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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger
Autoren: M. E. Castle
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okay?«
    Fisher überlegte, was sein Lieblingscomicheld tun würde. Vic Daring, der Lümmel aus dem All war schon in solchen Situationen gewesen. In der vorletzten Ausgabe hatte er sich in das Raumschiff von Asteroiden-Piraten geschmuggelt, indem er sich in einer Kiste voller Erz versteckt hatte. Dann, als der Piratenkapitän und seine Bande gerade den entführten Kronprinzen vom Mars hinrichten wollten, war Vic herausgesprungen, hatte die Freibeuter bezwungen und den entführten Prinzen zurückgebracht. Natürlich gegen eine üppige Belohnung in bar.
    Fisher malte sich aus, wie er aus seinem Versteck springen würde, sein aus einem Asteroiden geschmiedetes Schwert in der Hand. Marvin, Kevin und Justin würden zitternd vor ihm zurückweichen. Was für eine erbärmliche Leistung, kleine, wehrlose Nagetiere zu schikanieren , würde er sagen. Wieso geht ihr nicht und sucht euch Exemplare einer Spezies, die eher eurem geistigen Niveau entsprechen. Nacktschnecken vielleicht.
    Aber stattdessen tat er gar nichts. Und Justin zählte weiter – diesmal allerdings rückwärts, wie Marvin es ihm aufgetragen hatte.
    »Fünf, vier …«
    »Bitte, Jungs, ich sag euch doch – er ist nicht hier .«
    »Drei, zwei …«
    » Bitte! «
    Da hob Marvin die Hand.
    »Tut die Viecher zurück«, sagte er zu Kevin und Justin. »Er ist nicht hier.«
    Justin warf die eine Maus lieblos zurück in das Terrarium. Einy hatte Glück und landete auf dem Katapult. Dort federte er ein paarmal auf und ab, bevor er seines Weges huschte.
    Kevin setzte Berg zurück, nachdem er ihm den Kopf ein paarmal so heftig getätschelt hatte, dass die arme Maus eine Minute lang nur im Kreis laufen konnte.
    Fisher hörte, wie sich die Klassenzimmertür öffnete und wieder schloss, und dann nach einer Minute hörte er Herrn Grampls niedergeschlagene Stimme.
    »Alles klar, Fisher. Du kannst jetzt rauskommen. Sie sind weg.«
    Fisher kroch heraus, noch immer ein bisschen benebelt von den Dämpfen der Chemikalien, und ließ sich auf den nächstbesten Stuhl sinken. Herr Grampl setzte sich neben ihn und wischte sich die schweißnasse Stirn mit seiner Krawatte ab, die ein Muster aus Kohlenstoffmolekülen zierte.
    »Ich hätte ihnen Paroli bieten müssen«, sagte Herr Grampl, genauso zu sich selbst wie an Fisher gerichtet. Er holte ein kleines Lunchpaket heraus und benutzte ein Plastikmesser aus der Schulkantine, um ein Thunfischsandwich in zwei Hälften zu teilen. Fisher nahm seine Hälfte und seufzte.
    »Ist schon okay, Herr Grampl. Die Wikinger sind nun mal wild entschlossen, mir das Leben zur Hölle zu machen. Nichts, was Sie oder ich sagen oder tun, wird daran etwas ändern.«
    Herr Grampl hing auf seinem Stuhl wie ein welker Kopfsalat. Einen Moment lang saßen er und Fisher schweigend da und kauten mutlos auf ihrem Thunfisch herum. Fisher verputzte seine Stulle, ohne auch nur einen Bissen davon geschmeckt zu haben. Normalerweise genoss er es, dass er ein paarmal pro Woche dem Gesundheitsrisiko Schulkantine entkam, aber die Wikinger hatten ihm so sehr die Laune verdorben, dass er sich nicht einmal mehr über Herrn Grampls Gesellschaft freuen konnte.
    »Wie geht es deinen Eltern?«, fragte der Lehrer in dem Versuch, das bedrückte Schweigen zu brechen. »Ist deinem Vater das Experiment mit den gestimmten Grillen irgendwann noch geglückt?«
    »Nicht ganz«, sagte Fisher. »Sie wollten sich einfach nicht an die Tonleiter halten.«
    »Und deine Mutter? Wie läuft ihre Arbeit?«
    »Ihr geht’s gut. Beiden geht es gut«, sagte Fisher. »Sie stecken bis zum Hals in ihren Projekten, keine große Hilfe, wenn es um die Wikinger geht.« Fischer seufzte und nahm sich eine Handvoll Tortillachips, die Herr Grampl ihm anbot.
    »Hey!«, sagte Herr Grampl und sein Gesicht hellte sich plötzlich auf. »Ich wüsste da etwas, das dich bestimmt aufheitern wird! Diese Dias aus New York sind endlich angekommen – mit den Querschnitten der Polygamen Röhrenwürmer, von denen ich dir erzählt habe. Willst du nach der Schule zu mir kommen und sie ansehen?«
    »Ich kann nicht. Zu viele Hausaufgaben. Außerdem stecke ich mitten in einem sehr wichtigen Experiment. Ich erzähl Ihnen mehr davon, wenn ich die letzten Probleme gelöst habe.« Fisher seufzte. »Tja, ich mach mich dann mal besser auf den Weg zur nächsten Stunde. Danke, Herr Grampl.« Fisher stand auf und schlurfte mit hängenden Schultern hinaus. Selbst für seine unterdurchschnittliche Größe waren seine Schritte klein.
    Herr Grampl
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