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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn
Autoren: Jon Land
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Prolog
    Die Dunkelheit senkte sich herab wie ein schwarzes Leichentuch, das über den Dschungel geworfen wurde.
    Drew rannte. Der Regen hatte den Boden in Schlamm verwandelt, und seine Füße platschten geräuschvoll durch die Pfützen. Er vergaß seine Tarnung, die erste Lektion. Die Jagd war jetzt unvermeidlich. Er mußte sie für sich entscheiden.
    Wie viele noch übrig waren, konnte er nur vermuten. Er wußte, daß Mace darunter war. Mace war der Beste. Drew packte seine Uzi fester und preßte sich gegen einen Baum, dessen Zweige einen gewissen Schutz gegen den Wolkenbruch boten.
    Blitze zuckten und verursachten einen verwirrenden Moment lang Helligkeit. Drew bewegte sich leise von dem Baum in Richtung Pfad zurück. Der Regen trommelte wieder auf ihn ein, aber er gewöhnte sich schnell daran. Seine Uniform war bis auf die Haut durchnäßt, sein kleiner Rucksack war mit Wasser vollgesogen und hing herunter. Seit fünf Tagen war er nun schon im Dschungel, und es hatte die ganze Zeit hindurch geregnet. Aber ein Ende zeichnete sich ab.
    Ein Zweig knackte im Schlamm hinter ihm. Drew wirbelte herum. Seine Finger fanden den Abzug seiner Uzi. Die dunkle, mit Schlamm bedeckte Gestalt sprang auf ihn zu. Drew feuerte einen Stoß in ihren Magen. Die Gestalt fiel zu Boden, unsichtbar in der Dunkelheit.
    Drew trat zurück, seine Uzi auf den reglosen Körper gerichtet. Donner grollte. Bäume ragten neben ihm auf. Drew drehte sich um.
    Es war die Drehung, die ihn rettete. Der Mann, der seinen Arm von hinten heranschlängelte, war gezwungen, seine Bewegung so zu verändern, daß Drew ihn wahrnehmen konnte. Reiß den Gegner an der Kehle nach hinten, während du deine Klinge in sein Rückgrat treibst – diese Bewegung war so zwingend wie klassisch. Aber Drew wußte, daß sie jetzt kommen würde, drehte sich zur Seite und lenkte die Klinge ab, als sie hochkam. Dann rammte er den Lauf seiner Uzi in den Bauch des Angreifers. Der Mann stöhnte, und Drew knallte ihm das rechte Knie auf den Solarplexus. Der Mann ging zu Boden.
    Im gleichen Moment war Drew hinter ihm und setzte ihm das Messer an die Kehle.
    »Wie viele? Wie viele sind noch übrig?« fragte er flüsternd.
    Schweigen.
    »Nur drei«, krächzte der Mann endlich.
    »Wer?«
    »Du, ich … Mace.«
    Drews Lippen zuckten. Es gab also nur noch die beiden … Ohne Zeit zu verlieren, zog er eine Schnur aus seinem Rucksack und fesselte den Mann, Hände und Füße zusammengeschnürt und beide Schnüre um seinen Hals gespannt, so daß jeder Befreiungsversuch die Schlingen fester anziehen würde. Drew schleppte ihn ins Unterholz und vergewisserte sich, daß sein Gesicht nicht im Wasser lag. Dann war er wieder unterwegs.
    Unglaublich, aber der Regen schien noch stärker zu werden. Er konnte nicht weiter als ein paar Schritte geradeaus sehen, aber eine Taschenlampe zu benutzen wäre so, als würde er sich Mace auf einem Silbertablett servieren. Aber vielleicht war gerade das die Lösung! Etwas Dummes tun, um Mace herbeizulocken. Ihm eine Falle stellen. Nein, Mace war zu clever für eine solche Masche. Drews beste Chance bestand darin, weiter in Bewegung zu bleiben und dabei die erste Lektion zu beachten. Mit sicheren Schritten und die Uzi jederzeit bereit. Im Nahkampf, wozu es sicherlich kommen würde, war ihm Mace vielleicht weniger überlegen. Außerdem konnte der Regen eine Art Ausgleich bewirken. Wieder zuckten Blitze und Drews Herz mit ihnen. Erneut auf dem Pfad, wischte er sich mit dem Unterarm über die Augen.
    Sein nächster Schritt fühlte sich völlig falsch an. Er stieß auf etwas Hartes in dem weichen Boden. Was dann folgte, registrierte sein Gehirn wie einzelne Bilder eines Films.
    Erst, wie Mace seine Stiefel packte und ihn zum Straucheln brachte, dann, wie Mace aus dem Loch, in dem er gewartet hatte, über ihm auftauchte und schließlich, wie Maces Klinge sich auf seine Kehle zubewegte. Für einen Moment glaubte Drew, er könne den Stoß abfangen. Aber als er seine Arme hochriß, führte Mace die Klinge blitzschnell an ihnen vorbei und riß sie in einem engen Boden seitwärts. Drew fühlte den Stich, und seine Hände zuckten verzweifelt zur Kehle. Er fiel geschlagen zurück.
    Mace stand auf und rieb den Schlamm von seinen Armen und seinem Gesicht. Sein Lächeln wurde zu einem Lachen, und er streckte Drew die Hand entgegen.
    »Komm, Junge, laß dir von einem alten Mann aufhelfen.« Drew ergriff sie und ließ sich von Mace hochziehen. »Du hast gewonnen – wieder
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