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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade
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Dio Shefferman lächelte. Aber sein Lächeln war wie Eis. Seine Augenhöhlen warfen tiefe Schatten. Die Lippen waren verzerrt und schimmerten gespenstisch in dem blauroten Licht der Geisha-Bar. Er hielt krampfhaft ein Glas in der Hand, als wollte er es mit seinen groben Fingern zerquetschen.
    Es war zwei Uhr nachts, die Geisha-Bar war fast leer. Der Keeper schob sich dicht an Shefferman heran.
    »Du bist Lil Hogan ganz schön auf den Leim gegangen«, sagte er.
    »Was soll das heißen?« fragte Shefferman gereizt.
    »Ich wette meinen Laden gegen deine dreckigen Dollars, daß draußen die Cops auf dich warten«, flüsterte der Keeper.
    Dio Shefferman faßte blitzschnell über die' Theke und zog den Keeper an dessen Krawatte heran.
    »Was du nicht sagst!« fauchte Dio. »Woher weißt du das? Los, ’raus mit der Sprache, oder hast du mich etwa verpfiffen?« Er stieß den Keeper wütend gegen das Regal hinter der Theke. Die Gläser schepperten in den Fächern.
    Der Keeper rückte die Krawatte zurecht. »Ich an deiner Stelle würde schnellstens verschwinden«, sagte er.
    Shefferman starrte finster vor sich hin. Plötzlich legte sich ein entschlossener Ausdruck auf sein Gesicht. Er gab dem Keeper einen Wink.
    »Ruf diese Nummer an!« sagte Dio. Er schob dem Wirt einen Zettel über die Theke. »Crazy Charles meldet sich. Sag, daß ich hier auf ihn warte. Dann können die Cops kommen. Ich werde ihnen einen Streich spielen, an den sie noch an ihrem Todestag denken werden.«
    Wortlos ging der Keeper zum Telefon.
    Hinter Shefferman plärrte die Musikbox. Es roch nach schalem Bier, nach Schweiß, nach Parfüm und Tabak. Der Dunst hing in den Lampen, die tief über den kleinen Tischen baumelten. Rote Tapetenfetzen hingen an den Wänden. Der Fußboden war grau und sandig. Es knirschte unter den Füßen des tanzenden Paares. Es waren außer Shefferman die einzigen Gäste. Die Vorhänge an den schmalen hohen Fenstern waren grau und rochen nach Schmutz.
    Der Keeper kam zurück. »Crazy Charles ist sofort hier«, meldete er.
    »Okay«, sagte Sheferman und stellte geräuschvoll das Glas auf die Theke. »Und jetzt schließ den Laden!«
    ***
    Seit drei Tagen überwachten wir die Geisha-Bar in der Walcott Street.
    Die Walcott Street liegt in der häßlichen Hafengegend Süd-Brooklyns, dicht am Ufer der Gowarius Bay. Der Wind trägt fortwährend den fauligen Geruch des brackigen Wassers der Hafenbecken herüber. Die Häuser starren vor Schmutz. Staub treibt ständig durch die Straßen und zwingt die Menschen, Tür und Fenster geschlossen zu halten.
    Wir warteten auf den Gangsterboß Shefferman.
    Er verdiente am Handel mit gestohlenen Autos. Sein Geschäft wickelte sich über Strohmänner ab. Es hatte Wochen gedauert, um seiner Gang auf die Spur zu kommen.
    Dann schlugen wir zu. Wir faßten einige Bandenmitglieder und ein paar Strohmänner. Der Boß der Bande war uns jedoch durch die Maschen geschlüpft. Sein Geschäft war zwar durch die Festnahme seiner Leute stark lädiert worden, aber wir wußten, daß es Ihm nicht schwerfallen würde, neue C iangster aufzutreiben.
    Lil Hogan, die Exbraut Sheffermans, hatte von den Verbrechen ihres ehemaligen Bräutigams erfahren. Sie war sofort bereit gewesen, uns zu helfen- Seither beobachteten wir das Haus, denn es war naheliegend, daß Shefferman Lil Hogan aufsuchen würde.
    Die Chance, ihn heimlich zu beobachten und im richtigen Moment zuzufassen, war gering, aber sie war unsere einzige Hoffnung.
    Leider hatte nicht nur Lil die Brutalität ihres früheren Verlobten unterschätzt.
    Kurze Zeit später wurde in bestimmtem Rhythmus an die Tür des Lokals geklopft. Der Keeper stolperte zur Tür und öffnete.
    Crazy Charles war ebenso groß wie Shefferman. Er hatte kantige, häßliche Backenknochen, ein breites Gesicht mit lippenlosem Mund und hervorstehenden Zähnen.
    Er war nie rasiert. Barthaare, die im Laufe der Zeit zu lang wurden, schnitt er mit der Schere ab. Um seine Mundwinkel lag ein ständiges Grinsen.
    »Hallo, Boß!« sagte er.
    »Ist dir jemand gefolgt?« fragte Shefferman.
    »Gibt’s bei mir nicht.«
    »Okay! Zieh dir meinen Mantel über! Und um, die Sache perfekt zu machen, nimmst du auch Melone und Schirm.«
    Crazy Charles holte den schweren Cut vom Garderobenständer. Dem Mantel sah man an, daß er vierhundert Dollar gekostet hatte. Crazy Charles zog ihn über. Die Me lone drehte er widerwillig in der Hand, ehe er sie auf seinen borstigen Schädel stülpte. Er blickte Shefferman
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