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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit
Autoren: A. E. van Vogt
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schließlich, der gegen die Zeit kämpfte. Und sein erster Versuch, sich dem Leben auf diesem dunklen Schiff anzupassen, war gescheitert.
    Seine Unsicherheit löste sich, aber verschwand nicht ganz. Und D’Ormand sah davon ab, seine Lage auf die Spitze zu treiben. Er tat gut daran, sich zu erinnern, daß er eine Warnung erhalten hatte.
    Er ließ sich auf den Rücken nieder, die Augen geschlossen. Er reagierte nicht richtig. Eine ganze Periode befand er sich nun schon inmitten der reinen Iir -Lebensaura, und noch immer wollte er sich nicht anpassen.
    Moment! D’Ormand fuhr zusammen. Das hatte er nicht gedacht!
    Er schnellte hoch in eine sitzende Stellung; er öffnete die Augen – dann zuckte er zurück. Glutäugige Männer umringten ihn. Er hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern, wie sie hier so schnell hatten auftauchen können, denn …
    Sie handelten. Einer von ihnen streckte die Hand aus. Urplötzlich, schier aus dem Nichts, lag darin ein Messer, ein Messer, das in seiner ganzen Struktur feurig vibrierte. Gleichzeitig sprangen die anderen vor, packten D’Ormand und hielten ihn fest. Und da sauste auch schon dieses lebende Messer hinab auf seine Brust.
    Er versuchte, laut aufzuschreien. Sein Mund, das Gesicht und die Kehlmuskulatur bewegten sich konvulsivisch in einer absonderlichen Pantomime der Lautsprache, aber es kam kein Geräusch. Die luftlose Nacht des Weltalls verhöhnte ihn ob seines menschlichen Entsetzens.
    D’Ormand zuckte zusammen, als diese vibrierende Klinge durch sein Fleisch stieß. Es gab keinen Schmerz, noch nicht einmal ein Gefühl. Er hätte meinen können, er stürbe im Traum, wäre da nicht der äußerst reale Fall gewesen, daß er sich wand und krümmte. Aber zur gleichen Zeit beobachtete er die Bahn des Messers.
    Sie nahmen sein Herz heraus, und D’Ormand stierte es an wie ein Wahnsinniger, als einer der Dämonischen die Hand ausstreckte und es zu untersuchen begann.
    Verrückt, aber das Herz lag auf der Handfläche des Ungeheuers, lag dort und pochte mit langsamen, regelmäßigen Schlägen.
    D’Ormand hörte auf, sich zu sträuben. Wie ein Vogel, hypnotisiert von den perlartigen Augen einer Schlange, so beobachtete er die Vivisektion seines eigenen Körpers.
    Mit einem gewissen Maß an geistiger Klarheit sah er schließlich, daß sie jedes Organ zurücksetzten, sobald sie es betrachtet hatten. Einige davon studierten sie länger – und endlich bestand kein Zweifel mehr daran, daß sie Verbesserungen vorgenommen hatten.
    Denn aus seinem Körper heraus strömte Wissen. Selbst in diesem ersten Augenblick des Begreifens fühlte er schwach, daß der einzige Nachteil an dieser perfekten Vermittlung von Wissen darin lag, daß er jenes in Gedanken übertragen mußte. Die Informationsquelle war nacktes Gefühl. Sie jagte kribbelnde Ströme durch sein Nervensystem, prickelte vor unzähligen zarten Modulationen – und versprach ihm tausend neuartige Freuden am Sein.
    Langsam, wie ein Dolmetsch, der weder die eine noch die andere Sprache von zwei Gesprächspartnern versteht und sie daher rein aus dem Gefühl heraus interpretieren muß, wandelte D’Ormand diesen wundersamen Wissensfluß in konkrete Denkformen um. Als er dies tat, veränderte er sich. Er verlor allmählich an Deutlichkeit. Es war, als presse man das Leben aus einem lebendigen, kleinen Tier und starre dann enttäuscht auf den Leichnam.
    Aber die Tatsachen, rauh und jeder Schönheit beraubt, strömten in sein Hirn:
    Sie waren die Iir. Diese Plattform war kein Schiff, vielmehr ein Kraftfeld. Es bewegte sich dorthin, wo sie es wünschten. Eins sein mit der Lebensaura, das war ihre größte Freude – eine Freude, die von Mutter Natur allein für das männliche Geschlecht vorbehalten war. Die Kathodenkraft der Frauen war nötig zur Errichtung des Feldes, aber der Mann, die anodische Kraft, war das Zentrum der Energie.
    Die Stärke dieser Energie hing von der gemeinsamen Zielstrebigkeit aller Mitglieder auf dem Schiff ab, und stand eine Schlacht mit einem anderen Plattformschiff unmittelbar bevor, dann war es lebenswichtig, daß die Iir das größtmögliche Ausmaß an Einheit und Existenzkraft erzielten – denn nur so würden sie imstande sein, diesen Extravorrat an Energie aufzubringen, der für den Sieg erforderlich war.
    Er, D’Ormand, bildete den schwankenden Faktor. Er hatte schon eine Frau als Kathodenkraft zeitweise unbrauchbar gemacht. Er mußte sich schnellstens anpassen.
    Das Wundermesser glitt aus seinem Fleisch
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