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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit
Autoren: A. E. van Vogt
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schritten sie weiter, vorbei an Gruppen von Männern und Frauen. Und jetzt, da er sich mitten unter ihnen bewegte, fiel D’Ormand eine Tatsache auf, die ihm früher entgangen war:
    Die Frauen waren in der Überzahl. Wenigstens drei kamen auf einen Mann.
    Seine Verwunderung darüber ließ nach. Er und sein Begleiter schlenderten weiter in ihrer seltsamsten aller Promenaden. Sie zogen am Rand des Schiffes entlang. Mit gezwungener Gelassenheit trat D’Ormand zur Seite und blickte hinab in einen Abgrund, der eine Milliarde Lichtjahre tief war.
    Seine Stimmung hob sich etwas. Er durchstöberte sein Hirn nach irgendeiner Methode, die es ihm gestatten würde, die geistige Kluft zwischen ihm und dem Fremden zu überbrücken. Er dachte:
    ,Sie mußten mich mittels Telepathie dazu gebracht haben, mein Raumschiff hier zu landen.’
    Wenn er sich jetzt auf eine einzige Idee konzentrierte, war es gut und gern möglich, daß er eine Antwort fand.
    Sein Gedankengang endete, weil er in diesem Moment – und nicht zum erstenmal – feststellte, daß er noch immer angezogen war. Plötzlich aber betrachtete er dies von einem anderen Gesichtspunkt aus: Sie hatten nichts dagegen unternommen. Welche Psychologie steckte dahinter?
    Er ging weiter, ratlos, den Kopf gesenkt, den Blick zu Boden gerichtet – auf seine Hosen und auf die nackten Beine daneben, die dem Mann gehörten, der gelassen dahintrottete.
    Wann sich nun eigentlich der erste Eindruck bemerkbar machte, konnte D’Ormand nicht genau sagen; er kam so nach und nach. Jedenfalls durchströmte ihn der Gedanke, daß die Stunde der Schlacht bevorstünde – und daß er, D’Ormand, sich zuvor als „würdig“ erweisen müßte, woraufhin er für alle Zeiten auf dem Schiff leben sollte. Andernfalls würde er das Exil erleiden.
    Es war, als habe man ihm eine Dosis verabreicht. Im ersten Augenblick war er sich nur schwach der fremdartigen Ideenkomplexe bewußt – im anderen eilte sein Geist sprunghaft zu einer neuen Erkenntnis seiner Lage.
    Die Auswirkungen der Warnung wurden stärker. Von plötzlicher Furcht erfaßt, rannte D’Ormand zu seinem Raumschiff. Er zerrte an der Luke, ehe es ihm endgültig dämmerte, daß sein Vorhaben auch keine Fluchtmöglichkeit darstellte. Erschöpft sank er aufs Deck. Er begann, sich über das Ausmaß seines Entsetzens zu wundern. Aber es gab keinen Zweifel an dessen Ursprung. Man hatte ihn orientiert und eine Warnung übermittelt. Eine messerscharfe Warnung:
    Er mußte sich den gegebenen Umständen dieses Schiffes anpassen, ehe man an irgendeiner phantastischen Schlacht teilnahm, und hier für alle Zeiten leben, sobald er seine „Würdigkeit“ bewiesen hatte.
    Für alle Zeiten … ewiglich!
    Dieser Teil des Ideenkomplexes war es gewesen, der seinen Verstand in den Grundfesten erschüttert hatte. Seine düstere Gefühlsstimmung wich mit dem Verstreichen der Minuten. Plötzlich erschien es ihm unmöglich, daß er den schwachen Gedankenfluß, der auf ihn gerichtet worden war, richtig verstanden hatte.
    Eine Schlacht stünde bevor … Verrückt. Sei würdig – oder erleide das Exil! Erleide was?
    D’Ormand zermarterte sich das Hirn, aber das Faktum blieb bestehen: Exil! Das konnte den Tod bedeuten, schloß er zuletzt mit kalter Logik.
    Er lag am Boden, den Kopf auf eine Hand gestützt. Ein Stirnrunzeln verdüsterte sein Gesicht. Er verspürte heftigen Ärger auf sich selbst. Was für ein unglaublicher Narr war er doch gewesen – mitten in einer erfolgreichen Verständigung die Nerven zu verlieren!
    Denn sie war erfolgreich gewesen. Er hätte seine Stellung halten sollen, hätte seinen Geist abkapseln und sich der Reihe nach auf hundert verschiedene Fragen konzentrieren sollen. Zum Beispiel auf diese:
    Wer waren sie? Wohin fuhr das Schiff? Wie funktionierte der Antrieb dieses riesigen Plattformkreuzers? Wieso gab es bei der Besatzung ein Verhältnis der Geschlechter von drei zu eins?
    Der Gedanke verblaßte. In seiner Gespanntheit hatte D’Ormand sich zu einer halb sitzenden Stellung erhoben – und keine zwei Meter von ihm entfernt stand eine Frau.
    Langsam sank D’Ormand zurück aufs Deck. Er sah, daß ihre Augen ihn unverwandt anglühten. Nach einer Minute drehte sich D’Ormand etwas unsicher herum auf den Rücken. Voller Spannung lag er da und starrte empor auf den hellen Kreis der Milchstraße, die er vor so langer Zeit verlassen hatte. Die Lichtpunkte, aus denen die prachtvolle, strahlende Spirale bestand, schienen weiter entfernt denn
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