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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute
Autoren: David Fisher
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auf die Lippen, um nicht in Tränen auszubrechen. »Sie ist weggegangen.« O Gott, wo war Kenny?
    »Aber sie hat sich ja gar nicht verabschiedet«, protestierte Corny betrübt.
    »Sie kommt zurück.« Auch in diesem Raum war nichts zu finden.
    Die Badezimmer waren ihre letzte Hoffnung. Diane durchsuchte das Medizinschränkchen und warf alles heraus, was unbrauchbar war. Bald war es leer. Auf dem Boden lagen Tablettenröhrchen, Tuben und Fläschchen verstreut.
    Im ganzen Haus gab es nichts, womit sie die Hunde hätte vertreiben können. Larry würde sterben.
    Plötzlich bemerkte sie die Dose auf dem Waschbecken. Larrys Rasierschaum. Sie nahm sie, als könnte sie noch die Wärme seiner Hand an ihr spüren.
    Ihr Blick fiel auf ein großes, rotgedrucktes Wort an der Seite. ,Vorsicht.’
    Sorgfältig las sie die Gebrauchsanweisung. Jetzt wußte sie, daß dies ihre Waffe sein würde.
     
    Kenny warf einen besorgten Blick auf Hirschfeld, der neben ihm auf dem Schiffsrumpf lag. Seinem Freund ging es nicht gut. Er durfte ihn nicht einschlafen lassen. Wenn er erneut ins Wasser fiel, würde Kenny vielleicht nicht mehr die Kraft haben, ihn wieder herauszuziehen.
    Eigentlich war ihm Hirschfeld ja ziemlich gleichgültig. Er war zu fett, zu unbeherrscht. Wenn Hirschfeld nichts für sich selbst tat, warum sollte es Kenny tun? Pledge war viel eher sein Typ — stark und ruhig und kein Dummkopf. Wenn Pledge etwas sagte, hatte es Hand und Fuß.
    Warum war er dann in das gottverdammte, eiskalte Wasser gesprungen, um den fetten Hirschfeld zu retten? Wahrscheinlich, weil man ihm das bei der Armee so beigebracht hatte. Schwarz und weiß, dick und dünn, jeder mußte dem anderen helfen. Es gab eben zu wenig echte Helden auf dieser Welt. Das war eines der großen Probleme. Zu viele Flaschen. Zu viele Hosenscheißer. Zu viele Businessmen. Zu viele Larrys.
    Larry, diese verdammte Blindschleiche. Ging immer auf Nummer Sicher. Gar nicht wie der Alte. Der Alte war stolz, stark und zäh. Gut, daß ich ihn mag, dachte Kenny, dem jetzt erst einfiel, daß sein Vater tot war. Jetzt wurde ihm das zum erstenmal richtig klar. Es war nicht mehr nur ein vager Gedanke, es war eine Tatsache. Hunde hatten den Alten gekillt. Hunde. Das schien unmöglich zu sein. Der Alte konnte mit Hunden umgehen wie Eavel Knievel mit einem Motorrad. Der alte Mann tot? Getötet von Hunden? Ganz unwahrscheinlich. In Vietnam hatte er viele krepieren sehen, oft auf grausame Art, aber das waren alles gesichtslose Wesen in dreckigen Khakiuniformen gewesen. Und immer die anderen. Jetzt war das anders. Seine Familie. Sein eigenes Fleisch. Diese Erinnerung an seine eigene Sterblichkeit erschreckte ihn tief.
     
    Jetzt hatte sie einen Plan. Diane hastete durch das Haus, auf der Suche nach dem, was sie für ihre Waffe brauchte. Im zweiten Badezimmer fand sie eine Flasche Franzbranntwein, eine Dose Deodorant und eine Dose Fußpuder, in einem der Schlafzimmer eine rosafarbene Dose Haarspray. Aus der Küche holte sie zwei Dosen Feuerzeugbenzin, zwei Dosen Fleckenreinigungsmittel und einen Sprayreiniger. Den größten Fund machte sie in einem Abstellraum — zwei Kübel mit blauer Farbe, eine Dose mit Farbverdünner und eine mit Terpentin.
    Sie war ganz besessen von dem Gedanken an ihre Waffe. Erstaunlich, dachte sie, was man mit einfachen Dingen aus dem Haushalt alles anfangen kann.
    Frieda hatte fast ein Dutzend Gläser mit verschiedenen konservierten Früchten aus dem Supermarkt in ihrem Küchenschrank stehen. Sie waren sehr groß, daher waren sie billiger. Nachdem Diane etliche dieser Gläser in den Ausguß geleert hatte, nahm sie eines von Larrys Hemden und riß es in Fetzen. Dann begann sie mit dem Bau ihrer Waffe.
    In jedes der Gläser kam eine Spraydose, ehe sie mit einer Mixtur aus den verschiedenen Brennstoffen sowie einer Portion Nägeln und Schrauben aufgefüllt wurden. Ein Fetzen Hemdstoff sollte als Lunte dienen.
    Allerdings erwies sich der Stoff als zu dick. Sie konnte die Blechdeckel nicht wieder aufschrauben. Nach kurzer Überlegung nahm sie einen Dosenöffner und schlug ein Loch in jeden der Deckel. Die Löcher waren gerade so groß, daß sie den Stoffetzen durchziehen konnte. Sie wußte nicht, ob das so richtig war, doch schien es ihr die beste Lösung zu sein.
    Sie stellte ihre Bomben nebeneinander auf den Küchentisch. Sie mußte sie so weit wie möglich hinauswerfen, mitten unter die Meute. Und dann? Dann mußte sie warten. Explodierten sie wirklich, dann hatte sie
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