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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute
Autoren: David Fisher
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unterzeichneten Formulare. »He, Stromfeld!« rief Dichter, als sein Kollege schon an der Tür war. »Ich habe eine Frage an dich.«
    »Ja? Was denn?«
    »Wie fährt der Schneepflugfahrer zu seinem Schneepflug?« Er lachte.
    »Rutsch mir den Buckel runter«, sagte Stromfeld gutmütig, als er hinausging.
    Dichter begann, die Papiere auf seinem Schreibtisch zu ordnen. In ein paar Stunden, wenn der Sturm sich gelegt hatte und die Küstenwache sich meldete oder die Polizei ihr eigenes Patrouillenboot aussandte, würde er eine Streife nach Burrows Island schicken.
    »Hunde«, sagte er laut. »Hunde?«
     
    Diane tauchte Larrys letztes Hemd in die Blutlache, die sich unter seinem rechten Arm gebildet hatte. Dann nahm sie die fast volle Flasche des ätzenden Putzmittels und schüttete sie in den unabgespülten Topf. Ein Geschenk für den Schäferhund.
    So bewaffnet, öffnete sie die Tür und ging in den Hof hinaus.
    Unruhig strich der Hund hin und her. Aber er blieb auf Distanz.
    Diane hatte Mühe, ihre Nerven in Zaum zu halten. Ruhig, ganz ruhig, sagte sie sich immer wieder. Nicht so mutig wie Frieda Hardman zu sein, war keine Schande. Den Topf mit der Lauge hatte sie in der rechten Hand, das blutige Hemd in der linken. »Da, Hund«, sagte sie freundlich und hielt ihm das Hemd hin. »Das ist für dich.«
    Die Flüssigkeit im Topf schwappte ein wenig über. Ein paar Tropfen brannten auf ihrer Hand. Sie achtete nicht darauf. »Komm her und schau, was ich da habe -komm her«, lockte sie.
    Der Schäferhund wich zurück. Das Gemisch von Gerüchen verwirrte ihn. Der süße Geruch von Blut war darunter.
    »Lauf doch nicht weg, Hund. Komm her zu mir. Komm her«, sagte Diane.
    Der Hund blieb stehen. Die sanfte Stimme interessierte ihn. Die Gestalt kam auf ihn zu. Jetzt war sie noch zehn Meter entfernt, jetzt noch sieben.
    Der Schäferhund kam ihr entgegen. Einen Schritt, zwei. Er blieb wieder stehen, schnüffelte, machte noch einen Schritt. Der Blutgeruch war jetzt noch stärker. Er duckte sich. Sprang.
    Diane schleuderte ihm den Inhalt des Topfes entgegen. Ätzende Lauge ergoß sich in sein Gesicht, brannte in Augen und Maul. Der Schäferhund war zu Boden gestürzt. Wie wild fuhr er sich mit den Pfoten über die Augen und warf sich im Schnee herum, um die ätzende Flüssigkeit von seiner Haut zu bekommen.
    Ohne sich umzusehen, hastete Diane weiter. Bei jedem Schritt fürchtete sie den Angriff des Hundes. Aber sie erreichte das Auto.
    Ruhig, ruhig, wiederholte sie, steckte den Schlüssel ins Schloß und riß die zugefrorene Tür auf. Sie stürzte sich auf den Sitz, schlug die Tür zu, drückte den Sperrknopf. Schnee und Eis fielen vom Fenster.
    Und dann saß sie mit fliegendem Atem zitternd da, und das Herz pochte ihr bis zum Hals. Geschafft, dachte sie dankbar. Ich hab’s geschafft. Der Schäferhund konnte sie von hier aus nicht sehen, doch sein Geheul verriet ihr, daß das Reinigungsmittel seine Wirkung getan hatte. Sie waren gerettet. In ein paar Stunden würden sie wieder zu Hause sein.
    Mit zitternden Fingern suchte sie nach dem Zündschloß. Sie brachte den Schlüssel nicht hinein. Das Auto erzitterte wie vom Schlag einer Riesenfaust. Der Schäferhund sprang gegen das Fenster. Sein blutverkrusteter Kopf war Zentimeter von dem ihren entfernt, getrennt nur durch die dünne Scheibe Sicherheitsglas. Wieder und wieder warf er seinen massiven Körper gegen das Fenster. Die Schlüssel fielen ihr aus der Hand, als sie sich, von namenlosem Grauen gepackt, auf die Sitzbank warf. Als sie wieder aufsah, blickte sie direkt in sein weit aufgerissenes Maul.
    Und dann war der Hund, so plötzlich, wie er aufgetaucht war, wieder verschwunden.
    Minuten vergingen. Das Glas war zu stark, dachte Diane. Er hat aufgegeben. Ängstlich sah sie hinaus. Der Schäferhund rollte sich am Rande des Grabens im Schnee und fuhr sich mit der Pfote über die Augen. Jetzt konnte Diane sein schmerzliches Winseln hören.
    Der Hund rollte sich näher zum Graben, dessen Existenz er vergessen zu haben schien. Unmittelbar davor richtete er sich auf und schaute zum Haus hinüber.
    Diane folgte seinem Blick. Corny stand in der Küchentür, Josh an der linken Hand, Marcy an der rechten.
    Von dem neuen Geruch angezogen, schleppte sich der Schäferhund in den Hof zurück.
    Diane hob die Schlüssel auf und versuchte, einen davon ins Zündschloß zu stecken. Er paßte nicht hinein. Sie versuchte es mit Gewalt, aber vergebens. Ganz ruhig. Sie versuchte es mit dem anderen
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