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Occupy Economics

Occupy Economics

Titel: Occupy Economics
Autoren: Florian Josef Hoffman
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Executive Summary
    Occupy! ist der Hinweis auf eine ökonomische Schieflage, die viele Menschen immer weniger hinzunehmen gewillt sind. Sie glauben – zu Recht – erkannt zu haben, dass mit dem ökonomischen Aufstieg der Finanzbranche der langsame wirtschaftliche Niedergang der Menschen in den Nicht-Finanzbranchen verbunden ist. Aber die Bewegung schüttet das Kind mit dem Bade aus und wendet sich gegen den Kapitalismus. Schuld ist die Wirtschaftstheorie, die keine schlüssige Lösung für die Probleme der Welt hervorgebracht hat. Dem muss abgeholfen werden.
    Es geht darum, das Gefühl dieser Menschen zu kanalisieren, ihnen einen konkreten Weg aufzuzeigen und ein realisierbares Ziel vorzugeben, um aus der Generation der Verlierer eine Generation der Gewinner zu machen – mit Marktwirtschaft und Kapitalismus. Der Schlüssel der Fehlentwicklungen liegt in den ökonomischen Theorien. Man feiert noch heute den Sieg über den Sozialismus, hat aber keine Antwort auf die anderen großen Fragen der Zeit, weder auf die ökologischen noch auf die ökonomischen.
    Ursachenforschung bildet den Anfang. Eine Ist-Aufnahme der Realität entdeckt vier Ansätze für die Lösung der sozialen Frage sowie ihre theoretischen Hintergründe:
† den Liberalismus, der den Markt in den Mittelpunkt seiner Überlegungen stellt,
† den Sozialismus, der Gerechtigkeit durch Demokratisierung und Egalisierung zu finden glaubt,
† den Kompetitionismus, eine Wettbewerbs-Ideologie, umgesetzt im anglo-amerikanischen Kartellrecht, endend beziehungsweise noch nicht beendet im Raubtier-Kapitalismus,
† den Solidarismus, eine Soziale Marktwirtschaft, welche die Prinzipien der wirtschaftlichen Solidarität und der staatlichen Subsidiarität institutionalisiert und realisiert.
    Ein nicht ganz neuer Denkansatz bildet nunmehr den ersten Schlüssel für das Verstehen dessen, was uns an wirtschaftlichen Verhältnissen umgibt: Schon die alten Griechen unterschieden zwischen Marktwirtschaft (Katallaxie) und Hauswirtschaft (Ökonomie). Die eigentliche Ökonomie findet in der Haus- und Betriebswirtschaft statt (griechisch: Oikos, das Haus). Die Ökonomie ist Privatsache: Sie ist gekennzeichnet durch Privateigentum, Privatsphäre und Privatautonomie.
    Ökonomie ist privat, Marktwirtschaft (Katallaxie) hingegen ist öffentlich! Der Markt: Ein Platz, auf dem sich die Menschen treffen, um Dinge auszutauschen (griechisch: katalage, tauschen), vornehmlich Geld gegen Ware, aber auch Geld gegen Arbeit und umgekehrt. Die Anpreisung der Ware ist öffentlich, frei zugänglich, jedermann kann hi­neinspazieren und wieder heraus – wie auch beim Besuch auf einer Internetseite.
    Der Markt, die Marktwirtschaft ist als Organisationsplattform der Arbeitsteilung eher wertfrei. Der Tausch kennt keine Gerechtigkeit, nur die Gleichwertigkeit von Angebot und Nachfrage bei Vertragsschluss und in der Vertragserfüllung. Der Kapitalismus, das Kapital, der Privatbesitz sind der Haus- und Betriebswirtschaft zuzuordnen. Dort findet auch Verteilungsgerechtigkeit statt – oder auch nicht statt, dort gelten die Kategorien von Ethik und Moral. Der Markt lebt vom Egoismus, Haus und Betrieb leben als soziale Gebilde, als Gemeinschaften im Inneren von Egoismus und Altruismus zugleich. Soziale Gebilde, Gemeinschaften können sich auch mehrstufig bilden, zum Beispiel in Form von Kartellen.
    Aus dem neuen Verständnis entwickelt sich ein neues Verstehen der Entwicklung der Industriegesellschaft: Am Anfang der Entwicklung stand der landwirtschaftliche Selbstversorger, die Entwicklung von Industrie und Verkehrswegen ermöglichte großflächige Arbeitsteilung und machte die Menschen zu Dienstleistern. Die technologische Entwicklung (Do-it-yourself) beendet die Arbeitsteilung in vielen Bereichen, setzt die Dienstleistenden zuhauf frei. Sie erzeugt die Generation der Verlierer (die technologisch die Generation der Gewinner ist). Ihnen fehlt das Geld.
    Jedoch: Wichtigster Funktionsträger der Arbeitsteilung und der Marktwirtschaft ist das Geld. Geld bezieht seinen Wert ursprünglich vom Wert der Edelmetalle, in denen die Münzen geprägt waren (Gold, Silber). Auch unser Papiergeld hat den Gold-Charakter behalten. Der Finanzindustrie (Investment-Banking) ist es gelungen, sich von seiner eigentlichen Funktion in der Realwirtschaft abzulösen, sich zu verselbstständigen und aus Geld/Gold wiederum Geld/Gold zu machen. Hier sitzen die Gewinner. Der Böttger’sche Wunschtraum der Goldproduktion, der für
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