Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
Frau versetzte ihm einen Stoß. D’Ormand kehrte zurück zur Wirklichkeit. Sein Widerstand dauerte nur einen Augenblick. Dann dämmerte ihm ihre Absicht:
    Mit gekreuzten Beinen sitzen, ihre Hände halten und alle Gedanken ausschalten …!
    D’Ormand fügte sich – körperlich. Er beobachtete, wie sie ihm gegenüber niederkniete. Endlich nahm sie seine Hände in die ihren und schloß die Augen. Sie sah drein, als bete sie.
    Überall, stellte er fest, bildeten Männer und Frauen Gruppen, die aus einem Mann und mehreren Frauen bestanden. Erstere saßen mit gekreuzten Beinen da, letztere knieten. Zuerst machte es die Düsternis schwierig, genau zu sehen, wie sie es anstellten. Aber fast gleich darauf erblickte er solch eine Gruppe zu seiner Linken. Die vier Leute formten einen Kreis, eine Kette ineinanderliegender Hände.
    D’Ormands Geist und Blick glitten davon ab zum zweiten Schiff. Auch dort saßen Männer und Frauen, hatten dieselbe Stellung inne.
    Mit düsterem Zynismus wartete D’Ormand darauf, daß die Reinigungszeremonie zu Ende ginge, wartete darauf, daß die glühenden Messer aus dem leeren Raum schossen und in den Händen zum Leben erwachten, die, aller Wahrscheinlichkeit nach, schon in diesem Moment der Handlung entgegenfieberten.
    Zynismus … bei der absolut niederschlagenden Tatsache, daß es nach dreißighunderttausend Jahren noch immer Krieg gab. Einen gänzlich andersartigen Krieg, aber dennoch Krieg!
    Es war in diesem düsteren Augenblick, daß er zu einem anodischen Zentrum wurde. Etwas regte sich in seinem Körper, pulsierte. Es war ein elektrischer Schock, kein Schmerz. Es war eine sengende Flamme, deren Stärke wuchs. Und wuchs. Das Etwas wurde zu einem Frohlocken und dann zu einem Kaleidoskop von physischen Formen.
    Das All wurde sichtlich heller. Die Milchstraße warf sich ihm lodernd entgegen. Sonnen, die im unermeßlichen Himmelsgewölbe nur schwache Lichtpunkte gewesen waren, flammten auf zu monströser Größe, als sie sein Blick traf, und sanken zurück in Winzigkeit, kaum daß sein Blick weitereilte.
    Die Entfernungen lösten sich auf. Das gesamte Universum schrumpfte zusammen unter seinem überirdischen Horizont. Eine Milliarde Milchstraßen, eine Billion Planeten gaben vor seinem zwingenden Anblick ihre mannigfaltigen Geheimnisse preis.
    Er sah Namenloses, ehe sein kolossaler Geist von diesem unvorstellbaren Sturz in die Unendlichkeit zurückkehrte. Wieder auf dem dunklen Schiff, erkannte sein Verstand in schrankenloser Weise den Zweck der Schlacht. Es war ein Kampf der Geister, nicht der Körper – und Sieger würde jenes Schiff werden, dessen Mitglieder die Energie beider Schiffe auszunutzen verstanden, um in der universellen Kraft aufzugehen.
    Selbstaufopferung war das hohe Ziel einer jeden Besatzung. Eins sein mit der Großen Bestimmung, für immer und alle Zeiten den Geist in der ewigen Energie baden, auf daß …
    Auf daß was ?
    Das erste Beben vor Abscheu kam tief, ganz tief aus D’Ormands Innerem. Und die Ekstase endete. Ganz unvermittelt. Die jähe Erkenntnis durchzuckte ihn, daß er – in seinem wilden Entsetzen vor dem Ziel, das die Iir den „Sieg“ nannten – die Hände des Mädchens losgelassen und den Kontakt mit der universellen Energie gebrochen hatte. Und jetzt saß er hier in der Finsternis.
     
    *
     
    D’Ormand schloß die Augen. Er bebte mit allen Sinnen, als er gegen eine neuerliche Woge jenes tückischen Schocks ankämpfte. Was für ein teuflisches, unglaubliches Schicksal, dem er – und das war das Fürchterlichste daran – nur mit knapper Not hatte entrinnen können.
    Denn die Iir waren dem Sieg entgegengestrebt! Das Ziel der Auflösung, das sie so ersehnten, war ihnen bestimmt gewesen …
    Und D’Ormand dachte zuletzt, etwas traurig:
    ‚Dieses anodische Zeug ist an sich gar nicht so schlecht. Nur bin ich seelisch nicht bereit, in den gewaltigen Kräften der Dunkelheit aufzugehen.’
    Dunkelheit? Sein Geist erstarrte. Zum erstenmal wurde er sich einer Sache bewußt, die er in seiner tiefen Gefühlserleichterung übersehen hatte: Er saß nicht mehr auf dem Deck des Iir -Schiffes. Es gab überhaupt kein Deck …
    Und es war verdammt dunkel.
    In einem Zerrbild der Bewegung drehte sich D’Ormand um – und sah das zweite Schiff. Es hing hoch am Himmel und zog sich in die Ferne zurück. Es verschwand, noch während er es betrachtete.
    Dann war die Schlacht vorüber! Aber jetzt?
    Dunkelheit! Ringsum! Und augenblicklich erhielt er Gewißheit über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher