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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit
Autoren: A. E. van Vogt
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Er lehnte sich zurück und vertiefte sich in einer Zeitung.
    Drake sah, wie Kellie sich auf die Lippen biß. Der Mann saß da, starrte auf seine zerbrochene Füllfeder, dann auf den Dollarschein und schließlich hinüber zu dem nun verborgenen Gesicht des grauhaarigen Herrn. Nach einer Weile seufzte er.
    „Ich kann das einfach nicht verstehen. Ich habe die Füllfeder über einen Monat. Sie ist mir schon ein paarmal heruntergefallen, ohne Schaden zu nehmen – und jetzt bricht sie auseinander wie ein Stück morsches Holz.“
    Er zuckte die Achseln, doch ein klagender Ton begleitete seine Worte, als er nach einem Augenblick fortfuhr:
    „Ich glaube, man kann auch nicht gut verlangen, daß Selanies Vater Wunder vollbringt …“ Plötzlich richtete er sich auf.
    „Oh, sehen Sie, da kommt Selanie. Bin schon neugierig, was sie heute anbietet.“ Ein scheues Lächeln huschte über sein schmales Gesicht. „Warten Sie nur, bis ich ihr die zerbrochene Füllfeder unter dieNase halte. Sie müssen wissen, ich habe mich anfangs ein bißchen lustig gemacht darüber, habe ihr gesagt, es sei bestimmt irgendein Trick dabei. Sie wurde daraufhin ganz wütend und garantierte, sie würde mein Leben lang halten – ach, hol’s der Teufel! Was verkauft sie denn jetzt? Schauen Sie nur, alle drängen sich um sie.“
    Drake stand auf. Er streckte seinen Hals, damit er besser über die Köpfe der Menge sehen konnte, die das Mädchen bei irgendeiner Demonstration am anderen Ende des Wagens beobachtete.
    „Du lieber Himmel!“ ließ sich die tiefe Stimme eines Mannes vernehmen. „Was kosten diese Becher? Wie funktionieren sie?“
    „Becher verkauft sie“, sagte Drake und näherte sich in einem Anflug von Faszination der Gruppe. Wenn er richtig gesehen hatte, reichte das Mädchen einen Behälter herum, der laufend mit einer Flüssigkeit angefüllt war. Und die Leute tranken daraus, woraufhin dieser sich augenblicklich wieder füllte.
    Drake dachte: „Das gleiche Prinzip wie bei der Füllfeder. Ihr Vater hat irgendwie herausgefunden, wie man Flüssigkeiten auf chemischem Wege erhält. Eine geniale Entdeckung!“
    Wenn es ihm gelang, mit dem Mann ein Abkommen zu treffen, war er gemacht!
    Sein ungeheuerlicher Gedanke brach ab, als die kristallklare Stimme des Mädchens das erregte Gemurmel durchschnitt:
    „Der Preis beträgt einen Dollar pro Stück. Die Funktionsweise ist einfach: eine chemische Kondensation von in der Luft befindlichen Gasen. Der genaue Vorgang ist nur meinem Vater bekannt. Doch warten Sie, ich bin mit meiner Vorführung noch nicht fertig.“
    Sie sprach weiter, mit einer Stimme, die sich über die Stille ringsum erhob:
    „Wie Sie sehen, handelt es sich hier um einen zusammenklappbaren Trinkbecher ohne Henkel. Zuerst öffnet man ihn. Dann dreht man den obersten Ring im Uhrzeigersinn. Bei einer ganz bestimmten Stelle kommt Wasser. Doch jetzt – aufgepaßt! Ich drehe weiter. Die Flüssigkeit wird grün, und schon haben Sie ein süßes, besonders schmackhaftes Getränk. Ich drehe den Ring noch ein bißchen weiter, und die Flüssigkeit wird rot – ergibt jetzt ein süß-saures Getränk, das an heißen Tagen sehr erfrischt.“
    Sie reichte den Becher herum. Während dieser von einer gierig zugreifenden Hand in die andere ging, gelang es Drake, seinen Blick von dem wunderlichen Artikel loszureißen und einmal ganz dem Mädchen zu widmen. Sie war groß, ungefähr 1,70, und hatte dunkelbraunes Haar. Ihr Gesicht war edel, strahlte ganz unverkennbar hohe Intelligenz aus. Es war oval und hübsch, und ein seltsamer Anflug von Stolz lag darin, der ihr trotz der Art und Weise, wie sie die hingestreckten Dollarscheine entgegennahm, das Aussehen ferner Abgeschlossenheit vermittelte.
    Abermals erhob sich ihre Stimme:
    „Tut mir leid, nur ein Stück pro Person. Sie werden bald überall erhältlich sein. Dies hier sind reine Souvenirs.“
    Die Menge verlor sich; die Leute kehrten zu ihren Plätzen zurück. Das Mädchen kam den Gang entlang und blieb vor Drake stehen. Instinktiv trat er zur Seite, erkannte, was er tat, und sagte schneidend:
    „Einen Moment! Mein Kollege zeigte mir eine Füllfeder, die Sie ihm verkauften. Ich möchte nun …“
    „Ich habe noch ein paar.“ Sie nickte ernst. „Wollen Sie auch einen Becher?“
    Drake sagte:
    „Mein Kollege hätte auch gern eine neue Füllfeder. Seine zerbrach und …“
    „Tut mir leid, aber ich kann ihm keine zweite verkaufen.“ Sie machte eine Pause. Ihre Augen weiteten sich. Dann
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