Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
und die Flammen hindurch konnte Ellie nichts entdecken, was sich noch bewegte.
    Sie kämpfte sich hoch und schaffte es so weit, daß sie sehen konnte, daß alle Displays erloschen und die Karten selbst zerstört waren. Keine einzige Kontrollampe war ganz geblieben. Von den zertrümmerten Maschinen sprangen Funken und züngelten Flammen. Der Kontakt mit Amerika war unterbrochen. Von diesem Punkt aus konnte die Aktion Pulverfaß jetzt nicht mehr ausgelöst werden.
    Ellies Zufriedenheit war nur von kurzer Dauer. Als sie sich mühte, wieder auf die Beine zu kommen, wurde sie von einer Salve von Schüssen getroffen. Sie brach zusammen und registrierte im Mund einen Geschmack von mit Blut vermischtem Speichel. Eine letzte Kugel erwischte sie noch im Zusammensacken, als der letzte der Wächter mit gezogener Pistole vorwärts strebte.
    Die Uhr! Den Knopf drücken!
    Ellie konnte zwar noch den Entschluß fassen, hatte aber nicht mehr die Kraft zur Ausführung. Söldner in blutbefleckten Khakiuniformen umgaben sie. Die Läufe ihrer Pistolen zeigten nach unten, als wollten sie sich abstimmen, wer von ihnen ihr Leben beenden sollte.
    »Hört auf zu schießen«, befahl eine Stimme aus den grauschwarzen Schatten unterhalb der Kommandozentrale.
    Konnte irgend jemand dort drinnen die Explosion überlebt haben oder zuvor geflüchtet sein? Offensichtlich war dies der Fall. Nur der Führer des Rates war dem Notausgang nahe genug gewesen, um entfliehen zu können. Ellie verwendete ihre letzte Lebensenergie darauf, die Augen offenzuhalten. Sie wandte sich in die Richtung der Stimme und sah zuerst ein Paar Stiefel, die sich näherten, und eine in Brusthöhe gehaltene Pistole.
    »Ich werde ihr den Rest geben«, sagte der Führer des Rates zu den Wachen, die eine Gasse bildeten, um ihn herantreten zu lassen.
    Er war jetzt ganz nahe, fast direkt über ihr, und Ellie reckte den Hals, um ihn anzusehen. Durch die Bewegung quoll noch mehr Blut zwischen ihren Lippen hervor. Sie fühlte, wie ihr der Atem ausblieb, und sie hustete das Blut weg. Durch den sich verziehenden Rauch und den Schleier des sich nahenden Todes hindurch heftete sich ihr Blick schließlich auf den Führer.
    Der Anblick ließ ihr das wenige verbliebene Blut gerinnen.
    Sie blickte in das Gesicht ihres Mannes – in das Gesicht von David.

34
    Der Meldeoffizier auf der Brücke drehte sich zu Corbano um.
    »Wir haben keinen Kontakt mehr mit dem Schloß, Sir.«
    »Versuch es noch mal!«
    »Das habe ich getan. Die Leitung ist tot.«
    »Verdammt!« schrie Corbano und trommelte mit den Fäusten auf der Kontrolltafel herum.
    Noch vor Minuten war alles wie am Schnürchen nach Plan gelaufen. Das Feuer der angreifenden Flotte hielt unvermindert an und verwandelte das Deck des Schiffes in ein Inferno, so daß sich – von den zähesten Kämpfern mal abgesehen – alle, die noch gehen konnten, in die Rettungsboote flüchteten. Die Angreifer schossen weiter unablässig auf Corbanos Schiff, das nunmehr kaum noch etwas anderes als eine Zielscheibe war. Und nun brach auch noch der Kontakt mit der Zentrale des Rates ab.
    Elliana Hirsch im Schloß, der Timberwolf hier … Irgendwie war es beiden gelungen, in Georgia zu überleben, und jetzt fiel ihnen die Aktion Pulverfaß zum Opfer. Corbano verschwendete keinen Gedanken an das Schicksal der Ratsmitglieder jenseits des Großen Teiches. Ihr Tod würde ihn nicht im geringsten berühren. Wenn aber deren Tod die Vollendung des Pulverfaß-Projekts verhindern sollte, wäre alles, wofür er all die langen Jahre gearbeitet hatte, verloren. Die Welt, die er sich herbeigesehnt hatte, würde niemals Realität werden.
    Corbano stieß einen Fluch aus.
    Aber er war noch nicht geschlagen. Es gab noch eine Chance, seine Vision zu verwirklichen. Zum Teufel mit dem Rat. Er hatte immerhin diese Ladung Pulver, und wenn er sie jetzt freisetzte, würde zumindest die nördliche Ostküste bis zum Morgen ausradiert sein. Washington, New York – Amerika konnte ohne sie nicht leben. Ein gewaltiges Chaos. Eine Nation würde verrückt spielen. Corbano konnte nach wie vor dafür sorgen.
    Er verließ eilig die Brücke.
    Der Timberwolf hatte den inneren Weg zur Brücke gewählt, um aus der Feuerlinie der Schlacht herauszubleiben, die an Deck tobte. Der Rauch hatte sich noch mehr verdichtet, und die Feueralarmglocken hatten vor einigen Minuten zu schrillen begonnen. Trelanas Kräfte hatten offensichtlich alles voll im Griff. Die angreifenden Schiffe setzten ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher