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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn
Autoren: Jon Land
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sie ihnen bis dahin vorenthielten. Aber jetzt stand der Rat hinter ihm.
    Da war Oberst Ismael Rouvella, Herrscher einer strategisch wichtigen mittelamerikanischen Nation und Visionär der Vereinigung aller Länder der Region unter sozialistischem Regime mit ihm selbst als oberstem Führer – ein Ziel, das jedesmal von den Vereinigten Staaten zunichte gemacht worden war. Bis jetzt. Bis heute.
    Dann war da Barton Hinkley Hunt, Führer einer wachsenden Gruppierung von Erzkonservativen, die den Reaktionären des rechten Flügels in Südafrika nahestanden und die Lösung der nationalen Probleme nicht in einer Lockerung der Apartheid sahen, sondern in der pauschalen Ausrottung der schwarzen Rasse. Der jahrelang als Fanatiker verschriene Hunt hatte kürzlich durch Polizeiaktionen, in deren Verlauf Tausende verwundet und weitere Tausende eingekerkert wurden, wachsenden Zulauf unter der Bevölkerung erhalten. Er war für rechtsradikale Organisationen in aller Welt zum Dreh- und Angelpunkt geworden. Nur in seinem eigenen Land war ihm die offizielle Unterstützung versagt worden – aus Angst vor weiteren amerikanischen Sanktionen. Er glich einem General mit einer Armee von Soldaten, die er nicht einsetzen konnte … solange Amerika im Wege stand.
    Ellie vermochte ihren Augen kaum zu trauen. Vier Männer, verbunden durch den gemeinsamen unstillbaren Machthunger, der alle kulturellen und ideologischen Grenzen sprengte. Dazu noch der Nazi Heinrich Goltz – das war tatsächlich ein feiner Klub. Liberale und Konservative, Reaktionäre und Revolutionäre – all diese Gegensätze waren überbrückt durch den Ehrgeiz, Schicksal zu spielen und einen Platz in der Geschichte zu erringen, den nur der Rat zu bieten vermochte. Sie würden Amerika zerstören und daraus ihre eigene private Domäne machen, wo die Pläne von Verrückten ausgebrütet und ausgeführt werden konnten – ohne die Art von Vergeltung fürchten zu müssen, die bisher ihre Bemühungen stets erstickt hatte. Menschen, die mit ihren Anliegen bisher in den Untergrund der Gesellschaft verbannt worden waren und die jetzt ihre Sache in aller Öffentlichkeit vorbrachten. Wie viele Millionen konnten dazu gebracht werden, sich ihnen anzuschließen? Revolution, Anarchie, Krieg – alles würde gutgeheißen werden, denn eine solche Welt wäre für Menschen gemacht, deren Philosophien nicht nur Gewalt akzeptierten, sondern davon abhängig waren. Eine Welt, die schließlich ihnen allein gehören würde, wenn ihre Zahl wuchs, bis die festgelegte Zahl Zehn für den Rat erreicht war.
    Aber was war mit dem Anführer?
    Ellie sah, daß sich in der abgedunkelten Ecke des verglasten Befehlsstands etwas bewegte. Da saß ein Mann im Schatten. Seine Gesichtszüge waren nur vage zu erkennen.
    Plötzlich wurde die Aktivität in der Kommandozentrale hektisch. Das Blinklicht von Neuenglands Küste verwandelte sich von Blau in Rot. Eine Alarmsirene sprach an. Dann dröhnte eine Stimme durch den gesamten Raum:
    »Gesamtpersonalbericht an Notstationen. Einsatzort Prudence Island ist unter Beschuß! Einsatzort Prudence Island wird angegriffen!«
    Der Timberwolf! schoß es ihr freudig durch den Kopf. Irgendwie hatte der Timberwolf Corbano gefunden und griff an!
    Freudentränen glitten ihr über die Wangen. Ein Knopfdruck an der Vorderseite ihrer Uhr würde das Hauptquartier des Rates in Schutt und Asche legen, und der Timberwolf war dabei, seine Rolle gleich gut zu erfüllen. Elliana verspürte Stolz und Freude.
    Im nächsten Moment schon verwandelte sich ihre Freude in Todesangst, als sich die Ratten, nach dem Imbiß gieriger denn je, auf sie stürzten. Die ersten Bisse durchdrangen ihre Lederstiefel und erreichten ihre Beine. Sie spürte die Tiere überall um sich herum, fühlte, wie sie sich in ihren Körper bissen und sich gegenseitig wegstießen, vom Blutgeruch ganz verrückt, um als erste an die Quelle zu gelangen. Sie mußte jetzt handeln!
    Das alte Metallgitter gab nach, als sie daran rüttelte, und fiel hinab in den Raum.
    Für Ellie spielte sich jetzt alles wie in Zeitlupe ab. Sie hatte ihre Uzi schon von der Schulter gerissen, als sich durch das Klirren von Stahl auf Fliesen die Augen aller auf sie richteten. Sie zögerte einen Augenblick, faßte sich dann aber und sprang vom Tunnel auf den Boden hinunter, wobei die Maschinenpistole bereits zu bellen begann. Mit ihrer ersten Salve löschte sie die Neonlichter an der Decke, wodurch der Raum nahezu in Dunkelheit getaucht wurde.
    Die
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