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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute
Autoren: David Fisher
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ihre Sachen in zwei großen Koffern, einer Tasche und eine kleine Kosmetikbox zu verstauen. Als Tom den schwereren Koffer nehmen wollte, erhob Larry Einspruch. »Laß mich das machen, Dad.«
    Doch Tom gab den Koffer nicht aus der Hand. »Ich kann ihn schon tragen«, sagte er. Der Koffer war schwer, zu schwer für ihn, und er mußte alle seine Kräfte zusammennehmen, um ihn hochzuheben. Die Abfälle, die um die kleine Grube verstreut waren, wo er Nichtverbrennbares deponierte, bemerkte er nicht.
    Der Grund ihres Besuchs wurde am ersten Abend gar nicht erwähnt. Erst galt es, die durch Zeit und Entfernung gelockerten Familienbande wieder enger zu knüpfen. Sie sprachen über die vergangenen Jahre, über Larrys alte Freunde, die Insel, seinen Job und die Kinder.
    Diane hörte schweigend zu, zeigte höfliches Interesse, wenn Tom oder Frieda eine ihrer Geschichten erzählten, und lachte, wenn es geboten war. Währenddessen überlegte sie, welche neue Frisur ihr am besten stehen würde, und fragte sich, ob das einladende Lächeln des neuen Friseurs im Salon nur Freundlichkeit war oder mehr.
    Verstohlen musterte Frieda ihre Schwiegertochter. Sicher, sie war sehr hübsch, wie ein Fotomodell in den Magazinen. Aber auch kalt. Diane war überhaupt nicht der Typ von Frau, den Frieda sich für ihren Sohn gewünscht hatte. Viel zu sehr Stadtmensch. Das Herz ihres Sohnes hingegen, das glaubte sie aufrichtig, würde immer der Insel gehören.
    »Habt ihr in letzter Zeit etwas von Kenny gehört?« fragte Larry.
    Tom seufzte. »Er ist noch in Connecticut. Was er da macht, weiß ich nicht.«
    »Weiß er immer noch nicht, was er tun will?«
    »Vor allem will er sich amüsieren.«
    Diane beobachtete Frieda, als sie zum Küchenschrank ging. Ihre Schwiegermutter mochte sie nicht, und Diane verstand auch, warum. Es machte ihr nichts aus. Larry war jetzt ihr Eigentum, sie lebte mit ihm, und nur das zählte.
    Tom zuckte mit den Schultern. Kenny. Die größte Enttäuschung seines Lebens. »Er hat einfach keine Entschlußkraft«, sagte er und beendete damit das Thema.
    Nach dem Essen plauderten sie noch eine Weile, legten dann die Kinder schlafen und gingen auch selbst zu Bett.
    Diane lag mit dem Rücken zu Larry und schmiegte sich an ihn. Er vergrub sein Gesicht in ihrem dunklen Haar und atmete seinen Duft ein. Nach all diesen Jahren – nach zehn Jahren, dachte er, passen wir immer noch gut zusammen. Er ließ seine Hand unter ihre Pyjamajacke gleiten und begann ihre Brust zu streicheln. Ihre Brustwarzen richtete sich unter seiner Berührung auf.
    Er zog sie näher an sich und ließ seine Hand an ihrem Körper nach unten wandern, küßte ihren Nacken.
    Sie räkelte sich wohlig, schien dann zu erwachen und machte sich von ihm frei. »Nicht bei deinen Eltern«, flüsterte sie.
    Er sagte nichts, zog aber seine Hand unter ihrem Pyjama hervor und ließ sie auf ihrer Hüfte ruhen. Minuten später zog er seine Hand gänzlich zurück und rollte
    sich auf die linke Seite. Den Rest der Nacht schliefen sie Rücken an Rücken.
    In dieser Nacht verlor der kurzhaarige Terrier-Mischling, der eine Zeitlang Jake genannt worden war, seinen Kampf. Wie der Vater an jenem zweiten Septembersonntag gehofft hatte, war es dem Hund nach einigen Stunden gelungen, sich loszureißen. Er folgte der Spur des Vaters zum Haus zurück, fand es aber verschlossen und leer.
    Die erste Nacht verbrachte er einsam und frierend vor der Tür. Am nächsten Tag irrte er verzweifelt umher, bis er an die anderen Hunde geriet. Zunächst hatte er sich vor den größeren Hunden der Meute gefürchtet, doch allmählich vertraute er ihnen. Er lernte, wie sie zu jagen, und fing zusammen mit ihnen Eichhörnchen und Kaninchen.
    Von Anfang an hatte sich der große Schäferhund seiner angenommen. Jake war der zweitkleinste Hund, und das Leittier sorgte dafür, daß er bei jeder Beute seinen Anteil erhielt. Als dann der Schnee kam, wurde ihr Fangerfolg immer geringer.
    In der Nacht drängte er sich an den schützenden, wärmenden Leib des Schäferhundes. Es war ein ganz simples Verhältnis. Der kleine Hund brauchte Hilfe, der große Hund gab sie ihm.
    Doch auf die Dauer half ihm das nichts. Er war einfach zu klein, um so einen harten Winter auf dieser Insel zu überleben. Selbst wenn er genug zu fressen gehabt hätte, wäre die Kälte zu groß für ihn gewesen -wie für die anderen kleinen Hunde bis auf den Dachshund, der vor Kraft zu strotzen schien.
    Aber Jake hatte gar nichts zu fressen. Er hatte
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