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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger
Autoren: M. E. Castle
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ERSTES KAPITEL
    Jedes Phänomen verfügt über ein ihm entsprechendes entgegengesetztes Phänomen. Auf jeden Streber, Freak oder Sonderling in der Welt kommen drei brutale Schwachköpfe. Ergo: Das Universum hat was gegen Freaks.
    Fisher Bas, Wissenschaftliche Grundsätze und Beobachtungen aus der Welt der Natur (unveröffentlicht)
    Flap, flap, flap, flap . Fisher Bas flitzte durch die Aula der Wampanog-Mittelschule und wünschte sich, er hätte keine Flip-Flops an. Eine Wand aus kotzgrünen Spinden zog verschwommen an ihm vorbei.
    Seine Verfolger holten auf, zügig. Marvin, Kevin und Justin. Die Wikinger. Fishers Erzfeinde.
    Fisher wusste, er hätte nicht zum Direktor gehen dürfen, nachdem die Wikinger ihm kurz vor der Bioübung ein ziemlich lebendiges, wenig erfreutes Eichhörnchen in den Rucksack gepackt hatten. Es hatte ihnen nicht gefallen, verpetzt zu werden, die Nachsitzerei noch weniger, und nun musste Fisher dafür zahlen.
    Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, während er sich verschiedene Fluchtwege überlegte. Die Wikinger kamen immer näher. Die Schultoiletten im C-Flügel waren keine Option. Mit dem Inneren der Kloschüsseln hatte er sowieso schon viel zu gute Bekanntschaft gemacht. Zur Bibliothek war es nicht weit, aber dort erwischten sie ihn regelmäßig und spielten dann Lernen auf die harte Tour mit ihm, sprich, sie hauten ihm jedes seiner Bücher um die Ohren.

    Die Cafeteria hielt ihre eigenen Schrecken bereit. Das letzte Mal, als Fisher sich hinter der Essensausgabe versteckt hatte, beobachtete er eine der Kantinendamen dabei, wie sie ihre Popel in die Hamburger schnickte.
    Mangels Alternative flüchtete Fisher also wie eine aufgescheuchte Antilope weiter auf seiner ursprünglichen Route. Er wich einem Mitschüler aus, der im Kostüm des Schulmaskottchens, dem Fidelen Dachs, durch die Aula getrottet kam.
    »Super Tempo!«, rief ihm der Junge hinterher und streckte anerkennend den plüschigen Daumen hoch.
    Doch Fisher hatte keine Zeit, darauf zu reagieren. Er stellte ein paar schnelle Berechnungen an: Vorausgesetzt eine gerade Strecke mit minimaler Kurvenabweichung, mit GF = die Geschwindigkeit von Fischer, und L als der Länge des Gangs, unter Berücksichtigung des gegenwärtigen Verkehrsaufkommens von Schülern, V, dann sollte V für ein theoretisches Limit von 0,73 GF sorgen, bis der wahrscheinliche Minimalwert von V erreicht wird in etwa …
    »Pass auf, Mann!«, hörte er noch, aber es war bereits zu spät – schon knallte er in Trevor Weiss, eine Brillenschlange mit echtem Ordnungsfimmel aus seinem Debattierkurs. Die Suppe aus Trevors geöffneter Thermoskanne spritzte über Fishers weißes T-Shirt, und Trevors Brille plumpste in die Thermoskanne.
    »Tschuldige!«, nuschelte Fisher im Vorbeilaufen Trevor zu, der blind in der Suppe rumfischte. Fisher fuhr mit dem Finger über sein T-Shirt. Kartoffel-Lauch-Suppe. Gar nicht übel.
    »Mann, Fisher!«, rief ihm Trevor hinterher. »Das war mein Mittagessen, du – au !!« Marvin, der die Wikinger anführte, räumte Trevor mit dem Ellbogen aus dem Weg. Trevor knallte mit dem Rücken in seinen Spind, und was noch von der Suppe übrig war, ergoss sich über seine Bücher.
    »Du entkommst uns nicht, Fisher!«, brüllte Marvin.
    Bei jedem Schritt hüpften die Bücher in Fishers Rucksack auf und ab und die Trageriemen gruben sich tiefer in seine Schultern. Die Stimmen der Wikinger und ihr hämisches Gelächter wurden immer lauter; die Lehrer waren in ihren Klassenzimmern, bereiteten sich auf die nächste Stunde vor.

    Niemand würde ihm zu Hilfe kommen.
    Fisher sauste so schnell an der Anschlagtafel mit den Schülerrankings vorbei, dass die Namen darauf verschwammen. Aber er wusste auch so, dass der Namen Fisher Bas in stolzen, fetten Lettern an der Spitze der Ranglisten für Mathe und Naturwissenschaften stand. Aber in Englisch, Geschichte oder Sprachen gerade mal im Mittelfeld lag.
    Auf der Anwesenheitsliste prangte sein Name sogar an allerletzter Stelle.
    Gerade als die Wikinger hinter ihm um die Ecke bogen, ging die Tür des Lehrerzimmers auf, und heraus kam Frau Sneed, die Konrektorin. Ihre dunklen Augen glitten durch den Flur und die Wikinger kamen schlitternd zum Stehen, als sie sie erblickten.
    »Was ist los, Jungs?, fragte sie. »Ihr seid ja so in Eile.«
    »Wir wollen bloß rechtzeitig zum Unterricht kommen, Frau Direktor«, sagte Marvin und setzte ein breites Grinsen auf.
    »W-wir müssen noch was wiederholen«, sagte Kevin und vergrub
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