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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger
Autoren: M. E. Castle
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nervös die Hände ganz tief in den Hosentaschen.
    »Wir wissen unsere Ausbilderei hier wirklich zu schätzen«, sagte Justin.
    » Ausbildung! «, raunte Marvin.
    Fisher nutzte diese Ablenkung, um in ein leeres Klassenzimmer zu huschen und die Tür hinter sich zuzuwerfen. Er lehnte sich mit dem Rücken von innen dagegen, sein Atem ging schnell und flach.
    »Hey, Fisher! Du bist heute aber früh dran.« Herr Grampl tauchte plötzlich hinter dem Lehrertisch auf und jagte Fisher damit einen Riesenschrecken ein. Fishers Lieblingsbiolehrer war um die fünfundvierzig, wirkte aber jünger, da er ziemlich klein war. Er hatte schmale Schultern und winzige Äuglein, die auch noch von der breiten, dicken Brille verdeckt wurden, die ihm ständig von der Nase rutschte. Er sah nicht so aus, als würde er viel mehr als fünfzig Kilo wiegen. Vermutlich könnte ihn eine nicht besonders starke Windböe umwehen (vielleicht sogar die Art von Wind für die Pups-Piet berüchtigt war). Fisher und Herr Grampl aßen regelmäßig in seinem Klassenzimmer zu Mittag.
    »Wikinger«, keuchte Fisher. Und dann hörte er sie auch schon: ihre leisen, grummelnden Stimmen waren direkt hinter der Tür zu hören. Fisher konnte gerade noch schnurstracks zum Laboraufbewahrungsschrank stürzen und sich darin einschließen, bevor die Klassenzimmertür aufgerissen wurde.
    Der beißende Geruch Dutzender Chemikalienflaschen stieg Fisher in die Nase – er hoffte, das würde zumindest den Geruch von Kartoffel-Lauch-Suppe überdecken, der ihn noch immer umwaberte. Eingeklemmt in den winzigen Wandschrank, pumpten seine Lungen wie ein überdrehter Motor. Schon nach einer halben Minute fingen sein Rücken und seine Arme an wehzutun. Er versuchte jeden Muskel seines Körpers zur Ruhe zu zwingen, was ihn aber nur noch zappeliger machte. Durch einen schmalen Spalt zwischen den Schranktüren sah er die drei ziemlich großen, ziemlich hässlichen Jungs hereinschlendern.
    Marvin Minas, dessen vorspringende Stirn sich über die Augen wölbte wie der Scheinwerfer eines Angeberschlittens, war der Anführer. Kevin Mason und Justin Loring flankierten ihn zu beiden Seiten. Ihre Körper befanden sich in dieser Übergangsphase zum Erwachsenwerden: schon hoch aufgeschossen und kräftig, aber noch nicht an die neuen Maße gewöhnt, wirkten sie plump und linkisch wie Kleinkinder bei ihren ersten Gehversuchen.
    Fisher ballte die Fäuste. Er wünschte sich, er könnte die Wikinger in ihre Moleküle aufspalten und verpuffen lassen. Er hatte in seinem Labor auch schon an einem Wikinger-Atomisierer gearbeitet, aber der Partikelstrom hatte sich einfach nicht richtig kalibrieren lassen.
    Die Wikinger rückten Herrn Grampl auf die Pelle, der nervös zurückwich. Marvin war beinahe so groß wie der Biolehrer und Kevin mindestens zweimal so schwer.
    »Kann … kann ich euch mit irgendwas helfen, Jungs?«, fragte Herr Grampl und lächelte sie halbherzig an.
    »Ach, wir sind nur auf der Suche nach einem guten Freund, Herr Grampl«, sagte Marvin und sein Grinsen wurde noch breiter, als er einen Glaskolben von einem der Laborständer nahm und ihn Kevin zuwarf, der ihn zwar auffing, aber nur knapp. »Sie kennen doch Fisher, oder?«
    »Ich, äh …« Grampls Blick glitt zwischen dem Glaskolben und Marvin hin und her. »Ja, Fisher ist einer meiner Schüler. Aber ich fürchte, ich habe ihn heute den ganzen Tag noch nicht gesehen.«
    Marvin verschränkte seine stämmigen Arme. »Sind Sie da sicher? Wir sind uns ziemlich sicher, dass er vor ungefähr einer Sekunde in diesem Klassenzimmer verschwunden ist, stimmt doch, Willy?«
    Kevin, der den Kolben aufgefangen hatte, stellte ihn ein bisschen schwungvoller als nötig zurück auf den Tisch. »Yo, genau, Marvin! Stimmt!«, pflichtete Kevin seinem Freund mit einem leichten Hicksen bei. Er schien immer Schluckauf zu haben. Fisher schätzte, das kam, weil Kevin insgeheim auch Angst vor Marvin hatte. Das oder er trank einfach zu viel Orangenlimo.
    Fisher hielt sich die Hand vor Nase und Mund und unterdrückte gerade so ein Niesen.
    Marvin wandte sich wieder an Herrn Grampl, der gerade damit beschäftigt war, ein paar Unterlagen säuberlich aufzustapeln und sich demonstrativ um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. »Herr Grampl, vielleicht haben Sie ihn mit Ihrer dicken Brille einfach nicht gesehen. Vielleicht sollten wir uns besser selbst noch einmal umsehen, nur um sicherzugehen. Es wäre doch schade, wenn wir unseren guten Freund Fisher verpassen
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