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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn
Autoren: Jon Land
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verbundenen Passagen von Oberschenkel und Brust. »Trelana war heute hier«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Weißt du, weshalb er kam?«
    »Er erzählte es mir in groben Zügen, als ich heute morgen mit ihm sprach.«
    »Dann kann ich dir ja die genaueren Einzelheiten berichten.« Drew beugte sich leicht vor. »Er sagte, er könnte mir zu einer neuen Identität verhelfen: neuer Name, neue Sozialversicherungsnummer, eine ganz neue Lebenschance. Mit anderen Worten, ein neuer Start, und dasselbe will er auch für Pam tun, sobald es ihr besser geht.«
    »Man sagte mir, ihre Aussichten seien günstig.«
    »Oh, sie wird am Leben bleiben, genauso wie ich.«
    »Man hat mir auch gesagt, ihr hättet erst einmal miteinander gesprochen.«
    Drew antwortete nicht gleich. Er schien nach einer Erklärung zu suchen. »Der Mann, den sie geliebt hat, und der sie auch liebte, existiert nicht mehr. Ich kann nicht einfach wieder ich selbst sein, weil er gegangen und so gut wie tot ist. Jetzt gibt es da einen Fremden an seiner Stelle.« Drew blickte zu Boden und schaute dann wieder auf. »Trelana bietet mir eine ganz neue Lebenschance«, wiederholte er. »Das Problem besteht nur darin, einen Grund zum Leben zu finden.«
    »Es ist leichter, einen dafür zu finden, daß man nicht stirbt.«
    »Sehr tiefsinnig.«
    »Einfach notwendig.«
    Drew erhob sich und ging zum Geländer der Veranda. »Es läuft alles auf Haß hinaus, nicht wahr, Peter? Damals im Söldnercamp sagte mir Mace, daß es der Haß sei, der einen antreibt und damit am Leben hält. Ich verstand nicht richtig, wie er das meinte – bis heute. Es ist nicht so sehr Haß, sondern der Mangel an Liebe. Ich kann einfach keine Liebe mehr empfinden. Ich denke an den Menschen zurück, der ich einst war, ehe all dies begann, und ich kenne ihn nicht einmal mehr.« Drew verfiel in einen mehr geschäftsmäßigen Ton. »Trelana sagte, meine Zukunft hänge davon ab, wieviel noch vom Rat übrig ist. Er sagte, ich solle mit dir darüber sprechen, was du beim Schloß gefunden hast, ehe ich … meine Entscheidung treffe. Du hast es doch gefunden, nicht wahr?«
    Der Timberwolf nickte. »Ich fand, was davon übriggeblieben ist. Es sind heute nur noch Schutt und Trümmer übrig, auf denen noch einige Zinnen und Türme erkennbar sind.«
    »Elliana?«
    Waymann nickte traurig. »Sie hat das Hauptquartier des Rates ausgelöscht, wodurch sich erklärt, warum das ›Go‹-Signal für die zweite Phase der Aktion Pulverfaß niemals gegeben wurde. Um es so gründlich zu zerstören, muß sie im Innern zusammen mit dem Gegner in der Falle gesessen haben. Ein großer Verlust. Sie war die Beste.«
    »Dich eingeschlossen?«
    »Jeden in diesem gottvergessenen Job eingeschlossen. Sie gab niemals auf, wenn sie sich ein Ziel gesetzt hatte. Dadurch war sie etwas Besonderes.«
    »Dann hat sie es vollendet …«
    Der Timberwolf erhob sich und kam zu Drew ans Geländer. »Nicht ganz. Da draußen gibt es noch die achtundzwanzig Stationen mit ihren tödlichen Vorräten an Pulver. Die Kommandozentrale des Rates ist dahin, und damit haben sie das Wichtigste verloren, das es für sie gab: die Organisation. Aber die können sie neu aufbauen. Irgend jemand wird die Kugel wieder ins Rollen bringen. Es ist unausweichlich.« Waymann blickte auf das Wasser hinaus. »Ich habe mit alldem seit fünfzehn Jahren zu tun. Ich habe ein Dutzend Räte und an die hundert Corbanos erlebt. Alle sind machtbesessen und davon überzeugt, sie seien die einzigen, die wirklich wüßten, wie die Welt zu lenken sei. Das wirklich Schlimme daran ist, daß zuerst einmal unendlich viele Menschen sterben müssen. Und jedesmal sind es mehr.«
    »Dann ist es gut, daß Leute wie du … und Elliana … dabei sind, ihnen Einhalt zu gebieten.«
    Waymann lächelte nachdenklich. »Spare dir dein Lob, Junge. Wir sind keine Revolverhelden, die unschuldige Farmer vor mörderischen Ranchern schützen. Wir sind nichts weiter als Handlanger, die selbst mittendrin stecken. Ich habe schon seit langem aufgehört, ergründen zu wollen, was richtig ist. Alles, was ich sicher weiß, ist, was falsch ist.« Er zögerte. »Die Aktion Pulverfaß zum Beispiel.«
    »Das Pulver ist immer noch dort draußen, sagtest du, immer noch einsatzbereit?«
    »Aber nicht mehr lange. Wir kennen die Standorte, und Trelana stellt mir die Leute und die Ausrüstung zur Verfügung, die ich brauche, um sie zu vernichten – samt all ihrem Pulver.«
    Drew sah den Timberwolf von nahem an, ehe er sprach.
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