Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
NEON - Unnützes Wissen

NEON - Unnützes Wissen

Titel: NEON - Unnützes Wissen
Autoren:
Vom Netzwerk:
VORWORT
    Unser Gehirn lässt uns regelmäßig verzweifeln. Da besitzen wir ein wirklich komplexes und großartiges Organ, in dem 100 Milliarden Nervenzellen durch 100 Billionen Synapsen miteinander verbunden sind und bis zu 10 16 analoge Rechenoperationen pro Sekunde bewältigen können. Ein Werkzeug, dass ganz ähnlich gebaut zum Beispiel Leo Tolstoi dazu befähigte, »Krieg und Frieden« zu schreiben, oder Johann Sebastian Bach in die Lage versetzte, zeitlos schöne Kantaten zu komponieren, oder Philipp Lahm bei der Fußball-EM 2008 im Halbfinale gegen die Türkei zu der gescheiten Entscheidung führte, den spielentscheidenden Schuss unhaltbar in die kurze Ecke zu setzen. Und dieses großartige Werkzeug hat selbst in unserer vergleichsweise bescheidenen Alltagswelt schon Großartiges geleistet: diese überraschende Drei plus in einer versetzungsrelevanten Mathe-Klausur! Das sensationelle Remis gegen den besten Schachspieler im Stadtpark! Die blitzsaubere Steuererklärung fürs Vorjahr! Die bestechende Argumentation in der Samstagvormittag-Haustür-Diskussion mit den Herren der Zeugen Jehovas (und das trotz üblem Kater!) – es gab schon berechtigte Gründe zur Zufriedenheit.
    Aber dann passiert auch so was: Einkaufsliste zuhause vergessen, trotzdem in den Supermarkt gefahren – die Zutaten für »Hühnchen Frank Sinatra« sollten kein Problem sein, haben wir schon hundertmal zubereitet – und dann … verdammt, verdammt, verdammt. Wir wissen, dass da neben Hühnchen, Spaghetti, Limetten, Zitronen, Chili und Knoblauch noch etwas anderes dringend notwendig ist … aber was? Es fällt uns einfach nicht ein.
    Nicht dass unser Hirn gerade abgeschaltet hätte, oh nein! Wir könnten jetzt zum Beispiel die 2. Binomische Formel aufsagen (a minus b zum Quadrat ist gleich a zum Quadrat minus zwei mal a mal b plus b zum Quadrat). Oder sämtliche Autos aufzählen, die wir in unserem Leben je besessen haben, und zwar in der richtigen Reihenfolge! Oder sämtliche unregelmäßig konjugierten französischen Verben benennen. Aber leider hilft uns das jetzt nichts. Wir brauchen diese eine fehlende Zutat zu »Hühnchen Frank Sinatra«, sonst gibt’s heute Abend nichts zu essen.
    Erstaunlich, wie viel Informationen wir mit uns umherschleppen, die wir so gut wie nie benötigen. Es ist ungefähr so, als würden wir im Hochsommer ständig mit einem Schrankkoffer voll Skiklamotten am Badesee ankommen – und weil wir an diesem Koffer so schwer zu schleppen haben, war es uns unmöglich, auch noch eine Badehose einzupacken. Auch wenn uns Wissenschaftler und Ärzte ständig einreden wollen, dass unser Gehirn eine großartig konzipierte Rechenmaschine sei: Wir haben manchmal den Verdacht, dass es falsche Prioritäten setzt.
    Man könnte der NEON-Redaktion nun vorwerfen, diesen Effekt mit der Sammlung »Unnützes Wissen«, die seit fünf Jahren in jeder Ausgabe des Magazins und auf NEON.de steht, noch zu verstärken. Dass wir also mit Informationen wie »Die Nationalhymne Griechenlands umfasst 158 Strophen« oder »Giraffen und Menschen verfügen über diesselbe Anzahl von Halswirbeln« die Gehirne der Leserinnen und Leser so weit fluten, dass diese wesentliche Informationen nicht mehr speichern können.
    Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall. Die Rubrik mag »Unnützes Wissen« heißen. Die Fakten mögen auf den ersten Blick von fragwürdigem Wiederverwertungswert sein. Scheinbar beantworten sie Fragen, die man sich noch nie gestellt hat. Aber nehmen wir nur mal die alltägliche Situation, bei einem Abendessen eingeladen zu sein und dummerweise zwischen zwei Menschen zu sitzen, die man noch nie gesehen hat. Jetzt könnte man natürlich versuchen, eine Unterhaltung mit seinem Fachwissengerümpel zu unregelmäßig konjugierten französischen Verben oder Binomischen Formeln zu beginnen. Viel Glück dabei! Wir sagen einen einschläfernd langweiligen Abend voraus.
    Die Alternative? Man wirft zu einem geeigneten Augenblick in die Runde: »Wusstet Ihr, dass das Verbot, im Parlament zu sterben, 2007 zum lächerlichsten Gesetz Großbritanniens gewählt wurde?« Sofort kann sich daraus eine spannende Unterhaltung ergeben: über Gesetze (»Die Reform des Hufbeschlaggesetzes von 1940 wurde vom Deutschen Bundestag 2006 mit einem Papieraufkommen von 20000 Blatt vollzogen«), über den Tod (»Der Diätexperte Robert Atkins war laut eines medizinischen Berichts zum Zeitpunkt seines Todes übergewichtig«), oder über seltsame Briten (»Die drei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher