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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute
Autoren: David Fisher
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Schlüssel. Er paßte.
    Ruhig. Sie drehte ihn um, startete. Unwillig drehte sich der Motor, schüttelte sich, blieb stehen. Spring an, flehte sie. Bitte, spring an.
    Der Schäferhund hatte den Steg überquert und humpelte auf Corny und die beiden Kinder zu.
    »Spring an! Spring an!« schrie Diane laut und pumpte verzweifelt mit dem Gaspedal.
    Der Hund hatte die Mitte des Hofes erreicht. Sein dumpfes Knurren drang bis zu ihr.
    Diane trat das Gaspedal bis zum Boden durch und drehte den Zündschlüssel. Die Maschine hüpfte ein paarmal. Dann sprang sie an. Vorsichtig, um sie nicht absaufen zu lassen, gab Diane Gas.
    Der Schäferhund sah sich zu ihr um.
    Sie legte den Gang ein. Die Hinterräder drehten sich durch, der Wagen rührte sich nicht von der Stelle. Ruhig. Sie schaltete in den Rückwärts-, dann in den Vorwärts-, wieder in den Rückwärts-, noch einmal in den Vorwärtsgang. Der Wagen schaukelte hin und her und setzte sich endlich in Bewegung.
    Schweiß klebte ihr das Haar in die Stirn, und sie wischte sich ihn aus den Augen. Angestrengt sah sie durch die vereiste Windschutzscheibe und steuerte das Auto über den ächzenden Steg in den Hof.
    Gleich darauf spürte sie, daß die Hinterräder festen Boden berührten. Sie trat das Gaspedal durch. Die Hinterräder drehten sich durch, griffen aber dann plötzlich, und der Wagen beschleunigte. Sie steuerte direkt auf den Schäferhund zu.
    Das plötzlich anschwellende Motorengeräusch erschreckte den Hund. Im letzten Augenblick blickte er sich um, sah das schwarze Ungeheuer, das auf ihn zustürzte, und sprang zur Seite.
    Und er schaffte es fast. Aber die Stoßstange erfaßte ihn noch und warf ihn zu Boden. Unerträglicher Schmerz peinigte ihn. Seine Hinterbeine gehorchten ihm nicht mehr. Aber er gab noch nicht auf. Mit den Vorderbeinen schleifte er seinen zerschmetterten Körper auf den Chevrolet zu.
    Die Dogge am Waldrand hatte die seltsamen Geräusche im Hof gehört. Das Leittier – nein, das war er jetzt nicht mehr – lag verletzt beim Haus. Zwei von den Hunden machten Anstalten, in den Hof zurückzukehren, aber die Dogge hielt sie zurück. Sobald das Tier sicher war, daß es die anderen Hunde unter Kontrolle hatte, wandte es sich um und trottete tiefer in den Wald hinein. Nach kurzem Zögern folgte ihm der Rest der Meute.
    Diane war aus dem Wagen gesprungen. Der Schäferhund bedeutete keine Gefahr mehr. Wenn er nicht tot war, dann war er sicherlich schwerverletzt. »Bringen Sie sie zum Auto!« schrie sie Corny an. »Josh, steig ein! Steigt ein!«
    Larry hatte die Augen offen und versuchte, sich auf den Ellenbogen zu stützen, als sie in die Küche gelaufen kam. Wortlos half sie ihm auf die Beine. Er lehnte sich schwer auf sie, als sie ihn mehr zum Wagen schleppte als führte. Irgendwie -später wußte sie nicht mehr, wie -brachte sie es fertig, ihn auf den Rücksitz zu legen.
    Jaulend vor Schmerz quälte sich der Schäferhund auf das Auto zu. Diane hatte zu wenden begonnen, als sie sah, daß das Tier immer noch auf sie zukam. Mit verkniffenem Lächeln legte sie den Gang ein.
    Der Hund sah das Auto kommen. Aber er konnte ihm nicht mehr ausweichen. Der Wagen bockte zweimal, als erst das Vorder-, dann das Hinterrad über seinen Körper fuhren.
    Zehn Meter weiter bremste Diane so heftig, daß Larry fast vom Rücksitz fiel. Sie legte den Rückwärtsgang ein und überfuhr den schon toten Hund noch einmal, dann ein drittes Mal. Dann steuerte sie in weitem Bogen zum Steg.
    Gerettet, dachte sie. Gerettet, gerettet, gerettet, gerettet. Tränen der Erleichterung flössen ihr über die Wangen.
    Dopey hörte das Auto wegfahren und rannte durch die Küche hinaus in den Hof. Als er den Chevy am Waldrand verschwinden sah, hob er den Kopf und heulte lange und klagend.
     
    Der Bootsrumpf sank langsam tiefer. Kennys Körper war vor Kälte so starr, daß er fast nichts mehr spürte. Wie lange würde er sich noch so festhalten können? * »Ewig! » schrie er. Doch niemand hörte ihn.
    Die Wolken hatten sich etwas gelichtet. Der Sturm schien sich zum offenen Meer hin zu verziehen. Die Wellen gingen ihm jetzt nur noch bis zur Schulter und schlugen ihm nicht mehr über den Kopf.
    Doch jetzt, wo ein kleiner Hoffnungsfunke zu glimmen begann, war er mit seiner Kraft am Ende. Mit zusammengebissenen Zähnen krallte er sich fest, als ihn erneut eine Welle packte. Niemals, niemals würde er loslassen.
    Als ihn die nächste Woge mit sich forttrug, ging er rasch unter.
     
    Epilog
    Die Bountiful
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