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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute
Autoren: David Fisher
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merken, daß er überhaupt da ist«, bekräftigte der ältere. »Wir würden ihn ausführen und füttern und waschen.«
    »Tut mir leid, Jungs, aber das geht nicht. In der Stadt würde sich Jake nicht wohl fühlen. Kein Auslauf, keine anderen Hunde. Hier auf der Insel geht es ihm gut.«
    »Aber Dad... «
    »Kommt, Jungs, nun seid doch nicht kindisch.«
    Der ältere Sohn packte den Hund noch fester. Jake begann zu winseln. »Du darfst ihn uns nicht wegnehmen!« schrie der jüngere. »Er gehört mir!«
    »Bobby!« Allmählich wurde der Vater ungeduldig. »Hör auf, dich wie ein kleines Kind zu benehmen!« Er packte den Hund am Halsband.
    Jake verstand das nicht. Sein Platz war bei den Kindern, das wußte er aus Erfahrung. Andererseits bekam er von dem Mann häufig Futter. Er sträubte sich also nicht, als er ihm den Strick ans Halsband knüpfte, und trottete willig hinter ihm drein. Als sie in den Wald gingen, begann er jedoch, an der Leine zu zerren. Das Unterholz war so dunkel und fremd, und er hatte Angst. Aber der Mann zog ihn noch weiter – so fest, daß das Lederband ihm den Hals zuschnürte.
    Schließlich erreichten sie eine Lichtung. Der Mann knotete die Leine um einen Ast und riß dann dreimal heftig daran. Der Hund verstand nicht, daß dies ein Test war. Der Mann mußte sicher sein, daß der Strick zumindest so lange hielt, bis sie auf der Fähre waren.
    Jake beruhigte sich, als der Mann sich zu ihm herabbeugte und ihn in der vertrauten Weise am Kopf kraulte. Aber dann ging er plötzlich davon.
    Der Hund wollte ihm folgen, aber nach ein paar Metern riß ihn die Leine zurück. Er versuchte es noch einmal. Wieder stoppte ihn die Leine. Er lauschte, ob der Mann zurückkommen würde, hörte aber nur, wie sich seine Schritte entfernten.
    Und zum erstenmal verspürte er das Elend des Alleinseins.
    Verzweifelt grub er die Pfoten in die Erde und zerrte am Strick, ohne sich befreien zu können. Das Halsband schnürte ihm fast die Luft ab. Aber er gab nicht auf. Er zog und zerrte mit aller Kraft – umsonst. In seiner Not begann er zu winseln und schließlich zu heulen. Der Mann bemühte sich, nicht darauf zu hören. Allmählich wurde das klagende Wimmern von Gebüschen und Bäumen verschluckt und war schließlich kaum noch zu vernehmen, als er das Haus erreichte.
    Die Fähre ging pünktlich. Langsam verschwand die Insel im Abenddunst. Jetzt gehörte sie wieder den wenigen Leuten, die das ganze Jahr über dort lebten.
     
    1.
     
    Der Hirsch trat auf die Lichtung und hob die Nase in den leichten Winterwind. Die Geräusche, die er hörte, verwirrten ihn – ein leises Rascheln im Unterholz, das von allen Seiten zu kommen schien.
    Seitlich von ihm knackte ein trockener Zweig, und der Hirsch äugte hinüber, ohne etwas erkennen zu können.
    Die gefahrdrohende Witterung wurde stärker. Aus dem leisen Rascheln war jetzt deutlich vernehmbares Knistern und Knacken geworden. Langsam verließ der Hirsch die Lichtung, um im Dunkel des Waldes Schutz zu suchen.
    Plötzlich tauchte vor ihm ein schmutzigbrauner  Stöberhund auf, der heiser  knurrend die Zähne bleckte. Der Hirsch verhoffte und änderte dann seine Richtung, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen. Ein Deutscher Schäferhund kam von rechts. Jetzt sah er vor sich einen dunkelbraunen Airedaleterrier. Erneut wandte der Hirsch sich um. Jetzt brachen drei weitere Hunde, eine Dogge, ein Irishsetter und ein zweiter, kleinerer Schäferhund aus dem Dickicht.
    Die Kakophonie beängstigender Geräusche verwirrte den Hirsch. In panischem Schrecken machte er einen Satz nach links, sah sich plötzlich einem hechelnden Mischlingshund gegenüber, machte zwei, drei weitere Sätze nach rechts, blieb dann abrupt stehen.
    Er war umstellt. Ein Entkommen war nicht mehr möglich. Wenn er sein Leben retten wollte, mußte er kämpfen.
    Die Hunde hinter ihm griffen als erste an. Der Hirsch fuhr herum, versuchte, sie mit seinem Geweih aufzuspießen, aber sie waren zu schnell. Ständig griffen sie von einer anderen Seite an. Immer wieder vermochte der Hirsch, sie abzuwehren, doch langsam wurde er müde. Schließlich gelang es der Dogge, sein linkes Hinterbein zu fassen. Der Hirsch schüttelte sie ab. Aber noch ehe er sich umdrehen konnte, hatte sich der Irishsetter in seinem Bein verbissen und ließ nicht mehr los. Stechender Schmerz durchfuhr ihn. Schon hatte ihn ein weiterer Hund gepackt und riß ihn zu Boden.
    Im nächsten Augenblick hatte sich die ganze Meute auf ihn gestürzt und zerriß den
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