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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute
Autoren: David Fisher
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er glaubte, auftauchen zu müssen, berührte seine Hand die glitschige Bootsjacke. Er bekam sie zu fassen und zog Hirschfeld nach oben.
    Wasser kam aus Lens Mund und Nase. Kenny wußte, daß er Hirschfeld nicht allein retten konnte. Er klatschte ihm die offene Hand ins Gesicht. Len öffnete matt die Augen. »Verdammt noch mal, tu doch was!« schrie Kenny ihn an.
    »Ich kann nicht«, jammerte Hirschfeld.
    Noch einmal holte Kenny aus, als eine Welle sie gegen das Boot warf. »Hör auf, Kenny. Hör auf, flehte Hirschfeld.
    »Steig da rauf, du Schlappschwanz. Rauf da!«
    »Laß mich los – laß mich doch los.«
    Wütend drückte ihm Kenny den Kopf unter Wasser. »Du gottverdammte Flasche!« schrie er. »Mach, daß du raufkommst! »
    »Laß mich – laß mich ...«
    Kenny klatschte ihm noch einmal die Hand ins Gesicht.
    Resigniert, mit geschlossenen Augen tappte Hirschfeld nach den Planken des Bootes.
    »Versuch es!« schrie Kenny und stemmte sich gegen den schweren Körper. Mit letzter Anstrengung gelang es ihm, Hirschfeld auf den Bootsrumpf zu schieben.
    Erschöpft kletterte er ihm nach. Für den Augenblick waren sie gerettet. Und wieder war er ein Held, wie in Vietnam. Der Gedanke ließ ihn die Kälte nicht spüren.
     
    Aus dem Telefonhörer kam kein Ton. Hilflos warf Diane ihn auf die Gabel zurück. Das Kabel. Erst jetzt fiel es ihr ein.
    Es war schon fast komisch.
    Warten. Das war das einzige, was sie noch tun konnten. Sie setzte sich zu ihrem Mann und begann zu beten. Aber sie hörte gleich wieder auf. Irgendwie kam ihr das lächerlich vor.
    »Wie geht es ihm?« Friedas Stimme erschreckte sie. Daß noch andere Leute im Haus waren, hatte sie fast vergessen.
    »Er braucht rasch Hilfe«, sagte sie.
    »Aber es ist doch nicht lebensgefährlich?« Es war mehr eine Bitte als eine Frage.
    Eingesperrt in ihrem eigenen Haus, dachte sie plötzlich erbittert. In ihrem Haus. Diese Meute hatte ihren Mann getötet. Und jetzt hatte sie ihren Sohn so zugerichtet. Länger würde sie sich das nicht mehr gefallen lassen, dachte sie, außer sich vor Zorn.
    An ihrer Schwiegertochter vorbei, ging Frieda Hardman zur Tür, öffnete sie und trat hinaus.
     
    13.
 
    Als Diane bemerkte, was Frieda vorhatte, war es zu spät. Sie konnte sie nicht mehr aufhalten.
    Die Hunde sahen Frieda sofort. Der Dachshund kläffte sie an, der Dalmatiner knurrte drohend. Aber keines der Tiere bewegte sich von der Stelle. Erst mußten sie ihre Absicht erkennen, ihre Angst wittern.
    Doch Frieda hatte keine Angst mehr vor ihnen. Ihr Zorn hatte alle anderen Empfindungen verdrängt. Langsam, fast lässig, ging sie durch den Hof.
    Der Schäferhund nahm sofort ihre Witterung auf.
    Doch sie war anders – das war nicht der Feind. So hielt er sich und die Meute zurück.
    Frieda ging direkt auf den grauen Hund zu. Sie wollte ihn züchtigen und bestrafen. Doch dann wurde ihr klar, das das gar nicht ihre Absicht war. Sie würde den Wagen holen. Das Auto würde das Leben ihres Sohnes retten. Sie würde damit vor das Haus fahren und alle in Sicherheit bringen. Was mit den Hunden geschehen sollte, würde man sehen.
    Sie ging ganz nahe an dem Schäferhund vorbei, wobei sie ihn Unverwandt ansah. Die anderen Hunde warteten. Ein kleiner Windstoß stülpte den Kragen ihres roten Tuchmantels hoch.
    Der graue Hund war größer, als sie gedacht hatte. Sein Fell war noch von dem Blut ihres Sohnes verkrustet. Sein Maul stand offen, und sie sah, wie gleichmäßig und scharf seine Zähne waren. Er war ein furchteinflößendes Tier. Und dennoch hatte sie keine Angst.
    Diane schaute fassungslos zu, wie ihre Schwiegermutter an der Meute vorbeiging. Einen Augenblick lang gab es für sie keinen Larry, keine Hunde -nur diese wunderbare Frau.
    »Mammy, Mammy, weißt du, was Corny...« Josh kam in die Küche gerannt.
    Erschrocken fuhr Diane herum. »Sei ruhig!« flüsterte sie.
    Der Junge begann zu weinen. Diane, die fürchtete, daß das die Hunde beunruhigen könnte, nahm ihn tröstend in ihre Arme und brachte ihn wieder in sein Zimmer. Dann kehrte sie zum Fenster zurück.
    Der Schäferhund war aufgestanden, und einen Augenblick lang glaubte Diane, daß er angreifen würde. Sie unterdrückte einen Warnschrei. Aber das Tier stand nur hechelnd da und beobachtete die fremde Gestalt, die auf den Steg zuging.
    Frieda dachte nur eines – mein Sohn. Ich werde ihn retten.
    Nervös warteten die anderen Tiere auf Signale ihres Anführers, aber der graue Hund stand nur regungslos da und sah Frieda
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