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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles
Autoren: Tate Hallaway
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SONNE
    Schlüsselwörter:
    Das männliche Prinzip,
Ehemann und Männer im Allgemeinen
    Konnte ich mir wirklich vorstellen, einen Vampir zu heiraten?
    Der Diamantring an meinem Finger funkelte in der Morgensonne. Ich drohte mehr als einmal mit dem Rad im Straßengraben zu landen, weil mein Blick immer wieder auf den goldenen Reif fiel. Ich und heiraten?
    Das Problem war nicht, dass ich Sebastian nicht liebte. Es war mir leichtgefallen, Ja zu sagen, und ich hatte es ehrlich gemeint. Aber Sebastian war nun einmal ein Vampir, und, na ja, weder sein Leben noch das meine war besonders ehefreundlich. Ich pflegte gelegentlich mitten in der Nacht aufzustehen und abzuhauen, was jedoch in der Regel damit zu tun hatte, dass ich von vatikanischen Mördern, vom FBI oder einer Voodoo-Priesterin verfolgt wurde oder die Göttin, die in meinem Bauch Unterschlupf gefunden hatte, mal wieder jemanden zur Strecke bringen wollte.
    Aber seit ein paar Monaten war alles ganz ruhig und friedlich. Ich hatte sogar Verhandlungen mit dem Besitzer des okkultistischen Buchladens Mercury Crossing aufgenommen, dessen Geschäftsführerin ich bin, weil ich den Laden mithilfe meiner Notgroschen und eines Kredits aufkaufen wollte. Das hatte Sebastian vermutlich auf die Idee gebracht, den Bund fürs Leben zu schließen und sesshaft zu werden. Den Bund fürs Leben!
    Habe ich schon erwähnt, dass er ein Vampir ist?
    Während meine Gedanken weiter um die Geschichte mit dem weißen Kleid kreisten, kam plötzlich ein wilder Hund aus dem Graben gesprungen. Okay, eigentlich saß er einfach nur am Straßenrand und nagte an den sterblichen Überresten von Bambis überfahrener Mutter, aber als ich ihn sah, fiel ich fast vor Schreck vom Fahrrad.
    Zuerst dachte ich, es sei ein Wolf, doch dafür war das Tier eigentlich zu schmal und mager. Blut tropfte an seinem Kinn herunter, während es sich über den Rehkadaver beugte. Als sich unsere Blicke kreuzten, beschlich mich das sonderbare Gefühl, dass hinter den glitzernden, fremdartigen Augen ein scharfer Verstand lauerte.
    Und so tat ich, was jede Hexe getan hätte, in deren Bauch die dunkle Göttin Lilith wohnt: Ich kreischte wie ein kleines Mädchen.
    „Iiiiiih! Geh weg, du großes, unheimliches Vieh! Hau ab! Verzieh dich!“ Ich trat wie eine Verrückte in die Pedalen, ruderte mit den Armen und versuchte, groß und bedrohlich zu wirken und nicht die ganze Zeit zu denken: Gleich frisst er mich, gleich frisst er mich ...
    Der Wolf - oder was immer es war - legte den Kopf schräg und sah mich an, als hielte er mich für den größten Idioten von Mittelwisconsin. Dann verzog er sich gemächlich in das Maisfeld.
    Immerhin hatte mich die Begegnung mit dem wilden Tier dazu gebracht, mal zwei bis drei Minuten nicht an Sebastian zu denken. Doch sobald sich mein Puls wieder halbwegs beruhigt hatte, begann sich das Gedankenkarussell von Neuem zu drehen.
    Gab es überhaupt Wölfe in Wisconsin? Möglicherweise, aber war ich wirklich bereit für die Ehe?
    Die Sonne brannte erbarmungslos auf den Asphalt, und es war noch nicht einmal acht Uhr. Ich war schweißgebadet, als ich von meinem Fahrrad stieg. Ich lehnte es gegen den schmiedeeisernen Zaun, der den Stamm einer Buscheiche schützte, und machte mir nicht die Mühe, es abzuschließen.
    Es gibt sicherlich eine Menge Fahrraddiebe in Madison, aber in der State Street, wo sich Mercury Crossing befindet, herrscht eine Art Hippiementalität vor. Mein Rad wurde mir bisher erst ein Mal gestohlen ... und wieder zurückgebracht. Ich hatte es nur gemerkt, weil das geknackte Schloss gewissenhaft gegen ein neues ausgetauscht worden war.
    Dass man sich die Fahrräder hier „auslieh“, war einer der Gründe, warum ich Madison liebte. Außerdem erntete ich in dieser Stadt mit meinem Look höchstens mal einen flüchtigen Seitenblick. Ich trug einen blutroten Minirock und ein schwarzes, glänzendes, rückenfreies Oberteil, dazu Spinnennetzstrümpfe und schwarze High-Tops von Converse. Meine kurzen Haare waren schwarz gefärbt und standen strubbelig in alle Richtungen. Ein Mann, der einen Anzug trug und auf dem Weg zum Kapitol war - vielleicht ein Politiker -, grüßte mich im Vorbeigehen mit einem kurzen Nicken, wie man es in einer kleinen Stadt tut, auch wenn man sich nicht kennt.
    Ich liebte diesen Ort!
    Konnte ich mir vorstellen, als verheiratete Frau hier zu leben? Ich biss mir auf die Lippen. Darüber würde ich mir später Gedanken machen. Jetzt musste ich erst einmal
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