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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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1
    Dreimal dröhnte der Gong durch die weihrauchgeschwängerte Dunkelheit. Der Mann, der auf einem baumwollenen Lager auf dem kühlen Marmorboden einer schmalen Nische geschlafen hatte, schreckte durch den Klang hoch. Ungläubig starrte er den Meinen Messinggong auf dem Altar an. Er war sich nicht sicher, ob er nun wirklich den Ruf gehört oder nur geträumt hatte. Als der Gong jedoch erneut ertönte, gab es keinen Zweifel mehr. Nur mit dem weißen Tuch bekleidet, das er um die schmalen Hüften geschlungen hatte, sprang er von seinem Lager auf und eilte barfüßig über den polierten Marmorboden.
    Am Altar, der einen Widderkopf darstellte und aus purem Gold gefertigt war, entzündete der Mann eine dicke Bienenwachskerze. Demütig warf er sich nieder, die Arme über den Kopf gestreckt, den Bauch flach auf den Boden und die Nase gegen den kalten Marmor gepreßt. Vor dem Schlafen hatte er sich mit duftendem Öl eingerieben, und jetzt glänzte seine braune Haut im schwachen Kerzenlicht. Zu Ehren seines Gottes schnitt er sich nie das Haar, so daß es ihm wie eine schimmernde Decke über den nackten Rücken fiel.
    Der schlanke Körper des Imams zitterte, als er so auf dem Boden lag – jedoch nicht vor Kälte oder aus Furcht, sondern vor Eifer. »Ich bin es, Feisal, Euer unwürdiger Diener. Sprich zu mir, Quar, o König des Himmels!«
    »Du bist sehr schnell herbeigeeilt, als ich dich rief.«
    Feisal hob den Kopf und starrte in die Flamme der Kerze, »Lebe ich denn nicht – schlafend und wachend – in Eurem Tempel, Herr, damit ich jederzeit in der Nähe bin, um auch nur dem geringsten Eurer Wünsche zu entsprechen?«
    »Davon hat man mir berichtet.« Quars Stimme war überall – sie drang aus dem Boden, der Decke und aus den Wänden. Ihr Flüstern umfing den Priester ganz und gar; er konnte ihre Schwingungen spüren, die seinen Körper liebkosten, und fast überwältigt von heiliger Ekstase, schloß er die Augen. »Ich bin darüber hoch erfreut, genauso wie über die gute Arbeit, die du in der Stadt Kich leistest. Noch nie ist einer meiner Priester so eifrig bemüht gewesen, die Ungläubigen zu ihrem Heil zu führen. Mein Auge ruht auf dir, Feisal. Ich bin davon überzeugt, wenn du mir weiterhin so treu dienst, wird meine große Gemeinde, die eines Tages die ganze Welt umfaßt, keinen besseren Führer finden als dich.«
    Feisal ballte die Fäuste, sein ganzer Körper bebte und wand sich in heiligem Entzücken. »Ich kann nicht in Worte fassen, wie geehrt ich mich fühle, o König der Welt«, flüsterte der Imam mit heiserer Stimme. »Ich lebe nur, um Euch zu dienen und Euren Namen zu preisen. Diesen Namen auf die Lippen der Kafirn dieser Welt zu bringen ist mein größter, mein einziger Wunsch.«
    »Eine ehrenvolle Aufgabe, wenn auch keine leichte«, antwortete der Gott. »Gerade in diesem Augenblick kommt ein Ungläubiger der ruchlosesten Art in deine Stadt. Ein ergebener Anhänger des Lumpen-Gottes Akhran. Er und seine Diebesbande reiten mit dem Vorhaben nach Kich, die Stadt auszuspionieren. Sie planen einen Angriff und wollen die Menschen dazu verleiten, ihren teuflischen Gott anzubeten.«
    »Akhran!« rief der Imam mit schreckerfüllter Stimme, als kreische er den Namen eines Dämons, der aus Suls Tiefen aufsteigt. Von Entsetzen überwältigt, richtete er sich auf und starrte in die Dunkelheit, die durch die Anwesenheit des Gottes zum Leben erwacht war. Der Schweiß, der seine geölte Haut bedeckte, rann ihm die nackte Brust hinunter. »Nein! Das darf nicht sein!«
    »Du darfst das nicht als Unglück sehen. Es ist ein Segen, daß wir rechtzeitig von ihrem heimtückischen Plan erfahren haben. Es ist sogar ein Beweis dafür, daß es uns vorherbestimmt ist, den heiligen Krieg zu gewinnen. Berate dich mit dem Emir, damit ihr gemeinsam den geeignetsten Plan entwerfen könnt, wie die Ungläubigen zu schlagen sind. Und damit er auch weiß, daß du auf Quars Befehl handelst, findest du ein Geschenk von mir auf dem Altar. Bringe es zu Yamina, der Hexe und Hauptfrau des Emirs. Sie wird wissen, wie es zu verwenden ist. Ich segne dich, mein treuer Diener.«
    Feisal warf sich wieder flach auf den Boden und preßte sich gegen den kalten Stein. Er umarmte den Marmor, als umklammere er seinen Gott. Langsam erstarb seine Verzückung, und er wußte, daß Quar nicht länger bei ihm weilte. Nach einem tiefen, bebenden Atemzug erhob er sich schwankend, und sein Blick fiel sofort auf den Altar. Ein Schluchzen entrang sich seiner
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