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Der weiße Neger Wumbaba

Titel: Der weiße Neger Wumbaba
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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Axel Hacke & Michael Sowa
    DER WEISSE NEGER WUMBABA
    Kleines Handbuch des Verhörens

    Verlag Antje Kunstmann
Malcolm, You Sexy Thing:
Wie dieses Buch entstand
    Jedes Buch braucht Leser, wenn es fertig ist. Aber dieses kleine Buch hier benötigte Leser schon, bevor es entstanden war, ja: Es hätte ohne die Leser gar nicht entstehen können.
    Und das kam so: In meiner Kolumne Das Beste aus meinem Leben veröffentlichte ich im Magazin der Süddeutschen Zeitung eines Tages etwas über das Falschhören von Liedtexten, nichts Besonderes, nur ein paar gesammelte Erlebnisse darüber, wie es ist, wenn man Liedtexte eigentlich nie so versteht, wie sie vom Dichter oder vom Sänger oder von beiden gemeint waren. Sondern eben ganz anders…
    Auf diesen Text hin bekam ich viele Briefe, alle von Leuten, die schrieben, ihnen gehe es ganz genauso, immer verstünden sie Liedtexte falsch, jahrelang seien sie mit der ganz und gar falschen Version eines Liedes im Kopf durchs Leben gegangen, seit ihrer Kindheit hätten sie ein bestimmtes Lied nicht kapiert, nur durch einen Zufall habe sich das Missverständnis aufgeklärt. Dann schrieben sie mir, was sie gehört hatten, dazu den richtigen Text. Aus diesen Beispielen machte ich eine weitere Kolumne. Zu dieser Kolumne kamen aber nun noch viel mehr Briefe mit noch viel mehr Verhörbeispielen, aus denen ich dann zwei weitere Kolumnentexte machte, auf die hin ich so viele Zuschriften bekam, dass es für vier weitere Kolumnentexte reichte, woraufhin mich eine solche Menge von Briefen erreichte, dass ich daraus locker acht Kolumnen hätte machen können und…
    Das habe ich dann doch nicht getan, nicht ganz jedenfalls. Stattdessen haben wir hier nun dieses Büchlein, in dem sehr viele der Zuschriften von Lesern aus ganz Deutschland und anderswoher verarbeitet sind, und in dem wir diesem Phänomen ein wenig auf den Grund gehen wollen: dass so viele Menschen unsere Sänger, Dichter, auch die Kirchenmänner, überhaupt Vortragende aller Art nicht richtig verstehen. Dass man nach alledem durchaus für möglich halten kann: Überhaupt niemand versteht diese Texte je richtig. Dass wir es hier möglicherweise mit einem bisher unerkannten Massenphänomen zu tun haben.
    Dies vorweg.
    Nein, noch eines: Wenn einem so viele ganz fremde Menschen geholfen haben, ein Buch zu schreiben, dann möchte man ihnen herzlich danken.
    Also: Herzlichen Dank, meine Damen und Herren!
    Nun kommt aber die Geschichte, mit der vor Jahren alles begann. Die geht so:
    »Kürzlich las ich ein sehr witziges Buch von Rainer Moritz über den deutschen Schlager. Der Autor erzählte von einem Lied, das Freddy Quinn sang: Abschied vom Meer . Er hörte als Kind oft die dunklen Verse:
    ›Abschied vom Meer,
    von Wolken, von Winden, von Sternen…
    von Häfen, von Flaggenhof im Wind,
    von Kameraden, die unvergessen sind.‹
    Lange sann der Knabe Moritz über das zauberhafte Substantiv ›Flaggenhof‹ und die Frage nach, was ein ›Flaggenhof‹ sei, bis er, Jahre später, beim Wiederhören erkannte, dass Freddy gar nichtvon einem ›Flaggenhof im Wind‹ gesungen hatte. Sondern von ›Flaggen hoch im Wind‹.

    Als ich zur Grundschule ging, mussten wir ein Lied lernen, das uns die Lehrerin zu diesem Zweck mehrmals vorsang. Darin war von einem Boot die Rede, das im Wind trieb, steuerlos. Im Refrain die Zeile:
    ›… hat ein Ruder nicht dran.‹
    Wir sangen das Lied, ich sang besonders laut, ohne mir Gedanken über den Text gemacht zu haben. Als wieder mal der Refrain dran war, machte die Lehrerin ein Zeichen, alle hörten auf zu singen, bloß ich, der ich das Zeichen im Eifer übersehen hatte, sang allein, nein, ich schmetterte das Liedlein, und zwar schmetterte ich, das im Sturm treibende Schifflein betreffend, die Worte:
    ›… hat ein Bruder nicht dran.‹
    ›Was singst du da?‹, fragte die Lehrerin.
    ›… hat ein Bruder nicht dran‹, wiederholte ich. Erst in diesem Moment verstand ich, was für ein Nonsens das war. Aber da lachten alle schon. Auch die Lehrerin.
    Bloß ich nicht.
    Ich habe seitdem nie mehr ohne eingehende Textprüfung gesungen. Aber neulich sang Paola, meine Frau. Sie tanzte im Flur und sang einen alten Hit von Hot Chocolate , der geht so (besser: sie sang ihn so):
    ›I believe in nuckles,
    since you came along,
    you sexy thing.‹
    Paola singt sehr schön, ich liebe es, wenn sie singt. Ihre gute Laune steckte mich an. Ich stimmte ein und sang:
    ›I believe in Malcolm…‹
    ›Was singst du da?‹, fragte
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