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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie
Autoren: Philip M. Bailey
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Einführung
    Ich hoffe, daß dieses Buch dazu beitragen wird, ein Bedürfnis zu befriedigen, das bisher nur sehr unzureichend erfüllt worden ist: das Bedürfnis der Homöopathen nach einer genauen und wirklichkeitsnahen Persönlichkeitsbeschreibung der homöopathischen Konstitutionstypen. Die alten Arzneimittellehren, auf die wir uns so sehr verlassen, beschreiben nur die gröbsten und extremsten Charakteristika der »Geistessymptome« eines jeden Mittels und lassen die subtilen Aspekte aus, die wir tatsächlich in der Psyche unserer Patienten finden. Ich hoffe, daß dieses Buch helfen wird, die Lücke zu füllen, und damit sowohl den Studenten als auch den praktizierenden Homöopathen einen besseren Zugang zu den realen Persönlichkeitsbildern eröffnet, statt bloße Karikaturen darzustellen.
    Nach meiner Erfahrung verstehen wir die Geistessymptome immer noch am wenigsten, und sie sind bei der homöopathischen Verordnung der am geringsten entwickelte Aspekt. Aber wenn es darum geht, einen Fall zu individualisieren und das Simillimum zu finden, sind die Persönlichkeitsmerkmale des Patienten mindestens ebenso wichtig wie die körperlichen Charakteristika. Allzuoft verschreibt man ein Mittel auf der Basis einiger weniger körperlicher Symptome und einer groben Vereinfachung der Persönlichkeit des Patienten, um dann festzustellen, daß das Mittel nicht wirkt. Das erweckt leider den Eindruck, daß die Homöopathie eine ungenaue und unzuverlässige Therapieform ist. Es fördert außerdem die unter Homöopathen relativ verbreitete Vorstellung, daß der Patient gleichzeitig zu verschiedenen Konstitutionstypen gehören kann und daß die entsprechenden Mittel ihm zu jedem beliebigen Zeitpunkt helfen werden. Das ist jedoch nur eine fadenscheinige Entschuldigung für Ungenauigkeit und führt dazu, daß der Homöopath bei der Fallaufnahme seine Analyse nicht bis zu dem Punkt führt, an dem er die Geistessymptome völlig verstanden hat.
    Zwar haben manche Patienten mehr als eine pathologische Schicht, und jede davon korrespondiert mit einem anderen Mittel, aber wenn man mit der Behandlung Erfolg haben will, müssen die Schichten in der richtigen Reihenfolgeabgetragen werden, und zu jedem Zeitpunkt wird die Persönlichkeit des Patienten primär der äußersten Schicht entsprechen, die die gegenwärtige Frequenz der Lebensenergie des Patienten repräsentiert.
    Indem man sich gründlich mit den Persönlichkeitsprofilen der wichtigsten Konstitutionsmittel vertraut macht, kann man sich als Homöopath/in endlose Stunden der Verwirrung und Unsicherheit bei der Fallaufnahme ersparen und sehr schnell zum richtigen Mittel finden.
    Die Charakterstudien in diesem Buch sind ausschließlich das Ergebnis meiner eigenen klinischen Erfahrung. Sie sind nicht aus irgendwelchen existierenden Arzneimittellehren abgeleitet, und sie unterscheiden sich manchmal beträchtlich von den klassischen Persönlichkeitsprofilen, die im Laufe der Jahre weitergegeben worden sind. Das hängt meines Erachtens damit zusammen, daß die ursprünglichen Mittelbilder immer wieder kopiert und von einem Lehrer zum anderen, von einer Arzneimittellehre zur anderen weitergereicht wurden, wobei die offensichtlichsten Charakteristika erhalten blieben und immer stärker hervorgehoben wurden, während die subtileren Aspekte verlorengingen, weil man sie nicht für so zuverlässig hielt. Außerdem ist das subtile Verständnis der Persönlichkeitszüge ein relativ modernes Phänomen, hervorgegangen aus Freuds Erkenntnissen über das Unbewußte und der anschließenden Entwicklung der Tiefenpsychologie. Das ist ein weiterer Grund dafür, daß in den alten Arzneimittellehren die Charaktereigenschaften nur in groben Zügen beschrieben sind. So wird Natrium muriaticum im allgemeinen als introvertiert dargestellt, aber mir sind viele stark extrovertierte Fälle dieses Konstitutionstyps begegnet. Ganz ähnlich wird Thuja meist als unangenehmer Charakter beschrieben, hart an der Grenze zur Psychose, während er in Wahrheit weitaus normaler und differenzierter ist. (Mir ist übrigens noch nie ein Thuja-Patient begegnet, der das Gefühl hatte, seine Beine seien aus Glas!)
    Bei der Beschreibung der Persönlichkeitsprofile habe ich versucht, die »Essenz« des jeweiligen Typus herauszuarbeiten. Man erkennt sie häufig auch dann, wenn keine besonderen lokalen Symptome vorliegen, und tatsächlich kann sie sogar zu den Lokalsymptomen in Widerspruch stehen. So ist die Essenz von Lycopodium
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