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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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auszudehnen. Und der Imam konnte seinem Gott endlich einen Einfluß auf das tägliche Leben der Menschen verschaffen und kam so seinem Traum näher, eine Stadt zu besitzen, die sich der Aufgabe verschrieb, die Herrlichkeit Quars zu verbreiten. Yamina, der Frau des Emirs, erfüllte der Wechsel gleich zwei ihrer größten Wünsche: Sie gewann an Macht und stand in täglicher Verbindung mit dem Imam.
    Als der von seinem Gott erfuhr, daß die Kafirn, die in der Pagrah-Wüste lebten, bedrohliche, kriegerische Vorbereitungen trafen, unterbreitete er unverzüglich die Angelegenheit dem Emir.
    Der Priester erwartete, bei ihm ein offenes Ohr zu finden. Während die beiden durch den Lustgarten wandelten, leuchteten Feisals Augen, entbrannt in heiligem Eifer.
    »Wir fallen mit unserer ganzen Armee über sie her und zeigen ihnen die Macht Quars. Wie die Bewohner von Kich werden sie in Verehrung auf die Knie sinken.«
    »Wer? Die Wüstenbewohner?« Grinsend kratzte sich der Emir mit einer kleinen Astgabel, die er von einem Zitronenbaum gebrochen hatte, den ergrauenden Bart. »Ein paar zerstückelte oder blutende Körper bringen sie ganz bestimmt nicht dazu, sich zu bekehren. Man kann sie vielleicht nicht als ergebene Anhänger ihres Lumpen-Gottes bezeichnen, aber ich wette, daß du jeden einzelnen Akar vom höchsten Berg der Welt werfen könntest, und keiner von ihnen würde auch nur in Quars Richtung spucken.«
    Schockiert von dieser groben Rede erinnerte sich der Imam daran, daß der Emir von ganzem Herzen Soldat war.
    »Vergib mir meine offenen Worte, aber ich bin der Meinung, daß du die Macht von Hazrat Quar unterschätzt, o König«, wies Feisal ihn zurecht. »Und außerdem überschätzt du die Macht, die dieser wandernde Gott auf seine Leute ausübt. Was hat er denn schließlich für sie getan? Sie leben am entsetzlichsten und verlassensten Ort der bekannten Welt und sind dazu gezwungen, das Land auf der Suche nach Wasser und Nahrung zu durchstreifen. Ihr Dasein ist ein ständiger Überlebenskampf. Sie sind wild, ungebildet und unzivilisiert. Und eigentlich kann man sie kaum als Menschen bezeichnen. Wenn wir sie in der Stadt ansiedeln würden…«
    »…würden sie sich nachts erheben und dir die Kehle durchschneiden«, unterbrach ihn der Emir. Er pflückte eine Orange, biß mit seinen kräftigen Zähnen tief ins Fleisch und spuckte die Schale zum Entsetzen einiger Palast-Eunuchen mitten auf den Weg.
    »Du bewegst dich dicht an der Grenze zum Sakrileg!« Der Imam sprach heftig atmend und mit leiser Stimme.
    Kannadi, der einen Blick auf die schwarzen Augen geworfen hatte, die in dem hageren Gesicht des Priesters aufflackerten, erachtete es plötzlich als weiser, die Unterredung zu beenden. Mit der Bemerkung, die Angelegenheit vom militärischen Standpunkt her zu überdenken und den Imam dann von seiner Entscheidung wissen zu lassen, kehrte er stehenden Fußes um und verließ den Garten.
    Feisal qualmte vor Wut und kehrte in seinen Tempel zurück.
    Am nächsten Tag rief Kannadi den Imam zu sich in das Rauchergemach, sein Audienzzimmer, und unterbreitete ihm einen Plan, der den Aufstand des Akar-Kalifen verhindern sollte. Feisal hörte sich diesen Plan an und drückte seine Besorgnis aus. Er gefiel ihm ganz und gar nicht, aber das hatte der Emir auch nicht erwartet. Kannadi hatte keine religiösen, sondern gewichtige militärische Gründe, einen vorsichtigeren Kurs zu wählen, als der Imam vorgeschlagen hatte.
    In der Hoffnung, Kannadi doch noch davon zu überzeugen, den Plan zu ändern, vertrat Feisal täglich seinen Standpunkt – immer ohne Ergebnis. Trotzdem beharrte der Priester weiterhin auf seiner Meinung – bis zum heutigen Tage. Als er die Nachricht erhielt, daß Khardan sich auf dem Weg zum Palast befand, verließ der Imam unverzüglich den Tempel und betrat die Kasbah durch einen Geheimgang, der unter der Straße entlang lief. Er eilte zu Kannadi, um einen letzten Versuch zu wagen.
    »Ich habe gehört, daß der Nomade Khardan hierher unterwegs ist, o König«, sagte Feisal und näherte sich dem Rosenholz-Thron, auf dem Kannadi saß und einen Brief an den Herrscher diktierte.
    »Wir werden das nach dem Essen beenden«, entließ der Emir den Schreiber, der sich verneigte und das Gemach verließ. »Ja, er befindet sich auf dem Weg. Die Wachen haben den Befehl, ihn nach gut bemessenen Schikanen einzulassen. Mein Plan ist bereit. Ich nehme an«, Kannadi warf dem Imam einen durchdringenden Blick unter den graumelierten
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