überhaupt nicht in die Zukunft gereist, sondern in die Vergangenheit. Und die Zeitmaschine mußte ihre Einstellung ganz furchtbar verzerrt haben, denn sie hatte ihn ungefähr in das Jahr 73 000 v. Chr. geschickt.
    D’Ormands normaler Denkprozeß setzte aus.
    Der Mensch … zu dieser Zeit?
    Mit einer Willensanstrengung drehte sich D’Ormand um zu der jungen Frau. Er ließ sich am Boden nieder, kreuzte die Beine und bedeutete ihr, niederzuknien und seine Hände zu ergreifen. Schon ein Bruchteil der anodischen Kraft würde das Schiff, samt ihnen beiden, zur Erde bringen und alles klären.
    Überrascht mußte er feststellen, daß das Mädchen keine Anstalten machte, sich ihm zu nähern. Ihre Augen – jetzt zartbraun im flutenden Licht – blickten ihn kühl an.
    Sie schien nicht zu begreifen. D’Ormand erhob sich, schritt auf sie zu, nahm ihren Arm und wies zu Boden.
    Sie riß sich los. D’Ormand starrte sie schockiert an. Noch während ihm die Erkenntnis dämmerte, daß sie entschlossen sei, nie wieder als Kathodenzentrum zu fungieren, trat sie vor, warf die Arme um seinen Hals und küßte ihn.
    D’Ormand stieß sie weg. Dann, schockiert über seine Brutalität, tätschelte er ihren Arm. Ganz langsam kehrte er zurück zum Kontrollsitz. Er begann, Kreisbahnen zu berechnen, die Bremsstärke der nächsten Sonnen und die für den Antrieb verbleibende
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